Frosch und Co. noch nicht ganz in Paarungs-Stimmung

  09.03.2017 Aargau, Mettauertal, Natur, Kaisten, Gansingen, Brennpunkt, Mettau, Etzgen

Von Bernadette Zaniolo

Bereits in Grimms Märchen «Der Froschkönig» wird der Frosch zu einer magischen Figur. Die bekannteste Amphibie der Welt ist jedoch wohl «Kermit» aus der Muppet Show. Showtime heisst es derzeit auch entlang vieler Strassen. Die Froschwanderung hat begonnen, wenn auch zögerlich. Damit die Frösche sicher zu ihren Laichplätzen gelangen, «wird viel ehrenamtliche Arbeit geleistet», so Kathrin Hochueli, Geschäftsführerin der Natur- und Vogelschutzorganisation «BirdLife Aargau». In Mettau werden die Froschzäune von Kantonsangestellten aufgestellt. «Viele unserer Vereine betreuen solche Zugstellen und sind auch für das Aufstellen der Zäune verantwortlich», sagt Hochueli.

An der Kantonsstrasse – von Etzgen kommend – eingangs Mettau wird die Zugstelle seit Jahren vom Natur- und Vogelschutzverein Güch Etzgen-Mettau betreut. Hier sind Präsident Rudolf Bölle und Vizepräsident Heinz Steinacher quasi zu «Froschkönigen» avanciert. Am letzten Freitag durfte die NFZ mit auf die morgendliche Kontrolltour. Diese war ernüchternd: kein Frosch wollte vor die Linse. Das lag aber weder an der Redaktorin, noch an Rudolf Bölle. «Es war eine frostige Nacht», so Bölle zur NFZ. Ideal sind «Feuchtigkeit und Wärme».

Dass bestätigt auch Meinrad Bärtschi. Er ist Präsident des Verbandes Oberfricktalischer Natur- und Vogelschutzvereine. In der Nacht vom 22. auf den 23. Februar war es warm. So warm, dass der Naturschutzexperte aus Gansingen auf der Heimfahrt über die Bürensteig zu seiner Frau sagte: «Hoffentlich sind die Zäune in Mettau schon montiert». Diese wurden gemäss Bölle jedoch erst am 23. Februar aufgestellt. Das ist laut Bärtschi auch nicht schlimm, denn es waren auch keine toten Frösche auf der Strasse zu sehen. Aber auf die Zählung der Tiere, die jeweils mit der Aufstellung startet, hätte dies sehr wohl einen Einfluss gehabt. Denn nach einer warmen Nacht können die Kübel entlang der Zäune schon mal randvoll sein.

In Mettau wurden bis am Dienstag 71 Tiere gezählt, davon fallen 50 auf die erste Zählwoche. Die Zählung dauert jeweils bis Ende März. Im letzten Jahr wurden während der Zählperiode gesamt 250 Tiere registriert. «Früher lag der Durchschnitt bei 700 Tieren. Wir hatten sogar schon über 1000 registriert», verrät Bölle der NFZ. Seit zirka drei Jahren seien die Zahlen jedoch rückläufig. Was den Naturschützer jedoch sehr freut, ist, dass heuer schon «zwei schöne Feuersalamander» dabei waren und auch schon acht Erdkröten. Die Laichzeit der Erdkröten beginnt jeweils erst gegen Mitte März.

Im Fricktal ist der Grasfrosch die häufigste Lurchenart. Im letzten Jahr hatte man gemäss Meinrad Bärtschi in Mettau einen schönen Bestand an Erdkröten. «Wenn man diese im Garten hat, so hat man eine wirkungsvolle biologische Schädlingsbekämpfung. Sie lieben Schnecken», verrät Bärtschi. Zudem sagte er, dass es bei den Zählungen von Jahr zu Jahr Schwankungen gebe. Dies beunruhigt den Naturschutzexperten jedoch nicht. Denn die Amphibienwanderungen finden während der ganzen Vegetationszeit statt, vom Frühling oder bereits von Ende Februar bis in den Herbst.

«Nahe am Aussterben»

Im Fricktal ist gemäss Bärtschi die Kreuzkröte «nahe am Aussterben». Sie lieben eher Tümpel also ein flaches Wasserloch, das auch mal austrocknet. Die Kreuzkröte ist sehr wärmebezogen. Ein ideales Gebiet wurde für sie vom Natur- und Vogelschutzverein Kaisten betreut, dies von Laufenburg kommend rechts vor dem Dorfeingang. Die Kreuzkröte laicht nicht immer im gleichen Monat, sondern von April bis August nur wenn die Witterung und das Laichgewässer für sie optimal sind.

Im Mettauer Weiher hat man einen schönen Bestand an Geburtshelferkröten. Diese wandern gemäss Bärtschi nur über kurze Distanzen. Im Mettauer Weiher wurden laut Rudolf Bölle in den letzten Tagen aber auch zwei natürliche Feinde gesichtet, der Fischreiher und Stockenten. Sie fressen den Froschlaich. Bei zirka 300 Eiern pro Laichballen müsse man jedoch keine Bedenken punkto Populationsverringerung haben.

Mikroklima in der Nacht

Früher kam es während der Hochsaison des Amphibienzugs entlang von viel befahrenen Strassen zu regelrechten Massakern. In Scharen lagen tote Frösche auf der Strasse. Seit zirka 20 Jahren gibt es im Aargau ein Amphibienschutz-Konzept. Zuständig für die Umsetzung ist Thomas Gerber von der Sektion Natur und Landschaft beim Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU). Wie Gerber, der im Fachbereich Arten und Lebensräume wirkt, im Gespräch mit der NFZ sagt, sei es seit Zählbeginn in diesem Jahr zwar sehr feucht gewesen, aber die Temperaturen würden noch nicht stimmen. «Das Mikroklima in der Nacht ist wichtig.» Die müsse mindestens fünf Grad sein. Deshalb ist es natürlich auch wichtig, wie warm es bereits am Tag war.

Im Aargau erfolgen die Amphibien-Zählungen an über 100 Stellen, vor allem an Zugstellen, die über die Kantonsstrasse oder andere wichtige Verbindungen führen. Gemäss Gerber werden dort vor allem die Grasfrösche und Erdkröten gezählt, da diese synchron ziehen würden. Bei den betreuten Zugstellen seien die Resultate der Zählungen immer ähnlich. Wie der Gansinger Naturschutzexperte Meinrad Bärtschi sagt auch Thomas Gerber, dass es infolge baulicher Veränderungen da und dort schon zu einem Rückgang an den Zählstationen komme.


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