von Rahel Schlagbauer

«Es kann brutal in die Hosen gehen», warnte Andreas Neeser zu Beginn und lachte etwas nervös. Man hätte auch niemandem einen Vorwurf machen können: Geübt wurde für diesen Abend nämlich nicht. Genau darin lag auch der Reiz, sowohl für die Künstler als auch das ausgewählte Publikum – in der kompletten Improvisation der Veranstaltung, welche den eigenartigen Namen «Vier und hier» trug. Eigenartig waren aber auch die Geräusche, welche Birgit Hauser (vocals), Alfred Zimmerlin (violoncello) und Bruno Huwyler (drums) produzierten und von sich gaben. Schloss man die Augen, wähnte man im einen Augenblick einen Frosch mit Schluckauf unter dem Stuhl, gleich darauf schien eine Tür zu knarren und jemand putzte die Fenster derart frenetisch, dass es quietschte. Erstaunlich, was die menschliche Stimme für Laute umfassen kann, wenn man seine Hemmungen ablegt, welche Töne einer Cellosaite entlockt werden können – zirpende Grillen, Kirchglockenschläge, eine Schiffsirene, Vögel in chromatischem Sinkflug.

Kratzen, treten, spucken

Im Mittelpunkt standen an diesem Abend immer wieder zwei Tiere: die Krähe und die Kuh. «Chratz doch, gingg doch, speuz doch», warf Neeser Hauser spontan einen Vers aus einem seiner Gedichte an den Kopf, wenn sie wieder Geräusche von sich gab wie ein furioser Wiederkäuer - und sie kratze, trat und spuckte. Dann verwandelte sie sich vor den Augen des faszinierten Publikums wiederholt in eine Krähe, während Neeser u.a. rezitierte: «Sätze stiegen auf/wie Vögel vom Schlafbaum.» Diese Verse schliesslich fassen die Improvisationen von Neeser und B.A.B. treffend zusammen – nie wusste man, was als nächstes kam, was einen erwartete – selbst die Künstler nicht. Und doch kam immer etwas, und dann schien es, als hätte es gar nichts anderes als eben dieses, aus unbewussten Tiefen Aufgestiegene sein können.