Jurapark fordert Neubeurteilung

  08.02.2017 Aargau, Herznach, Natur, Wegenstetten, Nordwestschweiz, Ueken, Bözen, Oberes Fricktal, Unteres Fricktal

von Bernadette Zaniolo

Bei den geplanten Deponien für sauberes Aushubmaterial handelt es sich um «raumrelevante Vorhaben, welche die Landschaft und Lebensqualität im Jurapark Aargau nachhaltig verändern und beeinträchtigen», halten die Verantwortlichen von Jurapark Aargau (JPA) in ihrer Stellungnahme zu den im Fricktal geplanten Deponien für sauberes Aushubmaterial fest. Ferner hätten sich die Gemeinden mit der Unterzeichnung des Parkvertrags dazu verpflichtet, die hohen Kultur- und Naturwerte zu bewahren und zu entwickeln. Die lokale Bevölkerung habe 2010 für die Mitgliedschaft ihrer Gemeinde beim Park gestimmt, weil sie Natur und Landschaft Sorge tragen wollen. Dies manifestiere sich nun im lokalen Widerstand, der das Unverständnis über die Planung zu den Deponiestandorten widerspiegle.

«Abgesehen von Entschädigungszahlungen an die Gemeinden und die betroffenen Grundeigentümer profitiert die lokale Wirtschaft in keiner Art und Weise von den Deponien, im Gegenteil, für die Region überwiegen die Nachteile. Die finanziellen Vorteile resultieren in erster Linie für die auswärtigen Deponiebetreiber. Dieses Ungleichgewicht ist aus unserer Sicht problematisch und in Frage zu stellen.»

 

Keine Fehl- sondern Überkapazität

Ein regionaler Bedarfsnachweis sowie eine regional abgestützte Standortevaluation seien gemäss Planungsbericht Grundvoraussetzung für die Ausscheidung eines neuen Deponiestandorts. «Gemäss Statistik des Kantons übertreffen die Importe von Kies und Aushubmaterial von ausserhalb des Fricktals und vom nahen Ausland jedoch den effektiven Anfall von Aushub im oberen Fricktal.» Unter Berücksichtigung dieses Sachverhalts könne nicht von einer Fehlkapazität von 1,35 Kubikmetern pro Einwohner ausgegangen werden (laut Planer und Betreibungsfirmen), sondern von einer Überkapazität von 0,47 Kubikmeter.

«Der notwendige Bedarfsnachweis basiert demzufolge auf irreführenden Zahlen und ist unzureichend.» Die grösste Sorge des JPA hinsichtlich der Deponieplanung basiert auf dem Umstand, dass diese insbesondere aus wirtschaftlichen Gründen (zu Gunsten der Deponiebetreiber) erfolgt ist und das öffentliche Interesse (Erhalt von Umwelt, Natur und Landschaft) weniger gewichtet wurde.

 

Beschönigende Worte

Der geplante Perimeter für die Deponie «Buech» in Herznach liegt unmittelbar am Siedlungsrand. Angesichts des erwarteten Mehrverkehrs von zirka 100 Lastwagen pro Tag sei diese Nähe inakzeptabel.  Das Gebiet Buech wird grösstenteils landwirtschaftlich genutzt. Einige Hecken und verschiedene Brachstreifen bilden wichtige Bindeglieder zwischen den umliegenden Naturschutzgebieten an den Südhängen.

«Angesichts der Auswirkungen auf Natur, Umwelt, Landschaft und Erholungsraum ist dieses Vorhaben mit zahlreichen, schwer lösbaren Konflikten verbunden.»

Der Standort Förlig in Bözen liegt abseits der Hauptstrasse. Ab Frick sind Hornussen, Bözen und Effingen auf der Kantonsstrasse von grossem Mehrverkehr betroffen. Für die Erschliessung kommt nur ein neuer Zugang über die Bahnhofstrasse in Effingen in Frage. Der bestehende naturbelassene Feldweg muss demzufolge für zwei sich kreuzende Lastwagen als Kantonsstrassen-ähnliche Zufahrt ausgebaut werden. Als Naherholungs- und Wander-gebiet wäre das Gebiet Waltern-Brüel entlang dem Sisslebach in Zukunft nicht mehr sicher begehbar. Gemäss den Jurapark-Verantwortlichen wären

100 bis 180 Hin- und Rückfahrten pro Tag erforderlich, um den Aushub zu deponieren.

Der Antrag des Gemeinderats Bözen (aus: Information Deponiestandorte Fricktal) für einen Autobahn-Vollanschluss in Effingen zur Reduktion des Mehrverkehrs in Bözen und den Anrainergemeinden «erfüllt den JPA mit Sorge. Die Umsetzung dieses Ansinnens würde den Parkzielen diametral entgegenlaufen und wäre eine gravierende Folge der geplanten Deponie.» Die vorgesehene Deponie «Förlig» liegt auf der Südseite eines natürlich gewachsenen Tals. Mit der Aufschüttung wird laut den JPA-Verantwortlichen «nicht eine bestehende Senke aufgefüllt, sondern ein 15 bis 20 Meter hoher Hügel in der offenen Landschaft aufgeschichtet. Die freie Sicht auf Bözen und Richtung Zeihen wird verdeckt.»

Der vorgesehene Deponiestandort «Hersberg» in Wegenstetten liegt im Bereich einer kantonalen Landschaftsschutzzone und an der Grenze zu einer regionalen Ausbreitungsachse für Wildtiere zum Tafeljura um Wittnau. Ferner werden ein Trockenstandort mit Magerwiesen und eine isolierte Waldfläche tangiert. «Die Planung einer Deponie in einem derart sensiblen Gebiet ist aus Sicht JPA nicht verantwortbar.»

 

 

 

 


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