«Man tanzt nach dem Bass, nicht nach der Melodie»

  19.02.2017 Kommende Events, Persönlich, Musik, Sisseln, Oberes Fricktal, Porträt

Von Simone Rufli

David Jegge ist ein Ästhet. Ein Mann mit einem hohen Bewusstsein für Schönheit und Kunst. Er mag elegante Kleidung, gutes Essen – und er beherrscht die Kunst, als Bassist zweier ganz unterschiedlicher Formationen bei seinem Publikum Emotionen auszulösen. «Wenn der Funke überspringt, ist das ein wunderschönes Gefühl», sagt er, rückt ein paar Notenständer zur Seite und nimmt auf einem Barhocker in seinem Proberaum in Sisseln Platz. An den Wänden hängen dicht an dicht Fotos, Zeitungsausschnitte, Flyers, Plakate und Auszeichnungen. Im Raum stehen neben Jegges Kontrabass und E-Bass auch die Instrumente der Kollegen bereit für die nächste Probe. Wie ist er auf den Bass gekommen? «Ich habe drei Jahre lang intensiv klassische Gitarre gespielt, dann brachte mein Bruder, er ist Schlagzeuger, eines Tages einen Bass mit nach Hause – von da an wusste ich, welches mein Instrument sein würde», erzählt Jegge. Der Bass, ein Instrument, von dem Jegge selber sagt, dass er innerhalb der Band gar nicht so gut zu greifen ist – «erst, wenn er fehlt, wird er richtig wahrgenommen». Er lacht und fügt hinzu: «Es gibt so eine Redewendung, die mir ganz gut gefällt: «Glück ist, wenn der Bass einsetzt”. Das mag ein bisschen übertrieben sein, aber es ist doch so, dass man nach dem Bass tanzt und nicht nach der Melodie.»

 

«Die Bühne ist etwas Grossartiges.» Ist er nervös vor einem Auftritt? «Das Kribbeln im Bauch ist noch da, die Panik aus der Anfangszeit kenne ich nicht mehr. Das hängt natürlich mit der Routine zusammen. Heute wissen wir, dass wir gut vorbereitet sind und unser Repertoire beherrschen.» Mit Hits ab den 1980er Jahren unterhält David Jegge mit seiner Band «Down Town Group» sein Publikum an Privatanlässen und Firmenfesten, Geburtstagen und Hochzeiten. 1995 gründete er diese Formation als Projekt-Band. «Wir dachten, dass wir zusammen an der Hochzeitsmesse in Luzern auftreten und damit hat es sich. Unser Glück war, dass unser Auftritt bei den Hochzeitspaaren so gut ankam, dass sie uns gerne auch an ihrer Hochzeit dabei haben wollten.» Allein durch Mund-zu-Mund-Propaganda füllte sich der Terminkalender der «Down Town Group» im Handumdrehen. Und so wurde aus der Projekt-Band eine bis heute sehr erfolgreiche Party-Band. «Sonst ist es eher schwierig, als neue Band bekannt zu werden und zu Auftritten zu kommen», weiss Jegge. Nachdem sie in den Anfangszeiten jede Woche zusammen geprobt hatten, kommen die Bandmitglieder heute noch zweimal im Monat im Probelokal in Sisseln zusammen. «Heute genügt das. Wir sind alle Profis. Jeder übt für sich, und wenn wir zusammen kommen, geht es nur noch darum, sich aufeinander abzustimmen.»

 

Pop, Blues, Jazz, Chanson, Reggae und Tango

Zweimal im Monat probt auch die Solothurner Formation fe-m@il mit Band. David Jegge ist seit acht Jahren Bandmitglied, denn er mag den Wechsel zwischen der Partymusik seiner Band und dem unkonventionellen Stil von fe-m@il. «Ich habe keine Berührungsängste. Es muss mich einfach ansprechen und mir gefallen.» Ganz anders als bei der «Down Town Group» geht es bei fe-m@il darum, eine Geschichte mit einem Mix aus Reimen, Erzählungen und Songs zu erzählen. «Zum ersten Mal haben wir für das Programm «gar nichts kapiert» ausschliesslich eigene Songs geschrieben», betont Jegge. Frontfrau Tanja Baumberger singt und erzählt in «gar nichts kapiert» so einiges übers Älterwerden, über die Midlife-Crisis – mal lustig, mal ernst, mal andächtig. Die Band begleitet sie. Es werden Geschichten verpackt in einen süffigen Mix aus Pop, Blues, Jazz, Chanson, Reggae und Tango und alles mit einer Prise Kleinkunst und Theater vermischt, so ist auf dem Flyer zu lesen. «Die CD-Taufe fand 2015 in Solothurn vor ausverkauftem Haus statt», erinnert sich Jegge. «Jetzt freue ich mich, dass wir das Programm am 3. März in Laufenburg präsentieren dürfen.»

 

Glück ist, wenn der Bass einsetzt.

Wenn er nicht Musik macht, arbeitet der 48-Jährige Partner einer Schauspielerin im Musik Center Sursee in der Abteilung für Saiten. Der Verkauf steht ihm ähnlich nah wie die Musik. Da der zufriedene Kunde, der im Idealfall das Geschäft mit einem Strahlen verlässt, dort das applaudierende Publikum. «Beides hat mit Emotionen zu tun, doch als Musiker will ich auf der Bühne stehen», sagt Jegge und verneint die Frage, ob er denn nie den Wunsch hatte, seine Kenntnisse am Bass an Schüler weiter zu geben. «Wenn ich mir vorstelle, dass ich möglicherweise Schüler unterrichten sollte, die das Instrument ohne Begeisterung spielen, denen die Leidenschaft fehlt und die Ausdauer zum Üben...», David Jegge macht den Satz nicht zu Ende, schüttelt stattdessen nur den Kopf. «Ich will meine  Freude an der Musik auf der Bühne ausleben», wiederholt er diplomatisch und schmunzelt.

Und wo trifft man den Sissler an, wenn er gerade nicht musiziert und auch keine Kunden im Musikgeschäft bedient? «Im Garten – aber nicht etwa im Liegestuhl! Ich arbeite sehr gerne im Garten und ich koche gerne – am liebsten für Gäste.» Wie war das nochmal? Glück ist, wenn der Bass einsetzt.

 

 

fe-m@il & Band, «Gar nichts kapiert», 24. Februar, 20 Uhr, Aula Gränichen. – 3. März, 20 Uhr, Kultschüür Laufenburg. – Weitere Informationen unter fe-mail-musik.ch


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