Das Spiel mit den verschiedenen Charakteren

  28.12.2016 Gemeinden, Gipf-Oberfrick, Kultur, Kunst, Oberes Fricktal

von Susanne Hörth

 

«Wer ist Mia Lüscher?» Die Gipf-Oberfricker wiederholt die Frage der Journalistin und muss schmunzeln. Ein bisschen scheint sie diese Frage erwartet zu haben. Spontan und klar kommt ihre Antwort: «Mia Lüscher ist ein junger Mensch, der gerade noch extrem in der Entwicklung steht. Sie befindet sich im letzten Jahr in ihrer Schauspielausbildung. Was ganz besonders auch tägliche Entwicklung heisst. Und das wiederum bedeutet: nie Langweile, sehr viel Aktivität. Ich mache nur Sachen, die für mich stimmen.» Ein Luxus? Die 23-Jährige zögert, schüttelt dann den Kopf. Nein, sagt sie. Vielmehr glaube sie, dass jeder Mensch in der Schweiz für sich bestimmen kann, was er machen will und was nicht. Und damit aber auch die Konsequenzen seiner Selbstbestimmungen tragen muss.

  Vier Jahre dauert die Schauspielausbildung. In der Schweiz, sagt Mia Lüscher, gebe es nur zwei staatliche Schauspiel-Schulen. Eine in Zürich, eine in Bern. «Ich habe bei beiden vorgesprochen. Aber auch an der Schauspielschule im deutschen Freiburg.» An letzterer wurde sie genommen und es passte. Dieses «es passt» spielt in Mia Lüschers Leben eine wichtige Rolle. Sie lässt bei ihren Entscheidungen auch den Zufall oder das Schicksal mitbestimmen. «es passt» hat sie halt eben für ihre Ausbildung nach Deutschland geführt.

In Freiburg wohnt die angehende Schauspielerin gerade einmal drei Velo-Minuten von der Schule entfernt. Sie schätzt diesen kurzen Weg. Denn nicht selten wird es später Abend, bis der letzte Vorhang gefallen und die Türe zum Theater geschlossen werden kann. Es ist Teil der Ausbildung, dass die angehenden Schauspieler sich in klassischen und modernen Stücken dem Publikum präsentieren. Das aber erst in einem späteren Teil der Ausbildung. «Zuerst gehen wir auf die Bühne ohne das ganze Drumherum und lernen, uns selber zu spüren.» Eine wichtige Voraussetzung, um aus dem Ich herausschlüpfen und ein Theaterstück lang eine andere Person verkörpern zu können.

Begeistert erzählt die junge Frau von ihrer Ausbildung. Vom «Handwerk», das es in seiner ganzen facettenreichen Palette zu erlernen gibt, von den verschiedenen Rollen, die sie besetzen durfte und von der Bühne, die sie über alles liebt. Auf der Bühne, so Mia Lüscher, sei auch der Teamgedanke ganz wichtig. «Wir müssen uns gegenseitig vertrauen und uns aufeinander verlassen können. Wenn einer einen Hänger hat, wird das von den anderen aufgefangen.»

Mia Lüscher liebt das Theater, die direkte Nähe zum Publikum. «Es beginnt schon vor dem Auftritt. Die Leute sind da und warten. Du selbst bist voller Spannung wie am Start kurz vor einem Sportwettkampf.» Der Vergleich kommt nicht von ungefähr. Die Gipf-Oberfrickerin hatte früher intensiv Leichtathletik betrieben und Hip-Hop getanzt. Ebenso intensiv und erfolgreich Geige gespielt. «Ich liebe, wie schon gesagt, die Bühne», lacht das Multitalent fröhlich.

 

Das Talent in die Wiege gelegt

Die Schauspielerei begleitet Mia Lüscher schon von frühster Kindheit an. Ihr Vater ist der bekannte Schauspieler, Autor und Geschichtenerzähler Kaspar Lüscher. «Er und auch meine Mutter gehören zu meinen wichtigsten Kritikern und Motivationsgebern.» Als Mia Lüscher vor einiger Zeit selbst zwei Stücke geschrieben und sie auf die Bühne gebracht hat, war es insbesondere der Vater, der ihr mit Rat und Tat zur Seite stand. «Er zeigte mir auch, wie ich eine im Drehbuch beschriebene und in meinem Kopf nur für mich sichtbare Szenenbeschreibung, so auf die Bühne bringen kann, dass es das Publikum auch richtig versteht.» Wenn sie es auch als spannend erlebt, Regie zu führen, so ist dies nicht Bestandteil ihrer Schauspielausbildung. Ob sie sich später der Regie zuwenden wird, lässt sie offen. Vielleicht passt es irgendwann.

Für die Zukunft – nach ihrem Ausbildungsabschluss im Sommer 2017 – wünscht sich Mia Lüscher ein Engagement an einem Theater. Es sollte nicht zu gross sein. Denn wie sie schon zu Beginn festgehalten hat, sie möchte selber mitbestimmen, was sie macht. Was heisst, was sie auf der Bühne spielt.

 

«Der Sturm»

An der Freiburger Schauspielschule studiert sie zurzeit gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen «Der Sturm» von William Shakespeare ein. Premiere ist am 12. Januar. Dass sie sich darauf freut, ist der Fricktalerin gut anzumerken. Denn – wie könnte es anderes sein -- «es passt» einfach.

 

 

 

 

 

 

 

 


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