Die Kosten um einen Drittel überschritten

  10.11.2016 Brennpunkt, Laufenburg, Finanzen, Oberes Fricktal, Gemeindeversammlung

Von Susanne Hörth

Mitte Mai 2013 wurde die neue Stadthalle in Laufenburger mit einem Dreitagefest eingeweiht. Schon bald nach der Eröffnung wurde bekannt, dass der 2010 vom Laufenburger Stimmvolk genehmigte Baukredit von 6,41 Millionen Franken massiv überschritten worden sei. Und zwar um 2,31 Millionen Franken, wie der Gemeinderat nun in seinen Unterlagen zur kommenden «Wintergmeind» vom 18. November unter Traktandum «Genehmigung Kreditabrechnungen» bekannt gibt.

 

«Über 200 Stunden»

Wieso hat es so lange gedauert, bis die Abrechnung vorliegt? Darauf der für das Sachgeschäfts verantwortliche Stadtrat Thomas Argast:  «Wir haben akribisch alle Protokolle, Abrechnungen und Rapporte analysiert, um die Überschreitung nachzuvollziehen. Wir arbeiten im Milizsystem und mussten dafür über 200 Stunden aufwenden. Zudem war es nicht immer einfach an Informationen zu kommen.»

Auf die Gründe der Überschreitung angesprochen, erklärt Argast, dass hier gleich mehrere Punkte zusammen gekommen seien. Unter anderem eine schleppende Kostenkontrolle oder  auch Bauherrenrisiken. Zu Letzterem gehöre auch der Bauuntergrund. Detaillierte Vorprüfungen würden in der Regel nicht gemacht, so der Stadtrat. «Das wäre sehr teuer gewesen. Und hätte an der Tatsache, dass der Untergrund schlecht war, nichts geändert.»

Er führt weiter aus, dass die Laufenburger Stadthalle ein Unikat sei. «Nicht alle Arbeiten wurden im Kostenvoranschlag berücksichtigt. Für gewisse Arbeiten wurde nur eine Offerte eingeholt. Alternativen wurden nicht geprüft. Zudem wurden nicht alle Rabatte und Skonti in den Schlussrechnungen berücksichtigt.»

 

Anwalt eingeschaltet

Muss sich das frühere Gremium (vier der fünf damaligen Stadträte sind nicht mehr im Amt) den Vorwurf gefallen lassen, dass es die Kosten zu wenig überwacht hat? Darauf Thomas Argast: «Der damalige Stadtrat hat gemäss den Protokollen immer auf die Kosten hingewiesen. Diese wurden teilweise durch die Bauführung bis zu vier Monate verzögert ausgewiesen. Durch die Bauführung wurde stets erklärt, dass man im Kostenrahmen ist. Dadurch konnte der Stadtrat keine Massnahmen ergreifen.»

Der Laufenburger Stadtrat hat auch einen Anwalt eingeschaltet, um so eine Sorgfaltspflichtverletzung des Architekten bezüglich mangelnder Beaufsichtigung und Kostenerfassung sowie Kostenkontrolle prüfen zu lassen. Argast verhehlt nicht, dass die Stadt möglicherweise alle zusätzlichen Kosten selber tragen muss. Dies, weil die Baukommission alle Abrechnungen genehmigt hatte. Ein Lichtblick aber besteht noch: «Wir sind in Verhandlungen wo wir allenfalls etwas zurückfordern können.»

 

Er hofft, dass das Thema «Kreditüberschreitung Stadthalle» auf das Vertrauen der Bevölkerung in den Stadtrat keine allzu grossen Auswirkungen hat. «Heute ist ein neuer Stadtrat im Amt. Dieser hat für Ausschreibungen und Arbeitsvergabe neue Richtlinien und ein Kompetenz-, Risiko- und Vergabereglement erstellt.» Für den Stadtrat ist das Projekt Stadthalle und deren ausufernde Kosten aber auch ein wichtiges Stück lehrreiche Erfahrung. «Die wichtigste Lehre daraus ist, dass in einer Kommission keine Auftragsnehmer mehr sitzen dürfen», betont Thomas Argast. Das Reporting ist in den Reglementen festgeschrieben und werde auch strikte angewandt.

 


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