Die Künstlerin mit dem «Zugvogel-Gen»

  10.11.2016 Frick, Persönlich, Kommende Events, Gipf-Oberfrick, Kunst, Oberes Fricktal, Porträt

Von Janine Tschopp

«Ich bin gerne auf dem Land aufgewachsen», sagt Karin Suter, die ihre Wurzeln in Gipf-Oberfrick hat. Zwischenzeitlich hat sie sich aber für ein anderes Leben entschieden. 2005 ist die Künstlerin erstmals durch ein Stipendium nach Rotterdam gereist, lernte dort ihre grosse Liebe kennen und wohnt seit acht Jahren zusammen mit ihrem Partner in der holländischen Hafenstadt. «Die Stadt ist wahnsinnig innovativ, und die Holländer sind weltoffen, direkt, unkompliziert und gemütlich», findet Karin Suter. Das gefällt ihr sehr, und sie fühlte sich in Rotterdam von Anfang an wohl. Wohl fühlt sie sich aber auch an vielen anderen Orten auf der Welt. Derzeit reist sie zwischen Rotterdam, Los Angeles und dem Fricktal hin und her. In Los Angeles läuft bis Ende November eine Gruppenausstellung, bei welcher sie sich mit einer Installation beteiligt. Ebenfalls sind Arbeiten der Künstlerin in diesen Tagen an einer Ausstellung im Fricker Kornhauskeller zu sehen.

«Es war keine bewusste Entscheidung»

Vor der Schulzeit ist Karin Suter in Basel aufgewachsen. Als sie in die erste Klasse der Primarschule kam, zog die Familie nach Gipf-Oberfrick, zu den Wurzeln ihrer Eltern. Das Gymnasium besuchte Suter in Basel und absolvierte dort die Matura im neusprachlichen Typus. Anschliessend studierte sie in Basel ein Jahr lang Geschichte und realisierte, dass das nicht ihre berufliche Zukunft wird. «Das Beste war, dass ich in diesem Jahr aufgrund des Studiums Latein lernen musste.» Sie entschied sich dann für einen Vorkurs an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. «Ich fühlte mich sehr frei und realisierte, dass es mir leicht fällt, was an dieser Schule gefragt war.» So legte sie die Aufnahmeprüfungen für die künstlerische Hochschule ab. «Es war keine bewusste Entscheidung, und ich war ja nicht sicher, ob es klappt.» Sie bestand die Aufnahmeprüfungen. So studierte sie während vier Jahren bildende Kunst und Medienkunst und schloss ihr Studium an der Hochschule für Gestaltung und Kunst 2004 in Basel ab.

Von der Malerei zu den Skulpturen

Anfangs beschäftigte sich Karin Suter vor allem mit Malerei. Vor zehn Jahren begann sie Objekte und Skulpturen herzustellen. Sie findet es spannend, immer wieder mit anderen, am liebsten einfachen Materialien zu arbeiten und diese zu kombinieren. Dies kann eine Modelliermasse oder Gips sein, die sie schliesslich durch das Lasieren veredelt. «Die Formen entstehen, indem ich mit dem Material arbeite. Ich beginne mit einem Detail, dann gibt es eine Abfolge von Aktion und Reaktion, und das Objekt entsteht.» Der Künstlerin ist es sehr wichtig, immer wieder etwas Neues entstehen zu lassen. «Ich bin nicht der Typ, der etwas herausfindet, und das dann 10 000 Mal wiederholt. Dafür habe ich viel zu wenig Geduld», lacht sie.

Kann die 37-Jährige von der Kunst leben? «Eine Zeitlang konnte ich davon leben. Seit der Wirtschaftskrise 2008 wird dies aber schwieriger.» Sie hat festgestellt, dass es viel einfacher ist, als Künstlerin Bilder zu verkaufen anstelle von Skulpturen. Dennoch käme es für sie nicht in Frage, von den Skulpturen wegzukommen und sich wieder vermehrt auf die Malerei zu konzentrieren. «Wenn ich an einem Objekt arbeite, denke ich nicht darüber nach, wieviel Geld ich damit verdienen kann.»

Um sich finanziell über Wasser zu halten, arbeitet Karin Suter als Köchin in einem «kleinen, aber feinen» Restaurant in Rotterdam. «Das macht mir sehr viel Spass und hilft enorm für die Kontinuität des Geldflusses.» Das Kochen hat sie sich «Learning by Doing» angeeignet und ist daran, sich in diesem Bereich weiterzubilden.

Vom Drang, selbständig zu sein

Schon als 14-Jährige begann Karin Suter neben der Schule zu arbeiten und ihr eigenes Geld zu verdienen. Als sie 17 Jahre alt war, noch während der Schulzeit, zog sie von ihrem Zuhause in Gipf-Oberfrick weg nach Basel. «Ich hatte auch damals eine ‹saugute› Beziehung mit meinen Eltern, aber einen grossen Drang selbständig zu sein.» Heute, wohnhaft in Holland, lebt sie noch weiter entfernt von ihrer Familie. «Ich musste nie in der Nähe wohnen, um meiner Familie nahe zu sein.» Dennoch gab es in letzter Zeit Situationen, wo sie gerne geografisch näher bei ihrer Familie gewesen wäre. «Zum Beispiel als vor kurzem mein Grossvater verstarb, oder als meine Schwester ein Kind geboren hat.» So gerne sie immer hierher kommt: Ein Leben in der Schweiz kann sie sich nicht vorstellen. «Vielleicht fühle ich mich einfach nicht frei hier, oder es ist das ‹Zugvogel-Gen›, welches in mir steckt», sagt die Frau, die viel lieber das Meer statt die Berge hat. Und eben: Ihr gefällt das Leben in Rotterdam. Es sei befreiend in dieser modernen Stadt zu leben. In der Stadt, die sich seit dem zweiten Weltkrieg, als die Innerstadt vollkommen ausgelöscht wurde, immer noch im Aufbau befindet. «Und zudem ist Rotterdam überhaupt nicht weit entfernt. Eineinviertel Stunden mit dem Flugzeug oder acht Stunden mit dem Auto.» Nach dem Gespräch mit der NFZ fliegt die Künstlerin wieder heim nach Rotterdam und wird spätestens für die Finissage ihrer Ausstellung wieder ins Fricktal zurückkehren. Für einen Zugvogel ist das selbstverständlich.

karinsuter.net

 

Suter und Schoder im Kornhauskeller

Karin Suter und der Laufenburger Kunstmaler Willi Schoder führen derzeit eine Ausstellung im Fricker Kornhauskeller durch. Die Ausstellung ist heute Donnerstagabend ab 20 Uhr geöffnet, und Willi Schoder wird durch die Ausstellung führen. Weitere Öffnungszeiten sind 12. und 19. November, von 11 bis 18 Uhr sowie 13. und 20. November, von 14 bis 18 Uhr. Die Finissage, bei welcher auch Karin Suter anwesend sein wird, geht am 20. November, um 16 Uhr über die Bühne.


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