Wenn die Bürger nicht mehr wählen

  27.10.2016 Aargau, Politik, Kaiseraugst, Olsberg, Brennpunkt, Zeihen, Sisseln, Oberes Fricktal, Unteres Fricktal

Von Valentin Zumsteg

Stellen Sie sich vor, es sind Wahlen und (fast) niemand nimmt teil: So geschehen am Wochenende in Kaiseraugst. Nur 597 der 3260 Stimmberechtigten legten bei den Aargauer Grossratswahlen einen Wahlzettel ein. Das ergibt eine Stimmbeteiligung von kläglichen 18,3 Prozent. Damit wird der ebenfalls sehr tiefe Durchschnitt im Bezirk Rheinfelden von 25,5 Prozent noch deutlich unterboten.

 

Die Gemeindepräsidentin staunt

«Ich habe gestaunt, als ich die Zahl gesehen habe», erklärt die Kaiseraugster Gemeindepräsidentin Sibylle Lüthi. Normalerweise liege die Wahlbeteiligung im Dorf zwischen 25 und 30 Prozent. Tatsächlich haben bei den letzten Grossratswahlen vor vier Jahren immerhin 27,7 Prozent der Kaiseraugster Stimmberechtigten gewählt. Lüthi kann nur mutmassen, was der Grund für den tiefen Wert in diesem Jahr ist: «Ich habe öfters gehört, dass man die Kandidierenden im Dorf nicht kennt.» Immerhin hat aber auch Gemeinderat Markus Zumbach (SP) kandidiert.

Ähnlich tönt es von Rainer Schaub, Gemeindeammann von Sisseln. Dort haben ebenfalls nur 18,3 Prozent der Stimmberechtigten gewählt. «Das hat uns überrascht. Allerdings haben wir aufgrund der im Vorfeld eingegangenen Wahlcouverts schon gemerkt, dass die Beteiligung tief ausfallen wird», erklärt er und meint: «Mit 18,3 Prozent haben wir aber den Vogel abgeschossen.» Sisseln hat eine gewisse Tradition bei tiefen Wahlbeteiligungen: Schon 2012 haben nur 19,5 Prozent der Stimmberechtigten gewählt. Dies war der tiefste Wert im Bezirk Laufenburg. Im ganzen Fricktal wurde er damals nur von Mumpf mit 16,8 Prozent unterboten. Diesmal gingen in Mumpf immerhin 19,6 Prozent an die Urne.

 

Ein Thema an der Gemeindeversammlung

Der Sissler Gemeindeammann Rainer Schaub hofft, dass künftig wieder mehr Leute an den Wahlen teilnehmen werden, denn das Kantonsparlament entscheidet über wichtige Themen wie beispielsweise Bildung und Finanzen. «Ich will an der nächsten Gemeindeversammlung etwas dazu sagen; aber mit Humor», so Schaub.

Am anderen Ende des Spektrums liegen diesmal Olsberg und Zeihen. In Olsberg haben 38,7 Prozent der Stimmbürger an der Wahl teilgenommen, das ist der beste Wert im Bezirk Rheinfelden. In Zeihen waren es 44,2 Prozent; Rekord im oberen Fricktal. Es mag Zufall sein: Das kleine Zeihen hat jetzt mit Christoph Riner (SVP) und Colette Basler (SP) gleich zwei Grossräte im Kantonsparlament. 


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