«Für das Kindertherapiezentrum gibt es keine Lobby»

  28.07.2016 Aargau, Rheinfelden, Jugend, Gesundheit, Nordwestschweiz, Brennpunkt, Unteres Fricktal

Von Valentin Zumsteg

«Wir fühlen uns dem Kindertherapiezentrum sehr verpflichtet», erklärt Matthias Mühlheim, administrativer Direktor der Reha Rheinfelden. Die Klinik ist 1896 als «Badeanstalt für unbemittelte Kranke» gegründet worden. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Kinderabteilung ins Leben gerufen und über die Jahrzehnte immer weiter geführt.

 

Verlust von 250 000 Franken

«Heute ist die Reha Rheinfelden – neben den nur auf Kinder spezialisierten Betrieben – das einzige Rehabilitationszentrum in der Schweiz, das über ein solches Kindertherapiezentrum verfügt», betont Mühlheim. Für die Region Fricktal-Baselbiet und die angrenzenden Gebiete ist es die grösste Kindertherapiestelle.  Fünf Fachpersonen aus der Physiotherapie und drei aus der Ergotherapie sowie eine Kinderneuropsychologin arbeiten in diesem Bereich. Die Bandbreite der Krankheitsbilder ist gross. Behandelt werden Säuglinge, Kleinkinder, Schulkinder und Jugendliche bis 18 Jahre mit neurologischen, medizinischen und orthopädischen Funktionsstörungen.

Ein Geschäft ist das nicht: «Die Kindertherapien sind viel aufwändiger als diejenigen für Erwachsene. Wir müssen die Kinder auf spielerische Weise dazu bewegen, den Therapien zu folgen. Es braucht intensive Gespräche mit den Eltern. Der therapeutische und administrative Aufwand ist sehr gross», erklärt Corinne Messerli, Leiterin des Pädiatrischen Therapiezentrums. Wenn es nicht anders geht, besuchen die Physio- und Ergotherapeutinnen der Reha Rheinfelden die jungen Patienten Zuhause.

Doch der Aufwand wird von den Krankenkassen und der Invalidenversicherung nicht angemessen honoriert. «Es ist unmöglich, ein Kindertherapiezentrum kostendeckend zu führen. Wir schreiben mit der Kinderabteilung einen Verlust von zirka 250 000 Franken pro Jahr. Es ist eine traurige Tatsache: Für viele Krankheiten gibt es eine Lobby. Aber für die Behandlung von Kindern, welche unsere Zukunft sind, gibt es keine», so Mühlheim.

 

Legat von einer Million Franken

Deswegen ist die Reha Rheinfelden auf andere Geldquellen angewiesen, um nicht den gesamten Fehlbetrag querfinanzieren zu müssen und den Kindern adäquate Behandlungen zukommen zu lassen. Vor zehn Jahren hat die Klinik ein Legat in der Höhe von einer Million Franken erhalten. Damit ist im Juli 2006 die «Stiftung zur Unterstützung des Pädiatrischen Therapiezentrums» gegründet worden. Daneben werden jährlich ein Konzert und ein Benefiz-Golfturnier durchgeführt. «Im letzten Jahr hat eine Privatperson anlässlich dieser Veranstaltung 50 000 Franken gespendet», erzählt Mühlheim. Das Turnier wird am 6. September zum achten Mal stattfinden.


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