Getragen werden

  30.06.2016 Gesundheit, Möhlin, Wohltätigkeit, Unteres Fricktal

Es gibt da ein Problem: Der Tag hat bloss 24 Stunden. Und doch: Wer von den insgesamt 168 Stunden wöchentlich bloss eine einzige mit jemandem teilen kann, der erlebt in diesen sechzig Minuten womöglich Sternstunden. Der Reihe nach.

Bei aller Verklärung
Es war vor zehn Jahren, als der Besuchsdienst Möhlin als Trägergemeinschaft ins Leben gerufen wurde, treibende Kraft damals: alt Gemeinderätin Marlies Bucher. Ziel war es, Freiwillige zu finden, die sich für diesen Besuchsdienst engagieren und anderen Menschen ein bisschen Zeit schenken. Dieses Engagement hat seit Anbeginn einen unbezahlbaren Wert, zumal diese Freiwilligen durch regelmässige Besuche und gemeinsame Aktivitäten den Alltag einsamer und vorwiegend älterer Menschen bereichern.

Zehn Jahre sind seither ins Land gezogen, und bei aller Verklärung: Die Herausforderungen sind nicht kleiner geworden. Derzeit sind beim Besuchsdienst 19 Freiwillige engagiert, die Zeit haben, die sich Zeit nehmen und diese an andere verschenken. «Wir wollen nicht, dass wir eines Tages fürchten müssen, dass das Projekt wegen zu wenig Freiwilligen in sich zusammenfällt. Dafür hat alles zu viel Energie gekostet.» Das sagte Marlies Bucher vor rund einem Jahr. Und noch heute verdeutlicht ihre Aussage, dass Freiwilligenarbeit alles andere als selbstverständlich ist.

«Oft entsteht bei einem Besuchsverhältnis eine enorm wertvolle Beziehung», sagt Bucher, die auch jetzt – zehn Jahre nachdem sie die Organisation ins Leben gerufen hatte – noch immer Vermittlerin und Geschäftsstelle in Personalunion ist. Im Gespräch mit ihr, wie sie die Worte wählt, mit welcher Überzeugung sie eintritt, so wird rasch klar: Aus ihrer Sicht ist der Besuchsdienst Möhlin mehr als bloss ein Name. Dahinter stecken seit zehn Jahren Menschen, die sich darum kümmern, dass andere Menschen nicht vergessen geraten. Bis heute hat der Besuchsdienst 7075 erfasste Stunden Freiwilligenarbeit geleistet: Das sind fast 300 Tage ununterbrochen rund um die Uhr. Mit ihrem Engagement holen sich die Freiwilligen oftmals einen ohnehin unbezahlbaren Lohn ab: Ein Lächeln im Gesicht eines anderen Menschen. Nun, nach zehn Jahren, ist aus der ursprünglichen Trägerschaft «Besuchsdienst Möhlin» ein Verein geworden. Die Gründungsversammlung war im Februar. Zum kleinen Jubiläumsfest hatte Marlies Bucher die Freiwilligen mit selbst genähten Tragtaschen beschenkt. Es hat etwas Symbolhaftes: Der Besuchsdienst – die Geschichte des Getragen werden geht weiter.


Freiwillige werden gesucht
«Jetzt müssen wir dringend dranbleiben.» Das sagte Marlies Bucher just vor rund einem Jahr zur NFZ. Die Organisation stellte damals ihre Tätigkeit der Öffentlichkeit vor. Denn obschon gerade die Verantwortlichen oft im Hintergrund wirken mit ihrer Freiwilligenarbeit, ist die eigene Bekanntmachung unabdingbar, um dieses Projekt weiter erhalten zu können. Denn, auch das ist nun mal so, selbst die bisherigen Freiwilligen im Besuchsdienst werden nicht jünger. Entsprechend würde sich der Besuchsdienst auf neue Freiwillige freuen, die bereit sind, einsamen Menschen ein wenig Zeit zu schenken. Für interessierte Freiwillige aber auch für Personen mit entsprechenden Angehörigen, welche den Besuchsdienst in Anspruch nehmen wollen: Kontaktperson Marlies Bucher, Tel. 061 851 49 03; Donnerstag von 14-17 Uhr. Mail: «besuchsdienst.moehlin@free.mhs.ch» (rw)


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