Einer, der aus dem Vollen schöpft

  23.06.2016 Hellikon, Persönlich, Sport, Porträt, Unteres Fricktal

Von Hildegard Siebold

Ein Leben ohne Sport wäre für Urs Hasler undenkbar. «Das gehört einfach zu mir», sagt er. Ein Blick in sein heimisches Trainingsdomizil unterstreicht seine Worte. Die erste Etage seines Hauses in Hellikon gleicht einem professionellen Fitnessstudio. Mitten drin sitzt der kleine Brian, und strahlt jeden ohne Scheu gleich an. Zehn Monate alt ist das Söhnchen von Denise und Urs Hasler. Der kleine Mann hat geschafft, was vorher keiner schaffte. Er spielt die erste Geige im Leben von Urs Hasler. Heute trainiert der 33-jährige längst nicht mehr so verbissen, wie in seinen jungen Jahren.

Mit zehn Jahren kam er beim TV Hellikon zur Leichtathletik. Dabei favorisierte er von Anfang an das Kugelstoßen. «Ich war groß und hatte ein Talent dafür und ich war nie ein Teamsportler», erklärt Hasler. Bald wurde die Leichtathletikvereinigung Fricktal auf den jungen Kugelstosser aufmerksam und förderte sein Talent. Mit 16 Jahren wurde Hasler in den Nationalkader berufen. «Das war schon eine riesige Ehre für mich», erinnert er sich. Er habe alles dem Sport untergeordnet. «Für mich brach eine Welt zusammen, wenn ich ein Training versäumte», schildert er. Hasler wollte sportlich vorwärtskommen, auch international.

Voller Stolz fuhr der damals 16-jährige 1999 zu den olympischen Jugendtagen nach Dänemark, wo sich ihm eine ganz neue Welt eröffnete. «Ich erlebte, was fernab der kleinen Schweiz international läuft», erzählt Hasler. Und er war geschockt über das Leistungsvermögen der Athleten. Während andere am Abend das olympische Dorfleben genossen, bürdete er sich zusätzliche Trainingseinheiten auf. «Gebracht hat es natürlich nichts, aber ich habe mich besser gefühlt», schmunzelt er rückblickend. Immerhin erreichte er einen 20. olympischen Rang im Kugelstossen. Das war im europäischen Vergleich ganz Ok. Sein eigener Anspruch jedoch war ein anderer, er wollte nach vorne. In den Folgejahren baute er seine Leistung permanent auf, schaffte den Schweizer Juniorenrekord. Das Training forderte seinen Körper. Ein Ermüdungsbruch der Kniescheibe warf ihn zurück. Er verlor den Anschluss und gewann die Erkenntnis: «In der Schweiz reicht es, international nicht.»

Ehrgeiz gehört dazu

So hat Urs Hasler für sich sein persönliches Ziel gesetzt. «Ich habe gewusst, mein Körper würde die Belastung nicht ertragen“, erzählt er. Hasler begrenzte sich sportlich auf die Schweiz. «Ich musste schon daran beissen», gesteht er ein. Aber der Sport gab ihm ja mehr als nur den Erfolg. Ehrgeizig ist er immer geblieben. Heute trainiert er mit Freuden mit dem mehrfachen Schweizer Nachwuchsmeister Sandro Michel aus Gipf-Oberfrick. «Ich kann mich noch mit ihm messen, aber ich hoffe, dass er mich einmal ablöst», sagt Hasler, der sich auch als Steinstosser einen Namen gemacht hat. Er war 20 Jahre alt, als ihn ein Kollege aus dem Turnverein mitnahm zur Schweizer Meisterschaft im Steinstossen. Er hat nicht nur auf Anhieb gewonnen, sondern noch dazu einen neuen Schweizer Rekord aufgestellt. Das war für ihn zugleich eine Verpflichtung, auch wenn es bis 2015 dauern sollte, den Rekord wieder zurückzuholen.

In den letzten Jahren hat Urs Hasler sich intensiver mit dem Steinstossen befasst. Er hatte schon viele Steine in den Händen. Die leichteren bis 40 Kilogramm liegen ihm besser, weil die einhändig gestossen werden. Und da ist er Schweizer Rekordhalter. Es gibt genormte Steine und es gibt Natursteine. Die diversen Formen fordern vom Athleten Anpassungsvermögen. Mittlerweile ist er angefressen von den Schwingfesten mit ihrer tollen Atmosphäre. Erst kürzlich kam er in Wallbach bei den Fricktaler Highland Games, wo er sich zum ersten Mal im Mehrkampf gemessen hat, zu Ehren. Zwei von fünf Disziplinen hat er gewonnen und viel Spass gehabt. Ein schöner Zufall hat ihn zur Teilnahme veranlasst. «Der Organisator heißt wie ich und ich wurde oft darauf angesprochen», erzählt er. Also hat er seinen Namenskollegen einfach angerufen und der hat ihn einfach eingeladen. Dass Urs Hasler von Beruf Lehrer ist, verblüfft viele. «Man verbindet mit einem Steinstosser schon einen Menschen mit einer kraftvollen Tätigkeit», weiss er aus eigener Erfahrung. Und im Grunde wäre er auch gerne Handwerker geworden. Aber das Studium war der einzige Weg, um den Sport professionell zu betreiben. Er studierte in Basel Mathematik und Biologie und machte nach seiner Verletzung einen Beruf daraus. Beides, der Beruf als Lehrer und der Sport, verbindet und schafft Brücken zwischen den Generationen. «In der Turnhalle sind alle gleich, in der Schule bin ich der Lehrer», sagt Hasler. Das müsse man trennen können. Ebenso wie man erkennen müsse, wann es genug ist.

Nächstes Ziel: Unspunnenstein

Vom Sport wird Urs Hasler erst dann genug haben, wenn es körperlich nicht mehr geht. Sein nächstes sportliches Ziel ist das eidgenössische Schwing- und Älplerfest Ende August am Neuenburger See. Dort wird der 1,92 große Sportler seine gesamte Athletik, Schnellkraft und Technik aufbieten, um den Unspunnenstein erfolgreich zu stoßen. 83,5 Kilogramm wiegt der Koloss und Urs Haslers Ziel ist ein Fricktaler Sieg. Dabei ist es nicht so wichtig, ob er den Sieg einfährt oder sein langjähriger Trainingskollege Simon Hunziker aus Herznach. Seit Jugend an sind sie Konkurrenten und Freunde. «Einer von uns beiden gewinnt immer», sagt Urs Hasler, der um die Endlichkeit des Sports weiss und solange es geht für sich aus dem Vollen schöpfen möchte.


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