Schauspielen ist ihr Hobby

  08.05.2016 Bözen, Persönlich, Laufenburg, Kultur, Oberes Fricktal, Porträt

Von Dominik Senn

Im richtigen Leben ist die in Bözen wohnhafte gelernte Kauffrau mit Branchenrichtung Öffentliche Verwaltung seit 2013 eine ruhige zuverlässige Mitarbeiterin der Gemeindeverwaltung in Kaisten. Auf der Theaterbühne der «kultSCHÜÜR» Laufenburg im Hinteren Wasen kann sie jedoch ohne weiteres zur Furie oder zur listigen Intrigantin werden. Petra Obrist mit Jahrgang 1987 ist seit der ersten Stunde, sprich seit 2003, im «theater WIWA» unter der Leitung des bekannten Fricktaler Theaterpädagogen Martin Willi mit von der Partie.

Im Dorfteil Galten in Gansingen aufgewachsen, schnupperte sie bereits in der Schule erste Theaterluft – und fand Gefallen daran: «Als Kind durfte ich an Schulschlussfeiern und anderen Gelegenheiten bei Aufführungen mitmachen und hatte immer riesig Spass dabei.» Endgültig vom Theatervirus angesteckt wurde sie, als sie bei Martin Willi einen Kurs besuchte, Theaterübungen absolvierte und in einer Gruppe improvisieren lernte.

«Das Theaterspielen ist nicht bloss Ausgleich zum Alltag, bei dem man rings um sich herum alles vergessen kann», sagt Petra Obrist, «sondern es ist Auseinandersetzung mit der jeweiligen Rolle, in die man schlüpft und deren Träger man zu verstehen sucht.» Es gebe Tage, da funktioniere das bestens, aber auch solche, in denen man weniger zufrieden ist. Und wenn erst eine Aufführung ansteht und der Part so gut gelingt, dass das Publikum zufrieden applaudiert, dann sei das nur noch schön. «Es ist auch Belohnung für die vielen Stunden des Texte Auswendiglernens, des Einstudierens der Handlung und der Proben in der Gruppe, das man ja als Laienspielerin freiwillig und unentgeltlich tut», sagt sie.

Petra Obrist kommt im Alltag nicht als besonders extrovertierte Person herüber, wie man das gängigerweise von Schauspielern erwartet, sondern als ausgeglichene, ruhige und aufmerksame Gesprächspartnerin. Für die Bühne zieht sie dagegen Rollen vorwitziger, ja schriller Typen vor, welche gerne ihr Inneres nach aussen kehren: «Für mich habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich oft leichter jemanden verkörpern kann, der ich selber nicht bin. Ist jemand mir persönlich zu ähnlich, fällt es schwerer, die Wirklichkeit vom Theaterspiel zu trennen, als wenn es ein klar gegensätzlicher Charaktertyp ist.»

Die eigene Rolle ist bloss eine Seite des Spiels. Die Kehrseite ist die Gruppendynamik beim Zusammenspiel. «Eine Theateraufführung wird nur dann gut, wenn jedes einzelne Mitglied der Schauspieltruppe voll und ganz bei der Sache ist», sagt sie. Man spüre sofort, wenn jemand nicht bei der Sache sei, was auch für Gründe dahinter steckten. Solche störenden Elemente müsse man vor Probenbeginn auf die Seite schieben, ausblenden. Petra Obrist gefällt dieses aufeinander Eingehen, das Gruppengefühl, die gegenseitige Abhängigkeit und Verantwortung.

Für sie ist das theater WIWA so etwas wie eine zweite Familie geworden. Anfangs Jahr ist sie nach Jahren der Vorstandstätigkeit zur Präsidentin des Vereins kultSCHÜÜR gewählt worden, welcher die Kleinbühne in Laufenburg für Theater, Literatur und Konzerte sowie Kurse aller Art, Privatfeste, Versammlungen, Firmenanlässe usw. betreut und ausmietet. Sie hat bis heute in einem knappen Dutzend Aufführungen selber mitgespielt.

Ein Highlight fand sie das Freilichttheater «Ignatius, Bauernkaiser von Laufenburg» zum Stadtjubiläum 2007. In besonders guter Erinnerung hat sie auch die Aufführungen von «Bevor der Tag sich neigt» des Autors Martin Willi, in dem sie eine karrieresüchtige Lady mimte, jemand ganz anderes als sie selbst. «Es kam vielleicht gerade deswegen gut an», erinnert sie sich. Das Laientheater soll auch in Zukunft ein Hobby bleiben, meint Petra Obrist. Sie möchte nicht noch mehr Zeit und Energie in die Schauspielerei investieren, sondern so lange mitmachen, wie es ihr gefällt.

Viel Zeit für andere Hobbys hat sie nicht, denn seit Januar steht sie für die weibliche Hauptrolle in der von Willi bearbeiteten Mundart-Komödie «Der letzte Raucher»* von Rolf Kindler auf der Probenbühne; und dies wöchentlich bis viermal abends. Der Titel sei etwas irreführend. Es gehe gar nicht ums Rauchen oder Nichtrauchen, sondern um Beziehungskonflikte, in welchen den Beteiligten bei der Bewältigung ihrer Alltagssituationen der Spiegel vorgehalten wird, einmal humorvoll, das andere Mal überraschend, aber immer unterhaltend und voller unerwarteter Handlungssprünge, eine satirische Gesellschaftskomödie mit Schwung und Tiefgang. Es handelt sich um die Schweizer Erstaufführung. Für einige der Vorstellungen sind noch Plätze frei; für die Anmeldung sollte man sich sputen, denn die wenigen Plätze sind oft schnell ausverkauft.


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