Der Baselbieter Turnverband wird vom Fricktal aus dirigiert

  29.05.2016 Bözen, Persönlich, Sport, Oberes Fricktal, Porträt

Von Willi Wenger

Dass es sich bei den Mitgliedern des Baselbieter Turnverbandes (BLTV) nicht um «Basler Turner» handle, sondern um Baselbieter, sei unverzichtbar zu wissen, sagt die 60-jährige Fricktalerin, die in Bözen aufgewachsen ist und die dort lange Jahre - zuletzt in der Funktion als Gemeindeammann - politisiert hat. «Auf diesen für Landschäftler wichtigen Unterschied bin ich seinerzeit bereits im Verbandssekretariat des Schweizerischen Turnverbandes (STV) in Aarau aufmerksam gemacht worden, wo ich dreizehn Jahre bis im Sommer 2012 gearbeitet habe», schmunzelt die Mutter zweier Kinder.

«Heute darf ich sagen, dass ich als Aargauerin das Baselbiet schon sehr ordentlich kenne. Die Turnerinnen und Turner dort sind extrem gute Leute, von welchen ich mittlerweile auch viele persönlich kenne». Trotzdem: Baumann musste zu Beginn ihrer Tätigkeit im Baselbiet, wo sie vom BLTV offiziell zu 30 Prozent angestellt ist, viel lernen, auch Namen. Das war gewissermassen neu für sie, denn im Kanton Aargau und beim STV, wo sie turnerisch «gross geworden» ist, war es genau umgekehrt.

Super Präsident

«Beim STV und in meinem Wohnkanton kannte ich alle und alles, was im Baselbiet zunächst nicht der Fall war». Heute sei dies natürlich anders. Baumann sagt bescheiden, dass sie ihre Geschäftsstelle gut im Griff habe. Sie schätzt es, dass sie im Grossen und Ganzen völlig selbständig arbeiten kann. Und: Präsident Martin Leber sei ein guter Chef, mit dem sie eine «tipp-toppe» Zusammenarbeit pflege. Auch mit den übrigen Vorstandsmitgliedern habe sie ein ausgezeichnetes Verhältnis und unterstütze diese administrativ wo immer es gehe. Dieses Engagement werde geschätzt. Auch aus diesem Grund habe sie den Wechsel ins Baselbiet zum BLTV nie bereut. Der damalige Wechsel vom STV zum BLTV sei «wie gerufen» gekommen. «Ich wollte nochmals etwas Neues».

30 und mehr Prozent

Der Arbeitsvertrag von Annemarie Baumann weist ein 30-Prozent-Pensum aus, das in der Tat aber grösser ist. «Ich denke, dass ich zwischen 35 und 40 Prozent arbeite», sagt sie um anzufügen, dass Besprechungen, Vorstandssitzungen oder beispielsweise Augenscheine in diesem Pensum nicht eigerechnet seien. Aktuell ist hier der Aufwand für das Kantonalturnfest in Diegten zu nennen, das im Juni stattfinden wird und wo 4000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, davon rund 40 aus dem Fricktal, respektive 170 aus dem ganzen Aargau, teilnehmen werden. Dass das Fest so stattfinden kann, sei nur dank vielen Freiwilligen möglich. Baumann räumt aber ein, dass es heuer enorm schwierig gewesen sei, die Helferinnen und Helfer zu finden.

Vorstand unterbesetzt

Eine ähnliche Situation, nur etwas anders gelagert, sei im Verbandsvorstand festzustellen. «Wir sind dort personell unterbesetzt und ich hoffe, dass sich dieses Problem lösen lässt», kommentiert Baumann. «Es muss etwas geschehen», blickt die Geschäftsstellenleiterin etwas sorgenvoll in die Zukunft. «Sonst, und das wäre dann die letzte Konsequenz, müssten wir einen Angebots- und ein Leistungsabbau ins Auge fassen».

Im Turnen, aber nicht nur dort, wird es zunehmend schwieriger, Funktionäre zu finden. Im BLTV sind mehrere Personen seit Jahren mit zusätzlichen Aufgaben von vakanten Stellen belastet und es sieht gemäss Baumann nicht zwingend nach einer Besserung aus. Sie ist auf der anderen Seite überzeugt davon, dass es trotz der Individualisierung im Sport generell das klassische Turnen weiterhin geben wird. Das Gemeinschaftserlebnis wie die sozialen Kontakte seien Trümpfe, die nach wie vor stechen. Das sei bei den Jugendlichen spürbar, während bei den älteren Mitgliedern das Gegenteil der Fall sei. «Im vergangenen Jahr traten zwei Frauen- und eine Männerriege aus dem Verband aus. Das Solidaritätsprinzip funktioniert leider nicht mehr wie einst», stellt die Bözerin fest. «Auch im laufenden Jahr rechnen wir wiederum mit Austritten».

Fast immer erreichbar

Das alles hat auf die wertvolle und qualifizierte Arbeit von Annemarie Baumann (vorerst) keinen Einfluss. Ihre BLTV-Geschäftsstelle in Bözen ist im Regelfall am Montagmorgen und am späteren Donnerstagnachmittag geöffnet. «Als Dienstleisterin bin ich aber auch ausserhalb dieser Zeiten erreichbar, zum Beispiel per Mail, welches ich täglich sichte». Dass die 60-jährige Baumann, die seit 35 Jahren verheiratet und sehr stolz auf ihre 34 beziehungsweise 31 Jahre alten Kinder ist, noch andere Lebensinhalte als das Turnen hat, ist klar. «Ich habe mit meinem Mann, der Ende Monat pensioniert wird, ein Haus und einen Garten zu pflegen. Im Winter bin ich zudem leidenschaftliche Skifahrerin und das Lesen gehört ebenfalls zu meinen Steckenpferden».

Turnen nach wie vor im Blut

Aber: Turnen gehört letztlich zum Leben der ehemaligen Frau Gemeindeammann. «Ich bin Aktivmitglied im hiesigen Frauenturnverein und ich hoffe, dass ich dort wieder vermehrt tätig sein kann. So wie das früher anderenorts immer der Fall war. So als Primarschülerin bei ihrem einstigen Einstieg ins Turnen als Mitglied der Mädchenriege und später während 22 Jahren als Damenriegeleiterin. Nicht missen möchte sie auch ihre Tätigkeit als Technische Leiterin beim Kreisturnverband Brugg.

Für die Zukunft wünscht sich Annemarie Baumann in erster Linie Gesundheit, ohne die (auch) Turnen nicht möglich ist. Sie sagt dies aus dem Blickwinkel des BLTV im Hinblick auf das «Eidgenössische», das 2019 in Aarau stattfinden wird. «Unser Baselbieter Ziel ist es, dort mit möglichst vielen Turnern und mit guter Qualität dabei zu sein». Sie hat - diese Aussage unterstreicht dies - Turnen im Blut wie wohl keine Zweite.


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