«Das Lachen eines Kindes gibt mir viel zurück!»

  20.05.2016 Bözen, Persönlich, Oberes Fricktal, Porträt

Von Dieter Deiss

Bereits in der Oberstufe stand für Nicole Pfister fest, dass sie einmal Lehrerin werden möchte. Dieser Wunsch liess sie nicht mehr los. Heute, nach ihrer bald dreijährigen Unterrichtszeit an der Primarschule Neuenhof, erzählt sie von ihrer Arbeit als Lehrerin mit voller Begeisterung.

Mit Neuenhof hatte sie sich nicht gerade die problemloseste Anstellung ausgewählt, gilt doch die dortige Schule wegen der vielen fremdsprachigen Kinder nicht gerade als ein «Schoggi-Job». Nicht so aber für Nicole Pfister, die eben gerade diese Herausforderung liebt. «Hier kommen viele Kulturen und Sprachen zusammen. Dies macht die Arbeit spannend», meint sie. In ihrer Klasse unterrichtet sie Schülerinnen und Schüler aus acht Nationen. Immer wieder kommen da auch neue Kinder dazu, die der deutschen Sprache kaum mächtig sind. Ein besonderes Erlebnis sei es, wenn diese fremdsprachigen Kinder zunächst nur stumm dem Unterricht zu folgen versuchen, dann aber plötzlich mit dem Sprechen beginnen.

Gute und stetige Kontakte zu den Eltern sind für Nicole Pfister unerlässlich. Nicht selten führt sie Elterngespräche mit Hilfe eines Dolmetschers. Dies sei für sie jedoch nicht hinderlich: «Plötzlich öffnen sich einem da Welten, in die man sonst wegen der Sprachbarriere kaum Einblick hat», weiss sie zu erzählen. Eine gute Kommunikation sei äusserst wichtig. Daran arbeite sie ständig und bilde sich auch entsprechend weiter. «Es ist auch wichtig, dass ich meine Art des Unterrichtens begründen kann, weshalb ich auch regelmässige Schulbesuche der Eltern schätze», fährt sie weiter. Selbstverständlich wird sie auch von einzelnen Eltern kritisiert. Dies seien für sie spannende Herausforderungen. «Ich lasse mich allerdings nicht verunsichern», wird sie dazu deutlich und selbstbewusst.

Jedes Kind ist einzigartig

Wichtig ist für Nicole Pfister die Unterstützung durch die Schulleitung und durch das ganze Team. «Ich fühle mich getragen», meint sie dazu. Neuenhof ist eine Gemeinde mit beschränkten finanziellen Mitteln. Dies stört die Lehrerin aber überhaupt nicht, im Gegenteil: «Da müssen wir zusammenstehen und überlegen, was wir überhaupt für einen guten Unterricht benötigen.» Genauso wenig stört sie sich an der weit geöffneten Schere im Niveau ihrer Schülerinnen und Schüler. «Ebendies macht das Unterrichten reizvoll. Für mich ist jedes Kind einzigartig, und vor allem habe ich die Kinder gern!» betont sie und meint: «Das Lachen eines Kindes gibt mir viel zurück!»

In Zeiten, wo es zur guten Tagesordnung gehört, über den Stress am Arbeitsplatz zu jammern, erstaunen solche Aussagen einer jungen Lehrerin. Auf die Frage nach der beruflichen Belastung in einem schwierigen Umfeld, lacht sie und meint: «Die Schule und die Kinder geben mir Energie für weitere Arbeiten.»

Die in Bözen aufgewachsene Nicole Pfister wohnt heute zusammen mit ihrer Schwester und zwei Freundinnen in einer Wohnung in Aarau. Ihre Schwester Corinne, Modedesignerin, eröffnet dort in diesen Tagen einen «Concept-Store». Die beiden Schwestern verbindet aber nicht nur der gemeinsame Wohnort, sondern auch zwei Schweine. Diese freilich haben ihren Stall im Elternhaus in Bözen. Am Morgen werden die Schweine vom Grossvater gefüttert und am Abend übernehmen dies Nicole oder Corinne. Den beiden Schweinen droht übrigens nicht die Schlachtbank, vielmehr dürfen sie als eigentliche Haustiere ganz einfach das «Schweineleben» geniessen.

Intensive Zeit im Lager

Auch wenn sie in Neuenhof arbeitet und in Aarau wohnt, ist Nicole Pfister auf vielfältigste Art weiterhin sehr eng mit dem Fricktal verwurzelt. Hier leitet sie seit sieben Jahren das Hornusser Skilager. «Ich ging immer gerne in Skilager», führt sie dazu aus. So habe sie als Neunzehnjährige, wohl eher etwas sorglos, diese grosse Verantwortung übernommen. Als ausgebildete J+S-Leiterin erteilt sie auch Ski- und Snowbord-Unterricht. Nirgends gebe es eine so intensive Zeit, wie in einem Lager, meint sie. In diesen Lagern ist das Altersspektrum recht weit, so erzählt man den Einen abends noch eine Gutenachtgeschichte, während man mit anderen bereits richtige Teenie-Gespräche führen könne. «Es ist beeindruckend, wie die Kinder in einem Lager sich gegenseitig helfen», findet sie. Wenn die Sportferien zwischen Neuenhof und den Fricktaler Schulen nicht übereinstimmen, bezieht sie in Neuenhof eine Woche unbezahlten Urlaub für die Leitung des Hornusser Lagers. Dieses Recht habe sie sich seinerzeit beim Anstellungsgespräch ausbedungen.

Der Jugendtreff «Domizil» in Effingen ist ein weiteres grosses Engagement der jungen Frau. Zusammen mit zwei Freundinnen hat sie diesen Treff gegründet. Zunächst haben die Drei ein Konzept geschrieben und gingen damit zur Gemeinde, wo man von Beginn weg auf offene Ohren gestossen sei. Während Effingen die benötigten Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, beteiligen sich Elfingen, Bözen und Hornussen an den Kosten. Betreut wird der Treff abwechslungsweise von fünf Frauen und drei Männern. «Wir sind ein gutes Team!» betont sie. «Selbstverständlich gibt es auch Probleme und Konflikte», fügt sie an. Doch auch hier sei eine gute Kommunikation äusserst wichtig. So versucht man bei Schwierigkeiten, die Gemeinderäte möglichst rasch und umfassend zu informieren. Unterstützung gibt es zudem auch vom Bildungsdepartement des Kantons.

Gymnastik und Tanz

Als aktive Turnerin in der Damenriege Zeihen, wo sie die Gymnastik leitet, gehört Nicole Pfister auch der technischen Kommission des Kreisturnverbandes Fricktal an und zeichnet dort verantwortlich für den Bereich Gymnastik und Teamaerobic und ist zudem Wertungsrichterin in der Gymnastik. Ihr grosses Hobby ist das Tanzen. Zur Entspannung und um abschalten zu können wirkt sie deshalb in einem Jazzballet und in einer Contemporary Gruppe mit.

Woher nimmt diese Frau die Kraft für all diese Aktivitäten? «Ich kann mich schnell für etwas begeistern. Deshalb mache ich wohl auch so viele Sachen», meint sie dazu. Vor allem aber arbeitet sie gerne mit anderen zusammen. «In den Menschen sehe ich eigentlich immer das Gute», fügt sie weiter an. Für den grossen Freiwilligendienst erwartet sie keinen Dank, schätzt es aber, wenn ihre Arbeit Anerkennung findet. Eindrücklich an Nicole Pfister, die eigentlich ein unglaubliches Pensum bewältigt, sind die Ruhe und die Lebensfreude, die man bei ihr spürt, kurz, sie ist ein äusserst «aufgestellter» Mensch mit einer grossen Ausstrahlungskraft. «Meine positive Grundhaltung ist ein Geschenk und optimistisch sein zu dürfen ist ein nicht selbstverständliches Glück», meint sie dazu.

 


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