Wunderlins und ihre Schildkröten

  21.04.2016 Eiken, Oberes Fricktal, Haustiere

Von Janine Tschopp

Noch vor einem Monat war auf Wunderlins Schildkrötenfarm noch gar nichts los. Seit Anfang April tanzt dort wieder der Bär, respektive die Schildkröte. Und zwar nicht nur eine, sondern gleich etwa 100. Die gepanzerten Urtiere bewegen sich in den grossen Freilandgehegen bei Adrian und Angela Wunderlin in Eiken. Erst vor kurzem sind sie aus ihrer sechsmonatigen Winterstarre erwacht. Überwintert haben sie in grossen mit Walderde und Buchenblättern gefüllten Kisten in einem Lehmkeller bei 4 bis 8 Grad Celsius. «Während der Winterstarre fahren die Schildkröten vollkommen hinunter. Sie essen und trinken nichts, und ihr Herz schlägt nur gerade einmal pro Minute», erklärt Adrian Wunderlin. Er hat grosse Erfahrung mit den gemütlichen Vierbeinern. Schon als kleiner Bub hatte er viele Tiere zu Hause, für die er selber sorgte: Schildkröten, Hasen, Meerschweinchen, Hamster, Zwerggeissen, Hunde und Katzen. Als er mit der Lehre anfing, musste er sich aus Zeitgründen von einem Teil seines Zoos trennen, darunter auch von seinen Schildkröten. 24 Jahre später waren es genau die Jungen dieser Schildkröten, die wieder zur Familie Wunderlin kamen, und mit welchen alles begann. Aus den zwei Schildkröten wurden immer mehr und zwischenzeitlich beherbergen Adrian und Angela Wunderlin eine Schar von rund 100 Tieren.

«Interessante Tiere»

«Schildkröten gehören für mich zu den interessantesten Tieren», findet Adrian Wunderlin. Und weiter: «Sie können keine Laute von sich geben. Deshalb muss man ihre Gestik und ihre Mimik stets beobachten, um zu sehen, wie es ihnen geht.» Das machen Angela und Adrian Wunderlin auch bei ihren Rundgängen in den Aussengehegen und im Terrarium, wo die Tiere leben, welche erst letzten Herbst geschlüpft sind. Aufmerksam sind sie, welche beide eine Schildkrötenzüchter-Ausbildung absolviert haben, auch wenn es um den Nachwuchs ihrer kriechenden Vierbeiner geht. Sobald die Weibchen ihre Eier gelegt und im Erdhügel vergraben haben, werden sie durch Angela und Adrian Wunderlin geholt und während zirka zwei Monaten in einem speziellen Brutkasten bebrütet. Die Eiablage findet normalerweise in den Monaten Mai und Juni statt. Im August oder September kommen die jungen Schildkröten zur Welt. Bis die Panzer der Jungtiere ausgehärtet sind, bleiben sie im warmen Terrarium im Haus und ziehen erst später ins Aussengehege um.

Die Tiere brauchen Wärme

Adrian Wunderlin achtet darauf, dass seine Schildkröten nie zu kalt haben. Dafür hat er in allen Aussengehegen Kunststoffhäuschen eingerichtet, die mit einer Wärmelampe ausgestattet sind. «Besonders an kalten und nassen Tagen sollte die Lampe in Betrieb genommen werden», erklärt er. Auch in der Zeit zwischen April und September kann es vereinzelt zu kalten Nächten kommen, in welchen Wunderlin seine Schützlinge im Stall einsperrt. «Für die Schildkröten sollte es nie kälter als 8 Grad Celsius sein», meint er. Zu essen gibt es jeden Tag frisches Heu, Löwenzahn und Sepiaschalen, was für den Knochen- und Panzerbau sowie bei den Weibchen für die Eieinschalung wichtig ist. Absichtlich füttern die Wunderlins ihre Tiere jeweils erst am Nachmittag: «Die Schildkröten sind phlegmatische Tiere. Wenn sie aber am Vormittag auf Futtersuche gehen, werden sie agiler.»

In Eiken sind Schildkröten dreier Rassen zu Hause: die griechische Landschildkröte, die Breitrandschildkröte sowie die russische Landschildkröte. Angela und Adrian Wunderlin bieten auch Führungen an oder beraten angehende Schildkröten-Besitzer. Zudem können bei ihrer Zucht auch Tiere erworben werden. Bei allem steht für Adrian Wunderlin immer das Tier im Mittelpunkt. Ihm ist es sehr wichtig, dass wenn sich jemand für eine Schildkröte entscheidet, auch die ganze Infrastruktur, wie beispielsweise eine Wärmelampe dazugehört. Das Tier muss sich wohlfühlen. Viele Menschen würden nur kurzfristig planen, eine Schildkröte kann aber bis zu hundert Jahre alt werden, also muss auch überlegt werden, was zu tun ist, wenn man selber nicht mehr für das Tier sorgen kann. Und wenn Kinder sich eine Schildkröte als Haustier wünschen, ist für ihn wichtig: «Die Eltern müssen dahinterstehen und die Kinder bei ihrem Vorhaben unterstützen.»

Bildlegenden:

Schildkröte_Erdhügel: Die Weibchen vergraben ihre Eier im Erdhügel. Fotos: Janine Tschopp

Schildkröte_Linie: Anhand der vertikalen Linie am Bauch der Tiere, kann man ihr ungefähres Alter erkennen. Wenn die Linie gerade verläuft, ist das Tier jung. Je unruhiger die Linie verläuft, desto älter ist das Tier.


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