Eierleset Effingen: Wenn Verrückte durch das Dorf rennen

  02.04.2016 Effingen, Tradition

Von Melanie Kägi

Rennen ein Hochzeitspärchen und Figuren, geschmückt mit Jasskarten, Schneckenhäusern oder Hobelspänen durch die Dorfstrasse in Effingen, ist wieder «Eierleset». Es sind die Verrückten los im Fricktaler Dörfchen - ein Brauch, der nur jedes zweite Jahr am Sonntag nach Ostern stattfindet. Ziel ist es, den Winter zu vertreiben und den Frühling einzuläuten.
Bereits Wochen zuvor werden die Vorbereitungen in Angriff genommen. Jeweils am Dienstag- und Freitagabend sitzen die Turner des Turnvereins Effingen zusammen, holen die Kostüme aus dem Fundus und bereiten sie für das neue «Eierleset» vor.

Wenn Männer nähen…
«Es gibt immer wieder viel zu tun», erklärt Christian Schütz gegenüber der NFZ. Ausser dem Kostüm des «Schnäggehüslers» müssen fast alle Kostüme beim neuen Auftritt erneuert werden.  «Wir geben auf der Strasse alles, es ist ein regelrechter Kampf», so Schütz, «darum können wir die meisten Kostüme auch kein zweites Mal gebrauchen.» Wenn Männer nähen, entstehen verrückte Kostüme. Am meisten Arbeit machen der «Jasschärtler», «Hobelspänler», «Tannästler» und «Stechpälmer». Um beispielsweise die Lockenpracht des «Hobelspänlers» zu schaffen, haben die Turner ein fünf Meter langes Brett runter gehobelt und für den «Stechpälmer» zehn Säcke mit Stechpalmblättern angenäht.
«Bei den Vorbereitungen helfen rund 30 Personen, eigentlich der ganze TV», sagt Schütz. Und dieses Jahr sind die Jungs früh dran mit den Vorbereitungen. Sie sind bereits an der «Olma» in St. Gallen im Oktober mitgelaufen.
Wer welches Kostüm tragen darf, wird erst am Freitagabend entschieden. Schütz: «Es wird aufgrund vieler Kriterien entschieden. Wer wie oft helfen kam, und auch, ob jemand überhaupt das Gewicht der Kostüme tragen mag. Beispielsweise kann der ‹Tannästler› bis zu 60 Kilo wiegen.»

Ein Brauch seit den 1930er Jahren
Die erste offizielle Dokumentation des «Eierleset» in Effingen stammt aus den 1930er Jahren. Früher organisierte der Event der Veloverein, mit der Zeit übernahm es der Turnverein, mit dabei ist auch die örtliche Damen- und Männerriege. Es sei ein Anlass, an dem viele helfen, meint Schütz. «Vor allem die ‹Heimweh-Effinger› kommen an dieses Event, weil hier neue und vor allem auch ehemalige Einwohner zusammen treffen.»
Verrückte tanzen durch die Dorfstrasse, kämpfen, dass der Frühling kommt. Die Frühlingsboten und die Wintergestalten werfen sich dabei regelrecht um auf der Strasse. Ein echter Kampf, schliesslich soll der Winter vertrieben werden.
Aber warum pilgern die Menschen nach Effingen, um dieses Spektakel zu sehen? Schütz: «Es ist urchig und traditionell, alte Werte sind enthalten. Wir machen alles den alten Traditionen entsprechend und das honorieren die Menschen.»


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