«Die Anforderungen an uns alle steigen»

  29.04.2016 Gesundheit, Rheinfelden, Wirtschaft, Gewerbe, Unteres Fricktal

Von Valentin Zumsteg

Zum zweiten Mal hat der Gewerbeverein Rheinfelden das «Forum Arbeit und Gesundheit» organisiert. Rund 70 Interessierte trafen sich am Montagabend in der Reha Rheinfelden, darunter Frau Vizeammann Brigitte Rüedin und Alfons Kaufmann als Bezirksvertreter des Aargauischen Gewerbeverbands. «Die Anforderungen an uns alle steigen», erklärte Albi Wuhrmann, Mitorganisator des Forums. «Zwei Drittel der Arbeitnehmer fühlen sich gestresst. Die Firmen müssen ein grosses Interesse daran haben, dass die Arbeitnehmer damit umgehen können», so Wuhrmann.

 

Wenn die Erschöpfung chronisch wird

Arbeitsmediziner Dieter Kissling zeigte auf, wie heute dank Herzratenvariabilitäts-Messung ein Burnout oder eine Gefährdung festgestellt werden können. Mit dieser Methode sieht man, wie die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, sich zu erholen – selbst nachts im Bett nicht. Kissling gab Tipps, wie Burnouts zu vermeiden sind. «Bewegung ist wichtig. Sie hilft bei der Stressbewältigung; ebenso Entspannung und genügend Schlaf.» Man solle auch die sozialen Kontakte pflegen und sich und anderen Grenzen setzen. Weitere Tipps: «Perfektionistische Leistungsansprüche kritisch hinterfragen. Eigene Leistungsgrenzen akzeptieren. Schwierigkeiten nicht als Bedrohung, sondern als Herausforderung sehen. Mehr innere Distanz wahren.» Arbeitgeber und Führungskräfte müssten auf die Gesundheit der Mitarbeitenden achten und sie vor Stress und Erschöpfung schützen. Prävention ist gemäss Kissling wichtig: «Ein KMU kann sich einen Burnout-Fall eigentlich gar nicht leisten.»

 

«Spass und Sinn»

«Welche Rahmenbedingungen werden benötigt, um Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen» – darüber referierte Hanspeter Fausch, Geschäftsleiter der Praxis-Brücke Seminare AG. Diese Firma hat 2015 eine Umfrage bei 360 KMUs zur so genannten «Generation Y» durchgeführt. Zu dieser Generation werden die 20- bis 36-Jährigen gezählt, die mit Internet und Social Media aufgewachsen sind. «Ihr Motto lautet: Wir wollen Spass und Sinn bei der Arbeit. Geld allein genügt nicht», so Fausch. Für ihn ist klar: «Gut ausgebildete Fach- und Führungskräfte gehen dorthin, wo das Gesamtpaket stimmt.» Dazu gehöre nicht nur die Höhe des Lohns, sondern auch die Sinnhaftigkeit der Arbeit oder Angebote bei der Kinderbetreuung. «Die Vereinbarung von Arbeitszeit, Freizeit und Familie wird von den Arbeitnehmern künftig eingefordert», betonte Fausch. Er machte darauf aufmerksam, dass ab zirka 2017 über die Hälfte der Bevölkerung in der Schweiz älter als 50 Jahre ist.

Zum Schluss berichtete Jürg Hügin aus seinem Leben. Er hat die Firma AudioRent Clair AG gegründet, die heute rund 150 Mitarbeiter zählt. Dieses Unternehmen vermietet Bühnen- Equipment und arbeitet unter anderem mit Künstlern wie AC/DC, Rolling Stones oder Bruce Springsteen zusammen. Daneben hat Hügin das Tessiner Weingut «Cantina della Rocca» aufgebaut. In seiner Freizeit ist er ein leidenschaftlicher Velofahrer, der regelmässig an der «Tortour» teilnimmt. Dieses Non-Stop-Radrennen geht über 1000 Kilometer, einmal rund um die Schweiz. Hügins Rezept, um all dies unter einen Hut zu bringen: «Prioritäten und Ziele setzen. Disziplin und Durchhaltevermögen. Eine gesunde Ernährung ist wichtig, aber ebenso, die Natur und das Leben zu geniessen», sagte er.

Mit dem Forum «Arbeit und Gesundheit» will der Gewerbeverein Rheinfelden Denkanstösse geben. Gleichzeitig bietet er drei Förderaktionen: So können interessierte Firmen oder Einzelpersonen eine «Herzratenvariabilitäts-Messung», einen «Einführungskurs-Entspannung» oder einen «Workshop: Mitarbeitende der Generation Y» buchen. Die Kosten übernehmen zu zwei Dritteln der Gewerbeverein, die Stadt und das Forum «Betriebliches Gesundheitsmanagement im Kanton Aargau».


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