Vom Festhalten des Augenblicks

  12.12.2015 Brennpunkt, Wölflinswil, Oberhof, Kultur, Kunst, Oberes Fricktal, Gemeinden, Tradition, Landwirtschaft

Von Ronny Wittenwiler

Auch im Kleinen können grosse Momente stattfinden: Ein solcher Moment hat stattgefunden am Dienstagabend. Im Alten Gemeindehaus Wölflinswil freuten sich die Frauen von der Kulturkommission Wölflinswil und Oberhof riesig darüber, dass sie nun da ist, die «Rückblende 2015». Mit ihr, dieser Dorfchronik, geschieht eigentlich nichts weniger als das: Man schreibt in den beiden Fricktaler Gemeinden Geschichte.

«Das Leben im Hier und Jetzt»
Es ist der mittlerweile 47. Jahrgang, den die Gäste anlässlich der kleinen Präsentation vom Dienstagabend in ihren Händen hielten, nachdem zuvor Gabi Reimann von der Kulturkommission zwei grosse Worte mit der Rückblende 2015 in Verbindung gebracht hatte: «Leben, Augenblick.» Für Reimann stünden diese beiden Worte just für den Inhalt dieser Chronik. «Die Rückblende 2015 ist ein weiteres Puzzleteil unserer beiden Dörfer. Sie hält den Augenblick und das Leben im Hier und Jetzt fest.» Dass dabei die Geschichte beider Gemeinden beziehungsweise die Geschichten ihrer Menschen nicht vor dem Gemeindebann enden, zeigt die Chronik für einmal sogar in äusserst päpstlicher Ausprägung: Von einer Audienz beim Heiligen Vater jedenfalls kann nicht jeder berichten (nachzuschlagen auf den Seiten 27/28). Auch ein Blick nach Bern unter die Bundeshauskuppel liegt dieses Jahr drin, wo Nationalrat Reimann das Fricktal als Teil seiner Heimat bezeichnet (und es ist nicht Maximilian Reimann; mehr dazu auf den Seiten 73/74).

Die Chronik richtet den Fokus aber auch auf ganz private Gemächer mitten im Dorf, nimmt Fassaden unter die Lupe und berichtet über die Menschen dahinter. «Eine Art Homestory sollte es sein», lassen die Autorinnen die Leserschaft wissen, alles eingepackt unter dem Schwerpunktthema «Fenstergeschichten». Vielleicht könnte dieser Titel «Fenstergeschichten» generell nicht passender sein, um die Seele einer Dorfchronik zu begreifen. Man blickt hinein, hindurch, schaut hin, öffnet sie: all die Fenster des Lebens. Die Rückblende 2015 scheint genau diese Eigenschaften zu erfüllen, mit ihren Geschichten und Zeugnissen aus dem aktiven Dorfleben. Es ist ein Festhalten des Augenblicks.

Als beim geselligen Beieinander am Dienstagabend die ersten Personen die Chronik unter die Lupe nahmen, entstand das Foto für diesen Artikel. Womöglich bringt das Bild eine unverzichtbare Eigenschaft von geschriebener Geschichte auf den Punkt: Wenn die Erinnerung an Lebensmomente mit der Zeit zunehmend unscharf wird, lässt eine Rückblende auf Papier die Erinnerung daran wieder schärfen.


Keine Frage des Geschlechts
Haben Sie es gemerkt? Die Rede ist ausschliesslich von Frauen in der Kulturkommission. Das liegt daran, dass Männer derzeit komplett Fehlanzeige sind. Tatsächlich besteht die «Kulturkommission» aus einem rein weiblichen Septett: Noemi Freiermuth, Jasmin Koch-Klauser, Andrea Münger-Treier, Gabi Reimann-Treier, Sarah Reimann, Miriam Studer-Liechti und Martina Schütz. Daraus zu schliessen, dass Frauen mehr Kultur als Männer haben, wäre falsch, richtig ist aber die Behauptung, dass sich das Frauenteam für nächstes Jahr über männliche Verstärkung freuen würde. Das bestätigten Gabi Reimann und Martina Schütz gegenüber der NFZ, als im Hintergrund die Damen und Herren noch immer in die Dorfchronik vertieft waren. Die Kulturkommission in den beiden Dörfern ist keine Frage des Geschlechts. (rw)


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