Sein Strahlen ist ansteckend

  27.12.2015 Gesundheit, Jugend, Persönlich, Wittnau, Oberes Fricktal, Porträt

Von Janine Tschopp

«Der rastlose Mime» titelte die NFZ am 27. Mai 2008 und portraitierte den Bewegungsschauspieler, Clown und Akrobaten Tommy Müller aus Wittnau. Sein Zukunftsplan war damals, sich bei der Stiftung Theodora zum «Traumdoktor» ausbilden zu lassen und damit kranken Kindern die Spitalaufenthalte zu verschönern. Heute, siebeneinhalb Jahre später, hat er sich den Traum erfüllt. Tommy Müller ist als Spitalclown «Dr. U. Fröhlich» in den Spitälern Aarau und Basel unterwegs und amüsiert kranke Kinder.

«Gerade bei Kindern, die schon länger im Spital sind, merkt man, wie wichtig es ihnen ist, dass ein Traumdoktor vorbei kommt», sagt Müller. Er schätzt es sehr, mit den Kindern «Seich» zu machen. «Für mich ist es das Schönste, wenn ich nach meinem Besuch die Türe schliesse, und es im Zimmer immer noch lacht. Da bleibe ich extra stehen und höre zu.» Auch wenn er durch seine Arbeit die Eltern der kranken Kinder berühren könne und ein Glänzen in ihren Augen sehe, wisse er, dass er den richtigen Weg eingeschlagen habe. «Davon zehre ich.»

Im Leben eines Spitalclowns gibt es auch schwierige Momente. Beispielsweise wenn er ein Kind während längerer Zeit begleitet, und dieses schliesslich an den Folgen seiner Krankheit stirbt. «Oder wenn ich das Gefühl habe, dass ich etwas nicht richtig gespürt habe. Zum Beispiel habe ich einmal ein Baby besucht. Es hat geschlafen, so verliess ich das Zimmer bald wieder. Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, dass nicht das Kind, sondern seine Mutter Zerstreuung nötig gehabt hätte.»

Ebenfalls im Auftrag der Stiftung Theodora, aber ohne Doktortitel, nämlich als «U. Fröhlich» besucht Müller in einem Sonderschulheim in Riehen Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung.

 

Von der Bank in die Dimitri-Schule

«Weil ich nicht wusste, was ich will, habe ich eine Banklehre gemacht», erklärt Müller den Anfang seiner beruflichen Laufbahn. «Ich hatte aber schon genug von der Bank, bevor ich überhaupt die Lehre angefangen hatte», lacht er. Schliesslich lernte er jemanden kennen, der eine Ausbildung bei der Dimitri-Schule in Verscio (TI) absolvierte. Müller, der schon ganz früh immer gerne kleine Auftritte mit Jonglagen oder Ansagen machte, entschied sich dann, die Dimitri-Schule zu besuchen und erhielt so eine Grundausbildung für Bühnenberufe. «Während meiner Ausbildung wurde meine Partnerin schwanger. So wusste ich, dass ich gleich nach der Schule Geld verdienen musste. Und das war auch gut so.» Müller hatte dann verschiedene Engagements und arbeitete beispielsweise während einer Saison beim Zirkus Monti. Wenn er nicht als Artist engagiert war, verdiente er sein Geld durch Temporär-Einsätze im kaufmännischen Bereich.

 

«Als Artist hat man eine wahnsinnig grosse Anerkennung»

Bei Gesprächen mit seiner Frau, die Krankenpflegerin ist, ist ihm aufgefallen, dass es in ihrem Beruf immer um die anderen und in seinem Beruf immer um ihn selber geht. «Als Artist hat man eine wahnsinnig grosse Anerkennung. Eine Krankenschwester kann sich einen Tag lang ‹ein Bein ausreissen›, und wenn sie Glück hat, sagt ihr einmal jemand ‹Danke›». So kam bei Müller die Überlegung «Stehe ich auf der Bühne und lasse mich feiern, oder kann ich auch einmal ‹etwas richtiges› machen». So entschloss er sich zu einer Ausbildung als Spitalclown bei der Stiftung Theodora.

Ergänzend zu seiner Tätigkeit für die Stiftung Theodora, arbeitet der 40-Jährige heute als Zirkusanimator und als Clown beim Duo «Pepe & Tommy». Als Zirkusanimator ist er mit dem Circus Balloni unterwegs und studiert mit Schülern ein Zirkus-Programm ein. «Meinen Beruf übe ich sehr gerne aus, obwohl ich oftmals weg bin und auch viel Unregelmässigkeit dazu gehört.»

Ob er bei seinen drei Kindern (13, 10 und 6 Jahre alt) auch immer den Clown macht? «Wahrscheinlich mache ich mehr Blödsinn mit meinen Kindern, als andere Väter dies tun. Aber manchmal haben meine Kinder auch genug davon. Zudem habe ich zu Hause nicht mehr die gleiche Energie den Clown zu spielen, wie wenn ich als Artist unterwegs bin.»


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