Eigenständigkeit oder Vernunftehe?

  02.12.2015 Aargau, Politik, Finanzen, Brennpunkt, Oberes Fricktal

Von Sonja Fasler Hübner

«Wo soll Densbüren heute in zehn Jahren stehen?» Diese Frage stellte Gemeindeammann Roger Meyer im Rahmen der Begrüssung zum Stammtischgespräch. Immerhin 53 Personen hatten den Weg ins Gemeindehaus gefunden, um sich über das Projekt «Zukunftsraum Aarau» zu informieren und über eine mögliche Fusion mit Aarau zu diskutieren. Zur Auswahl standen drei Varianten, nämlich die Eigenständigkeit sowie eine Zusammenarbeit mit Aarau oder dem Fricktal. Alle durften je zwei Punkte verteilen, die schliesslich recht ausgeglichen auf allen drei Plakaten mit den jeweiligen Varianten klebten.

Fusion «realistisch» eingestuft

Beim Projekt «Zukunftsraum Aarau» gehe es im Wesentlichen darum, den Raum Aarau zu stärken, erklärte Meyer. Am Prozess beteiligt sind elf Gemeinden mit insgesamt knapp 70 000 Einwohnern. Nebst Aarau und Densbüren sind das Biberstein, Buchs, Erlinsbach (AG), Küttigen, Muhen, Oberentfelden, Schönenwerd, Suhr und Unterentfelden. Die Uni Bern hat eine Studie verfasst, wie die Zusammenarbeit in der Region verbessert werden könnte. Geprüft wurden insbesondere die beiden Optionen «Verstärkte interkommunale Zusammenarbeit» und «Fusion». Denn ein Verbleiben beim Ist-Zustand sieht die Studie als ebenso unrealistisch an, wie eine Fusion aller Gemeinden.

Die Fusion Aarau-Densbüren wird als «realistisch» eingestuft. Allerdings würde Aarau mit seinen über 20 000 Einwohnern mit der 700 Seelen-Gemeinde nur geringfügig wachsen. Geografisch gesehen würde Densbüren aufgrund der geografischen Lage ennet der Staffelegg zu einer «Exklave Aaraus». Hinzu kommt die finanzielle Situation Densbürens, die der Bericht als «sehr kritisch» beurteilt. Eben musste die Gemeinde den Steuerfuss auf 124 Prozent erhöhen. Aufgrund des Grössenunterschieds sieht die Studie eine Fusion als «finanziell tragbar» an. Ob die Aarauer einer Fusion mit einer kleinen Landgemeinde zustimmen würden, gilt als «unsicher». Eine Verbundenheit mit Aarau ist da und zwar nicht nur, weil Densbüren im Bezirk Aarau liegt und dieselbe Konfession dominiert, sondern weil die Bevölkerung «relativ stark nach Aarau ausgerichtet» sei.

Aarau ist offen für Densbüren

«Aarau ist grundsätzlich an einer Fusion mit Densbüren interessiert, dummerweise hat’s dazwischen Gemeinden, die nicht wollen», erklärte Vizeammann Robert Wernli. Herznach und Ueken hätten auf eine unverbindliche Anfrage hin jedoch kein Interesse an einer Zusammenarbeit gezeigt. Die Gemeinde Frick sei nicht abgeneigt, habe sich aber noch nicht damit befasst. Der Gemeindrat forderte die Anwesenden auf, aufgeteilt in vier Gruppen an «Stammtischen» zu diskutieren. Das Interesse Aaraus an Densbüren wurde dabei eher kritisch hinterfragt. Einige befürchten im Falle einer Fusion einen Verlust von Demokratie und Identität. Allerdings wurde aber von vielen angezweifelt, dass die Gemeinde aufgrund der finanziellen Lage auf Dauer eigenständig bleiben kann. Andere wiederum hoffen, mit dem Finanzausgleich des Kantons die Eigenständigkeit wahren zu können. Ein Interesse an einer Zusammenarbeit Richtung Fricktal war kaum auszumachen.

Kein Interesse Richtung Fricktal

Interessant war der Meinungsumschwung, der an diesem Abend stattfand. Am Ende der Veranstaltung konnten alle einen blauen Punkt auf ihre «Wunschlösung» kleben. Während sich je zwanzig Personen für eine Eigenständigkeit aussprachen, konnten sich weitere zwanzig eine Fusion mit Aarau durchaus vorstellen. Abgeschlagen mit nur drei blauen Punkten die Prüfung einer Zusammenarbeit mit dem Staffeleggtal bzw. mit Frick.

In den nächsten Tagen wird ein Umfragebogen in alle Haushaltungen geschickt, dessen Auswertung weitere Klarheit schaffen soll. Man darf nun gespannt sein, wie sich die Meinungen im Rahmen der Prüfungsphase weiter entwickeln. Densbüren lädt zu zwei weiteren Veranstaltungen zum Thema ein, nämlich am 27. Januar und am 1. März. Wie diese gestaltet werden, liess der Gemeindrat offen. Vorerst würden einmal die Wünsche und Meinungen des ersten Abends zusammengefasst und auf der Website veröffentlicht. Bis im März 2016 soll eruiert werden, ob die Densbürer die Fusion mit Aarau weiter verfolgen oder aus dem Projekt aussteigen wollen.

www.zukunftsraumaarau.ch


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