«Free Wifi in Frick!»

  27.12.2015 Frick, Kommentar, Oberes Fricktal, Wohltätigkeit

Von Layla Hasler

Kürzlich erklärte mir der Fricker Gemeindeammann, er habe einen Anruf von einem Journalisten eines Wochenmagazins mit Schwerpunkt Politik und Wirtschaft erhalten. Der Journalist wollte wissen, wie denn die Stimmung im Dorf sei aufgrund der geplanten Unterkunft für 300 Flüchtlinge. Als er ihm entgegnete, man stehe dem Vorhaben «vorsichtig positiv» gegenüber, sei dieser wohl etwas enttäuscht gewesen, erzählt der Gemeindeammann.

Warum? Ist die Geschichte langweilig, weil sie gut ist? Sind gute Geschichten, nur diejenigen, in welchen die Fetzen fliegen, die für Aufregung, Klicks und viele, gehässige Kommentare sorgen?

Für Aufregung bei einigen sorgte an der Informationsveranstaltung über die geplante Asylunterkunft in Frick auch der WLAN-Zugang für die Flüchtlinge in der Unterkunft. Jetzt stellen wir uns einmal vor: Der Internetzugang in der Asylunterkunft würde sich erübrigen, weil es im 2016 in Frick ein Public WLAN gäbe. Niemand bräuchte sich mehr aufzuregen. Luzern betreibt bereits seit 2007 ein Public WLAN in der Innenstadt. Und auch die Stadt Genf ermöglicht ein öffentliches und gratis WLAN durch verschiedene Hotspots, verteilt über die Stadt. Warum also nicht auch Frick? Davon könnte die Fricker Bevölkerung, das Gewerbe, Touristen und Flüchtlinge gleichermassen profitieren.

Aber wozu brauchen die Flüchtlinge überhaupt WLAN? «Internationale Telefongespräche sind sehr teuer, also nutzen wir Apps wie Viber oder Whatsapp, um mit den Familien zu Hause zu sprechen», erklärt ein Flüchtling in der Online-Ausgabe des deutschen Wochenmagazins Stern. «Nach der Flucht habe ich sofort meine Familie kontaktiert, damit sie wissen, dass es mir gut geht», sagt ein anderer und ein weiterer Flüchtling erklärt: «Ich sehe meine Familie nur auf Skype, sonst gibt es keine andere Möglichkeit.»

Viele Asylsuchenden kommen bereits mit einem Handy an. In Afrika und dem Nahen Osten sind Smartphones weit verbreitet, weil es kein flächendeckendes Festnetz gibt. Gemäss einer Studie des amerikanischen Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center von 2014 haben nur 1 Prozent der Menschen in Nigeria oder Ghana einen Festnetzanschluss, während 89 Prozent, beziehungsweise 83 Prozent ein Handy besitzen. Viele Hersteller verkaufen dort abgespeckte Versionen oder gebrauchte Modelle zu günstigeren Preisen.

«Asylunterkunft steht leer»

Noch die bessere Schlagzeile im 2016 wäre allerdings: «Asylunterkunft steht leer». Weil die Menschen keinen Grund mehr haben, zu fliehen. Doch dies ist, wie das Public WLAN in Frick, im Moment Wunschdenken.


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