«Ich hoffe, dass ich gewinne»

  29.10.2015 Oberes Fricktal, Zeihen, Porträt

Von Janine Tschopp

Samstagabend. Die zwölf Visagistinnen erklären auf der Bühne anhand von Bildern ihre Looks, mit welchen sie die Auszeichnung «Picture of the year», den Schweizer Förderpreis für Visagismus, gewinnen möchten. Die Moderatorin Viola Tami will wissen, was Marina Müller zum gewählten Look inspiriert hat. Dann werden die Punkte verteilt. Müllers Fanclub gibt viele Stimmen für ihre Favoritin ab. Nicht nur die Fans, sondern auch die dreiköpfige Jury verteilt Punkte. Die Spannung steigt. Schliesslich kommt er, der Moment der Wahrheit. «The winner of the Picture of the Year 2015», dröhnt es in der Halle, «is Marina Müller.» Umarmungen, Jubel. Die Siegerin wird gefeiert.

So wünscht sich Marina Müller den Szenenablauf von übermorgen Samstagabend, wenn sie zusammen mit elf anderen Nominierten auf der Bühne steht und darum zittert, den Preis für das Bild des Jahres zu holen.

Das Schönste unterstützen
Nominiert für die Auszeichnung wurde Marina Müller im Rahmen ihrer Ausbildung bei der Visagistenschule «Face Design» in Wetzikon. «Es ist eine grosse Chance, wenn man nominiert ist», sagt die 22-Jährige. Visagistin sei kein geschützter Beruf. Bei den nominierten Visagistinnen können die Fotografen davon ausgehen, dass sie etwas von ihrem Fach verstehen, erklärt Müller. «Beim Schminken muss man den Stil der Person finden und das Schönste an ihr unterstützen», beschreibt Müller das Wichtige an ihrer Tätigkeit. «Die Person soll auch nicht ‹angemalt› aussehen.» Müller durfte schon viele Bräute an ihrem schönsten Tag schminken. «Es ist das Schlimmste, wenn sich eine Braut nicht wohlfühlt.»

«Früher wollte ich Maskenbildnerin werden», erklärt Müller. Im Rahmen ihrer Ausbildung als Visagistin waren auch maskenbildnerische Kenntnisse, wie zum Beispiel Narben schminken, gefragt. «Da wurde mir bewusst, dass der Aufwand für das Maskenbildnern sehr gross und der Ertrag klein ist. Als Maskenbildner hat man kaum Chancen zu überleben.» Vor ihrer Ausbildung als Visagistin lernte Müller Coiffeuse. «Ich liebe den Beruf. Man kann kreativ und sehr nahe beim Kunden sein. Es ist ein schönes Gefühl, wenn die Kunden nach dem Coiffeur-Besuch glücklich sind», schwärmt Müller.

Eine einmalige Chance
Vor kurzem hat ein Bekannter von Marina Müller in Herznach ein Lokal entdeckt, welches als eigener Salon für sie in Frage kam. «Ich habe lange überlegt, da ich noch sehr jung bin. Schliesslich realisierte ich, dass eine solche Chance vermutlich nie mehr kommen wird.» Sie entschied sich, das Lokal zu übernehmen und sich als Coiffeuse und Visagistin selbständig zu machen. «Das Bauchgefühl ist gut. Meine Mutter war damals auch erst 21 Jahre alt, als sie sich als Coiffeuse selbständig machte. Sie würde es heute wieder tun und unterstützt mich.» Unterstützung bei ihrem zukünftigen Weg als Selbständige hat sie nicht nur von ihrer Mutter, sondern vom ganzen Umfeld: «Mein Freund hat das ganze Holz für die Möbel zugeschnitten. Mein Götti baut die Küche. Meine Schwester hilft mir bei den Werbemitteln. Mein Vater ist mir beim Möbeltransport behilflich, und meine Kollegin hat das Logo kreiert.»

Marina Müller stammt ursprünglich aus Remigen und wohnt seit Januar 2015 zusammen mit ihrem Freund in Zeihen. «Es gefällt mir gut hier. Die Leute sind sehr unkompliziert und aufgeschlossen. Ich wurde gut aufgenommen.» Seit ihrer Kindheit ist sie Mitglied beim Turnverein in Remigen. Ihr Zukunftstraum ist es, «ihre Coiffeurkunden im Salon zu bedienen und als Visagistin für Fotoshootings zu arbeiten». Im Hinblick auf die Preisverleihung von übermorgen Samstagabend wünscht sie sich: «Ich hoffe, dass ich gewinne.» Und was, wenn nicht? «Dann muss es aus irgendeinem Grund so sein, und ich freue mich trotzdem sehr auf mein eigenes Geschäft.»

Eine Stimme für Marina Müller
Marina Müller aus Zeihen ist nominiert für den Schweizer Förderpreis für Visagismus «Picture of the Year». Stimmen im Online-Voting können bis morgen Freitag, um 12 Uhr unter www.pofty.ch abgegeben werden. Am 2. November eröffnet die 22-Jährige in Herznach ihren Salon «Goldlocke & Himbeerrouge».


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