«Gamen» in der Schule erwünscht

  17.09.2015 Aargau, Jugend, Ueken, Brennpunkt, Schule, Oberes Fricktal

Von Layla Hasler

40 Prozent der Jugendlichen in der Schweiz haben gemäss verschiedener Studien Schulden. Am höchsten sind diese in den Bereichen Telekommunikation und Online-Handel. Um Kindern möglichst früh den Umgang mit Geld zu lehren, startete die Pädagogische Hochschule FHNW mit der Schule Ueken ein Pilotprojekt.

Während des Projekts ist das «Gamen» auf dem Tablet in der Schule nicht nur erlaubt, sondern erwünscht, es gehört zum Unterricht. Denn die Projektverantwortlichen sind überzeugt, dass Finanzkompetenz bei Kindern und jungen Erwachsenen nicht möglich ist, ohne das Wissen, mit digitalen Medien umzugehen. Im digitalen Spiel «Cure Runners» müssen die Kinder in der Gestalt von Alice auf einer Insel Abenteuer bewältigen und «Cures», das ist die Währung, sammeln. Dabei müssen sie immer wieder entscheiden, wofür sie «Cures» – also Geld – ausgeben: Miete, Essen, Medizin, Ausrüstung, etc.

Geld ausgeben wofür und weswegen?

In der vierten Klasse von Fabienne Senn sollen die Kinder am Mittwochmorgen aufschreiben, wofür sie zuletzt Geld ausgegeben haben. Es sind Dinge wie: Fussball-Trikot, Brot, Buch, Glacé, Notizheft oder Schuhe. Kurz darauf entsteht eine angeregte Diskussion unter den Zehnjährigen mit der Lehrerin, ob man diese Sachen gekauft hat, weil man sie wollte oder weil man sie brauchte. «Brot brauche ich, weil ich essen muss, um zu überleben», meint ein Bub. «Ich muss ganz viel lesen, sonst werde ich nervös», begründet ein Mädchen, wieso sie ein Buch braucht. Ein andere Bub meint dagegen: «Ich habe die Schuhe gekauft, weil ich sie wollte. Ich habe noch ganz viele andere Schuhe, ich brauchte keine neuen, ich wollte sie einfach, weil sie cool sind.»

Jugendliche in ihrer Welt erreichen

«Wir wollen die emotionale Ebene ansprechen. Was brauche ich wirklich?», erklärt Andy Schär vom Verein Three Coins, welcher das Spiel vermittelt. Denn rational wüssten Kinder, dass sie ein Budget haben und nicht zu viel Geld ausgeben können. «Über das Spiel wollen wir die Kinder und Jugendlichen in ihrer Welt erreichen.» Das digitale Spiel wurde ursprünglich für Jugendliche in Österreich entwickelt. Schär und sein Team wollen es jetzt auch in der Schweiz an verschiedenen Schulen und Jugendzentren vermitteln. Das Pilotprojekt mit der Schule Ueken wird von «imedias» durchgeführt, der Beratungsstelle für digitale Medien in Schule und Unterricht an der FHNW.


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