Ein Hoch auf die Brechnuss!

  12.02.2015 Brennpunkt, Möhlin, Essen und Trinken, Tradition, Unteres Fricktal

Eines der kritischsten Medienerzeugnisse Europas feiert einen Runden: Glückwunsch, «Ryberger Moraltante»! (In den Anfängen bezeichnet als «Rüberger Moraltante: Unrationiertes Lach-, Krach- und Fachblatt»). Als Fasnachtszeitung mit Schnitzelbank und weiteren festen Kolumnen wie dem Leitartikel vom «Friddsli aus der dsweihten Klass» erscheint die Moraltante heuer im 70. Jahrgang (Erstausgabe 1946, nach Ende des Zweiten Weltkriegs). Das Sonderblatt aus Ryburg hat längst Kultstatus erreicht, nimmt aufs Korn, schaut auf die Finger, kommentiert mit Biss und noch mehr Witz.

30 Jahre gekochte Eier
Auch ein Jubiläum feiern 2015 die Landeier. Seit dreissig Jahren mittlerweile sind sie an der Fasnacht Meli-Ryburg unterwegs. Am 1. Faisse erhielten die Frauen fünf Hühner geschenkt, womit auch heuer wieder die Verpflegung gesichert scheint. Denn ein Geheimnis ist das nicht mehr: Spiegeleier, nach mexikanischer Art, scharf gewürzt, gebraten – so verpflegen die Damen vom fahrbaren Grill jeweils die Umzugsbesucher in Möhlin.

Auch Grund zum Feiern haben Twister. Vor fünfzehn Jahren gründeten vier Frauen diese Fasnachtsgruppe, die seither gewachsen ist. Der Name «Twister» geht übrigens auf ein gleichnamiges Bier zurück. Womit wir endlich beim Alkohol wären. Der wird wieder fliessen bis Aschermittwoch. Jubiläum hin oder her – einen Grund für Jubel, Trubel und ein bisschen Heiterkeit haben sie hier im Dorf zur Fasnachtszeit noch immer gefunden. Doch weil’s dem gnadenlosen Kater am andern Tag sowieso egal sein wird, ob Brummschädel und flauer Magen nun vom Landeier-Jubiläumsapéro herrühren oder doch von anderswo – hier ein unbezahlbarer Gratistipp.

Der Drogist empfiehlt
«Similia similibus curentur», lautet die Formel im Wortlaut. Was wie ein Zauberspruch klingt, ist nichts anderes, als das Grundprinzip der Homöopathie: «Ähnliches wird mit Ähnlichem geheilt.» Darum schlägt nun zur närrischen Zeit die rettende Stund‘ der: Brechnuss! Das ist kein Witz, sondern der eingedeutschte Name von «Nux vomica», einem rund zwanzig Meter hohen Baum, der in Indien, Sri Lanka und Südostasien, nicht aber in Möhlin vorkommt.

Auf Nachfrage der NFZ legt der Drogist Curdin Venzin die homöopathischen Karten auf den Tisch und den Beschrieb der Brechnuss gleich hinzu. Pur genossen führt «Nux vomica» zu Übelkeit. Also ist sie nach homöopathischer Gesetzmässigkeit – Gleiches mit Gleichem behandeln – eigentlich das ideale Mittel gegen ebensolche Auswüchse wie Unwohlsein und Erbrechen. Selbstverständlich in kleinen Dosen eingenommen. Es seien die Strychnin enthaltenden Samen der Brechnuss, welche homöopathisch verarbeitet, ihre heilende Wirkung zeigten. «Also, wenn Sie so konkret danach fragen», sagt Venzin und lächelt: «Gegen den Kater am andern Tag würde ich aus homöopathischer Sicht genau das empfehlen.» Hier mal rasch ein Raclette auf der Strasse, da ein Bier und dort ein Schnaps, vielleicht ein Gläschen Wein, wenig Schlaf, so fasst Venzin zusammen: «Nux vomica wirkt da entgiftend», sagt der diplomierte Drogist HF, der gemeinsam seiner Frau Lea Venzin neu die Drogerie Graber in Möhlin übernommen hat.
In diesem Sinne: Ein Hoch auf die Brechnuss. Und ein Prost auf die Fasnacht 2015.


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