Getrübte Idylle auf dem «Tierli-Gnadenhof»

  11.09.2014 Brennpunkt, Natur, Kaisten, Haustiere

Es ist der Ort, an dem sich Esel, Schafe, Hunde, Katzen und Füchse «gute Nacht» sagen. Insgesamt 150 Tiere beherbergt der «Tierli-Gnadenhof» in Kaisten. Hier werden Tiere aufgenommen, die zurückgelassen oder abgegeben worden sind. «Wir helfen allen Tieren in Not — auch wilden Tieren», erklärt Stefanie Sutter, Stiftungsratsmitglied des «Tierli-Gnadenhofs». Der Hof wirkt trotz der vielen Tiere friedlich und ruhig. Ob Hund oder Katze, die Tiere verstehen sich bestens. Das Reh Sarah schläft zusammen mit Katzen im gleichen Raum — ein ungewohntes Bild. Der grosse schwarze Stier im Stall, mit dem Kosenamen «König», macht seinem Namen alle Ehre. Man merkt aber schnell, dass er ein friedlicher König ist — vor allem, wenn ihn Monica Spoerlé liebevoll am Nacken krault und er es sich gerne gefallen lässt. Vor knapp 20 Jahren hatte sie den «Tierli-Gnadenhof» ins Leben gerufen. Eine solche Aufnahmestätte für Tiere sei in der Schweiz einzigartig.

Die Idylle ist jedoch getrübt, weil sich die Stiftung aktuell in einer finanziellen Notlage befindet. Nach einem Umbau eines Teils des Hofs kamen viele «Überraschungen» zutage, wie Sutter die unvorhergesehenen Kosten beschreibt. «Wir hatten bisher immer Hochs und Tiefs, was das Budget anbelangt», sagt sie, «aber so prekär wie momentan war‘s bis jetzt noch nie». Hinzu komme das alljährliche Spenden-Sommerloch.

Die aktuelle Lage des Hofs ist so kritisch, dass die Stiftung auf ihrer Facebook-Seite anfangs Monat einen Spendenaufruf startete. «Unser Bankkonto ist leer» steht darin geschrieben. Aber egal, wie schlecht es dem Hof geht: «Die Stiftung geben wir nicht auf», versichert Sutter. Der Hof werde weder geschlossen, noch werden bereits aufgenommene Tiere weggegeben. Notwendige Operationen werden durchgeführt und allenfalls in Raten abbezahlt, manchmal würden ihnen die Tierärzte auch etwas entgegenkommen. Ansonsten versuche die Stiftung Spenden reinzuholen, wo’s geht.

Spoerlé arbeitet zu 100 Prozent auf dem Hof, auf dem sie gleichzeitig lebt. Zusätzlich wird sie von einer  Festangestellten unterstützt. Sutter und ihre Schwester, die ebenfalls Stiftungsrätin ist, sind beide berufstätig und kommen je nach Bedarf vor oder nach der Arbeit und an Wochenenden vorbei. Eine weitere ehrenamtliche Mitarbeiterin nimmt Hasen und Meerschweinchen bei sich zu Hause auf. Trotz der aktuellen Lage, der grossen Anzahl an Tieren und des noch grösseren Arbeitsaufwandes stehen die fünf Frauen mit Herzblut dahinter und geben nicht auf: «Wir müssen an uns glauben, sonst können wir definitiv mit unserer Arbeit aufhören», sagt Sutter.


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