Ronny Wittenwiler

Brösmeli wird fünf Jahre alt und ich bin mit den Nerven am Ende. Die Organisation für ihre Party ist kein Kindergeburtstag. Schliesslich steht für Maus und mich der Titel als weltbeste Eltern von Möhlin auf dem Spiel. Und die Konkurrenz in diesem mit harten Bandagen geführten Wettbewerb ist riesig; besonders seit Brösmeli im Kindergarten ist. Eben erst kam sie von einer Geburtstagsparty nachhause, an der ein diplomierter Kinderpsychologe aus einer vierstöckigen Zuckertorte sprang und als Ballonkünstler auftrat. Damit hatten die organisierenden Eltern gerade die erst eine Woche zuvor aufgestellte Jahresbestmarke geknackt. Auch dort sprang einer aus dem Kuchen und trat als Künstler auf, nur hatte der Depp die Ballone zuhause vergessen. Ja, so ein Kindergeburtstag heutzutage ist eine ernste Sache. Da fällt mir ein, wie einfallslos meine Eltern damals doch waren: Wir gingen in den Wald, bauten eine Hütte und zu allem Übel machte uns das noch Spass. Mit solchen Ideen bist du heute nicht mehr wettbewerbsfähig. Ganz abgesehen vom komplizierten Baubewilligungsverfahren für das Baumhaus. Die Zeiten haben sich vielleicht geändert. Nur die Wünsche und Träume von kleinen Mädchen sind wohl die gleichen geblieben: «Liebe Leute», solle ich auf die Einladung schreiben, so Brösmeli: «Liebe Leute. Ich wünsche mir zum Geburtstag ein Pferd. Das ist alles, mehr brauche ich nicht.»

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