SPITALRATGEBER - Schöner leiden mit High Heels

  17.04.2018 Gesundheit

Dr. med. Dirk Thümmler, Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie

Wer schön sein will muss leiden – so sagt es nicht nur ein altes Sprichwort, sondern bestätigt auch eine Britische Untersuchung, die 18 Studien aus medizinischen Fachzeitschriften ausgewertet hat.

Wer auf hohen Absätzen durchs Leben geht riskiert Stürze, Schmerzen und andere Gesundheitsprobleme. Absätze von 10 und mehr Zentimetern verlangen von ihren Trägerinnen einiges an Geschick – und Leidenswille: Der Körperschwerpunkt verlagert sich und das Gewicht lastet vermehrt auf dem Vorfuss, die Standfläche wird dadurch kleiner, wodurch das Gehen schwieriger und unsicherer wird.

Bei festlichen Anlässen fällt auf, dass viele Damen am Ende des Abends ihre Schuhe ausziehen und gegen flache eintauschen, weil sie vor Schmerzen nicht mehr gehen oder tanzen können. Manche landen direkt in der Notfallambulanz mit verstauchten oder gebrochenen Sprunggelenken. In den USA sollen in den letzten 10 Jahren mehr als 120 000 Frauen aus diesem Grund im Spital vorstellig geworden sein. Gemäss sieben von acht Studien seien besonders ältere Damen in High Heels vermehrt sturzgefährdet.

Weitere Spätfolgen können dauerhafte Schmerzen und Deformierungen sein. In drei von vier Studien liess sich beispielsweise ein eindeutiger Zusammenhang zwischen High Heels und dem schmerzhaften Hallux nachweisen. Die unnatürliche Fusshaltung fördert ausserdem muskuloskelettale Schmerzen, wie drei von fünf Studien aufzeigten. Überraschenderweise konnte kein erhöhtes Arthroserisiko nachgewiesen werden, obwohl biomechanische Untersuchungen dies erwarten liessen. Vielleicht war aber auch nur die Anzahl der Studienteilnehmerinnen zu gering.

Unabhängig vom Schuhgeschmack einer Frau gilt: Wenn die Füsse dauernd oder stark schmerzen und die Zehen nicht mehr gerade sind, ist ärztlicher Rat angebracht. Denn von der Fussgymnastik über Einlagen bis hin zu einer Operation führen viele Wege zum schmerzfreien Gehen!

Der Autor ist Leitender Arzt an der Klinik für Traumatologie, Orthopädie und Handchirurgie des GZF.

Der «Spitalratgeber» ist ein Produkt der Zusammenarbeit mit dem GZF. Er erscheint regelmässig jeweils in einer Dienstag-Ausgabe Mitte Monat.


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