Römische Wasserleitung in Münchwilen

  23.04.2018 Münchwilen

Die Suche nach den in den Akten nicht präzise verorteten Wasserleitungen nahm die Kantonsarchäologie bereits im Vorfeld der Baumassnahmen in Angriff. Die Lokalisierung gelang dank der wertvollen Hilfe zweier ortskundiger, freiwilliger Bodenforscher (Luciano Caltana und Theo Schaad). Sie hatten die Wasserleitung vor Jahren bei Baumassnahmen in naheliegenden Parzellen gesichtet und konnten mit-hilfe der ungefähren Ausrichtung relativ präzise auf die Lage des antiken Bauwerkes hinweisen.

Frisches Quellwasser für mutmassliche römische Raststation

Seit dem Jahr 1897 wird über antike Wasserleitungen auf dem Gebiet von Münchwilen berichtet. Seit Untersuchungen im Jahr 1916 kann zwischen einer «grösseren» und einer «kleineren» römerzeitlichen Wasserleitung unterschieden werden. Die sorgfältig errichteten Leitungen führen frisches Quellwasser von den Tafeljurahängen bis zum Sisslerfeld. Sie dürften den dortigen antiken Gebäudekomplex – es handelt sich dabei mit einiger Wahrscheinlichkeit um eine Raststation (Mansio, Statio) des 1. bis 3. nachchristlichen Jahr-hunderts – beliefert haben. Die Raststation beinhaltete unter anderem einen Badetrakt, in dem eine äusserst selten nachgewiesene Wanne mit Mosaikfassung stand.

 

Archäologische Untersuchung im Gang

Die Baumassnahmen für die Neubausiedlung im Dell-Areal betreffen zirka 30 Laufmeter der sog. «kleineren» römischen Wasserleitung. Zunächst wurde die Wasserleitung vorsichtig mit dem Bagger von den rund 1 Meter mächtigen Deck-schichten befreit. Danach wurde die Aufsicht manuell auspräpariert und dokumentiert, verschiedene Profilschnitte sind in Arbeit.

Der Aufbau der Wasserleitung präsentiert sich wie folgt: In ein Steinbett eingelassen und mit Ziegelschrotmörtel abgedichtet liegen aneinander gefugte Leistenziegel. Der Kanal ist mit vermörtelten Hohlziegeln abgedeckt. Im Partiell ist eine schützende Kieselmörtellage über den Hohlziegeln nachzuweisen. Ob das Quellwasser frei im Kanal lief oder die Konstruktion als Schutz für eine Teuchel- oder Druckleitung diente, werden die Untersuchungen zeigen. Auffällig ist, dass in viele der Deckziegel bereits während der Nutzungszeit grössere Löcher geschlagen worden sind – allenfalls für Unterhaltsarbeiten und die Entfernung von eingesickerten Sedimenten.

Abschluss der Untersuchungen und öffentliche Besichtigung

Die Kantonsarchäologie Aargau wird ihre Arbeit voraussichtlich diese Woche abschliessen. In Absprache mit der Gemeinde Münchwilen bietet die Kantonsarchäologie gemeinsam mit der Bauherrschaft auf dem Areal Dell am Mittwoch, 25. April um 17.30 Uhr eine halbstündige öffentliche Orientierung inklusive Besichtigung der römischen Wasserleitung an.

 


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