Ist die Mäuseplage momentan vorbei?

  25.04.2018 Fricktal, Natur

Die Spitze der Population scheint gebrochen

Alle paar Jahre ist die Mäuseplage in der Landwirtschaft und im Obstbau ein Diskussionsthema. Die Feldmaus, eine Unterart der Wühlmaus, richtet Schäden an. Die Populationen haben auch auf die Greifvögel und Mäuseesser am Boden einen Einfluss.

Hans Zemp

Im letzten Herbst haben sich viele Wiesen ganz braun, voll von Mäusespuren gezeigt. Die Population dieser Tiere hatte einen sehr hohen Stand erreicht. Man beobachtet, dass die Mäuse einer zyklischen Massenvermehrung unterliegen. Dies lässt sich vor allem in landwirtschaftlich genutzten Kulturlandschaften beobachten. Das Nahrungsangebot stimmt dort für diese Nager. Gras, Kräuter, Getreide oder Wurzeln von Bäumen bilden ihre Lebensgrundlage.

Die Feldmaus ist bei gutem Nahrungsangebot extrem vermehrungstüchtig. Dauert bei der Feldmaus die Trachtzeit 21 Tage, sind die weiblichen Nachkommen schon nach siebzehn bis neunzehn Tagen, also wenn sie noch an der Muttermilch sind, geschlechtsreif. Bei optimalen Bedingungen werfen die Weibchen zehn Junge, eventuell mehr. Dies löst eine rasante Vermehrung aus. Diese lässt sich durch Feinde nicht flächendeckend beeinflussen. Bei 1000 Mäusen pro Hektar haben wir eindeutig eine Mäuseplage. Bewohnen zu viele dieser Nager engen Raum, löst dies bei ihnen Hunger, Erschöpfung und Inzucht aus. Diese Faktoren führen dann zur drastischen Reduktion der Population.

Mäuseplage ist nicht überall gleich
René Isch aus Hellikon machte im letzten Herbst bei seinem Futter eine extreme Verschmutzung aus. Er beobachtete, dass beim Heuen viel weniger Erde im Futter hängen bleibt, als wenn er Silo macht. Schmutz im Futter kann die Gärung der Silage beeinträchtigen und zu Fehlgärungen führen. Philipp Schmid in Wittnau beobachtet im Moment recht viele Mäuse, aber etwas weniger als im letzten Herbst. Die Schäden, die angerichtet werden, sind bei ihm eher erträglich, nicht exorbitant. Pius Meier aus Hellikon macht Unterschiede in der Population aus. In gewissen Gebieten wie auf «dem Berg» hat er wenige, im Tal etwas mehr Mäuse. Er bekämpft diese aber regelmässig und konsequent. Im November geht er jeweils nochmals durch seine Felder und Baumanlagen mit seinem Vergasungsgerät.

Diese Dezimierungsart ist für die Tiere absolut schmerzlos aber wirksam. Auch Waldmeier und Schmid achten sehr darauf, dass die Mäuse den Bäumen nicht zu nahe kommen. «Sonst hat man verloren», meint Schmid.

Mäuseplage unterliegt einem Zyklus
Die Mäuseplage unterliegt einem Zyklus. Sie komme schubweise und regelmässig, weiss René Isch. Philipp Schmid hat hier etwa vier Jahre ausgemacht. Er ist aber überzeugt, dass sie der Bodenbeschaffenheit unterliegt. Trockene Böden sind für Mäuse schwieriger als feuchte. Dort wo viel Ackerbau betrieben wird, finden beim Pflügen Milan, Storch, Rabe und Bussard ihr Festessen und die Mausbauten werden zerstört. Aber auch Wildschweine, Wiesel und Fuchs finden in den Mäusen einen Teil ihrer Eiweissnahrung.

Ein arger Feind für die Mäuse ist auch eine richtig kalte Jahreszeit ohne Schnee. Gefrorene Böden verkleinern das Nahrungsangebot und sie verhungern. Das Überangebot der Nager in Jahren der Überpopulation löst bei den Feinden der Mäuse grössere Nachwuchszahlen aus. Mit einem Jahr Verzögerung beobachtet man diesen Umstand. 2017 wurden in Wittnau 491 Mäuse, in Eiken 440 und in Zuzgen 1145 Mausschwänze abgegeben. Ein Jahr zuvor waren es 108 in Wittnau. 557 in Eiken und 234 in Zuzgen. Das Kalenderjahr 2015 gleicht in allen drei Gemeinden dem 2017.

Was macht der Mensch gegen die Mäuse?
Der Mäusefang ist an diversen Orten noch durchaus «in» und wird beispielsweise von Gemeinden wie Wittnau, Hellikon, Eiken und Zuzgen mit Mausschwanzbeiträgen von bis zu einem Franken pro Stück entschädigt. Die eigentlichen Mäusefänger, wie man sie früher kannte, gibt es heute bei uns nicht mehr. Aber etliche Leute, auch Kinder, helfen mit, in diesem Bereich Nützliches zu leisten. Die Methoden sind praktisch die gleichen geblieben wie früher, die Geräte nicht mehr alle. Die traditionelle Mäusefalle gelangt immer noch zum Einsatz.

Neu findet man auf dem Markt die sogenannte Top-Cat. Dieses Chromstahlgerät kostet rund fünfzig Franken, ist sehr bedienerfreundlich und effizient. Philipp Schmid setzt diese Fangvorrichtung ein und versucht damit auch seine 250 Hochstammbäume zu schützen. Daneben setzt er beim Pflanzen Wurzelgitter ein. Bedienerfreundlich ist das Gerät von Pius Meier. Einen riesigen Dezimierungsbeitrag leistet auch die Natur mit den ganz natürlichen Feinden der Maus. Dieser ist aber allein nicht ausreichend.


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