Ein Projekt sucht seinen Sinn

  13.04.2018 Leserbriefe

«Viel Kritik am Kies-Projekt». NFZ vom 10. April.

Aus der Presse kennt man das Vorhaben: Holcim möchte im Chleigrüt ein Kieswerk bauen und zu seiner Speisung im Grossgrüt Kies ausbaggern. Dazu müssen Einwohner- und Ortsbürger mehrere Mal Planungsschritte gutheissen. Nachdem am Informationsabend das Projekt nochmals vorgestellt wurde, durften Fragen gestellt werden: Alle waren dabei skeptisch bis ablehnend eingestellt. Das Podium antwortete ohne inneres Feuer, selbst der sonst begeisternde Gemeindeammann wirkte eher resigniert als motiviert. Der Moderator vermied aber jeden Hauch von Voreingenommenheit, nur einmal wollte er einer Votantin das Wort abschneiden. Ihre Frage betraf den ramponierten Ruf von LafargeHolcim (Herr Mazzi gab zur Antwort, man arbeite nur mit «Holcim-Schweiz» zusammen. Damit nährte er den Glauben, diese Tochtergesellschaft sei unabhängig im verschachtelten Konzern «LafargeHolcim». Diese Unabhängigkeit gibt es aber nicht, der Konzern kann sehr wohl die Tochter an die Leine nehmen).

Warum überhaupt dieses Projekt – das war der Grundtenor aller Fragen: Kieswek und Kiesgrube liegen zielgenau auf einem im kantonalen Richtplan festgehaltenen Wildtier-Korridor – hat man dies vergessen? Die Gemeindeversammlung hat schon mehrfach festgehalten, dass im Grossgrüt keine ausserlandwirtschaftlichen Aktivitäten stattfinden sollen – warum nun diese Kehrtwendung? Warum wurde der Modellflugplatz aufgehoben, wenn nun eine weit grössere Störung ins Gebiet kommen soll? Warum soll im Siedlungsbrei Basels die ostwärts erste verbliebene Trennung von zwei Gemeinden auch noch aufgehoben werden? Warum ist die Gemeinde an Einnahmen interessiert, von denen vor allem eine Privatperson profitiert? Was soll am Projekt «ökologisch» sein, wenn es den Anwohnern ein Naherholungsgebiet und den Tieren eine Passage wegnimmt?

Zusätzliche Nahrung für die skeptische Stimmung brachte das vielstufige Bewilligungsverfahren. Man stimmt jedes Mal ab, ohne die nächste Stufe genau zu kennen. Und bei jedem Ja löst Holcim eine neue Investitionssumme los, obwohl das Projekt bei der nächsten Stufe gestoppt werden könnte. Warum also tut sich Rheinfelden ein solches Projekt an, und warum lässt sich Holcim auf ein solch riskantes Vorgehen ein? Die GFPK ist jetzt als «Nebelspalter» gefordert: am 13. Juni sollte sie der Gemeindeversammlung die Notwendigkeit des Projektes erklären können (der Plan B der Holcim, dass ohne Grossgrüt das Kies halt aus dem Elsass komme, ist eine schlechte Begründung: Holcim schifft bereits jetzt reichlich Kies von dort zu uns).

JÜRG KELLER, RHEINFELDEN


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