Belohnung fürs Herrchen

  13.04.2018 Möhlin

Wildtiere bringen jetzt ihren Nachwuchs zur Welt. Während dieser Brut- und Setzzeit müssen Hunde im Wald an der Leine geführt werden. In Möhlin und Wallbach machten Jäger, Forstmitarbeiter und Hündeler darauf aufmerksam. Wer sich an die Leinenpflicht hielt, wurde belohnt. Ab sofort aber werden Verstösse gebüsst. (rw)


Fehlbare Hundehalter werden an die kurze Leine genommen

Regionalpolizei unteres Fricktal kündigt Kontrollaktion an

Im Wald gilt jetzt Leinenpflicht. Wer sich am Wochenende in Möhlin daran gehalten hatte, erhielt eine süsse Überraschung. Künftig aber wird gebüsst.

Ronny Wittenwiler

Alle Jahre wieder schreibt es das Gesetz vor: Im Wald und am Waldrand sind Hunde vom 1. April bis 31. Juli an der Leine zu führen. Alle Jahre wieder hält sich eine Mehrheit an diese Vorschrift. Und doch: Alle Jahre wieder werden Wildtiere in den Tod gehetzt. Das Rehkitz mit herausgerissenen Eingeweiden ist keine Augenweide. Gross ist der Unmut bei Jagdgesellschaften, Forstverwaltung und – ja – auch bei Hundehaltern, den vielen Pflichtbewussten.

Auf die sanfte Tour: Hasen
Es ist ein zauberhafter Frühlingsmorgen. Fredy Ott von der Jagdgesellschaft Forst und Möhlins Forstmitarbeiter Beat Waldmeier kommen gerade aus dem Wald. Zwölf Hundehalter haben sie angetroffen. Elf führten ihre Lieblinge an der Leine, wie es sich gehört, eine Person liess ihren Hund frei laufen. Theoretisch reicht das für einen grausamen Tod. Waldmeier und Ott versuchen es auf die sanfte Tour, machen die fehlbare Hundehalterin höflich auf die Leinenpflicht aufmerksam, bedanken sich bei allen, die dem Gesetz Folge leisten und für jeden gibt es eine süsse Überraschung. Jäger Ott ist an diesem Samstagmorgen mit Schoggi-Hasen bewaffnet. Im Forst, unten beim Rhein bis Wallbach, sowie bei den Waldeingängen im Gebiet Sonnenberg: Überall dort sind Angestellte der Möhliner Forstverwaltung und Mitglieder von Jagdgesellschaften mit dieser Charme-Offensive unterwegs. Die Kooperation wird ergänzt von nicht unwesentlicher Seite. Es fallen Sätze wie: «Klar gehört jetzt der Hund im Wald an die Leine. Unabhängig von Rasse haben Hunde einen Jagdinstinkt.» Oder: «Fehlbare Hundehalter sollte man auch mal büssen.» Das sagt Corinne Käser und Corinne Käser liebt Hunde über alles. Sie ist Präsidentin vom Kynologischen Verein Rheinfelden-Möhlin, Instruktorin. Dass sich mit ihr just auch die Seite der organisierten Hündeler stark macht für ein striktes Einhalten der Leinenpflicht, spielt Forstverwaltung und Jagdgesellschaften in die Hände. Zusammen ans Ziel, lautet das unausgesprochene Credo, Ziel ist der Schutz von Wildtieren, auch von Joggern, Spaziergängern und nicht zuletzt von Hundehaltern selber. «Die Verfehlungen einzelner kommen immer wieder auf uns zurück», sagt Käser ganz nüchtern, «das schadet dem Ruf aller Hundebesitzer.»

Beschimpfungen kommen vor
Jagdgesellschaften, Forstwirtschaft und der Kynologische Verein würden schon lange zusammenspannen, um der Problematik freilaufender Hunde Herr zu werden, sagt Möhlins Revierförster Urs Steck. Merkblätter und Hinweistafeln, besonders bei Waldeingängen, machen zwar längst auf die Leinenpflicht aufmerksam. Doch spreche man höflich jene an, die ihren Hund im Wald frei laufen lassen, werde man nicht selten mit Schimpftiraden eingedeckt, sagt Steck, auch Fredy Ott kann davon ein Lied singen. Weder Forstverwaltung noch Jagdgesellschaften wollen als Polizei auftreten. «Ohnehin», sagt Steck, «bei einer Anzeige wird es kompliziert. Dann gibt es Aussage gegen Aussage, man hat kaum eine Chance.» Und doch werden künftig die fehlbaren Hundehalter an die kurze Leine genommen.

Auf die harte Tour: Bussen
Statt süsse Osterhasen gibt es bald eine salzige Rechnung, wenn der beste Freund des Menschen ohne Leine im Wald unterwegs ist. Hansueli Loosli, Chef der Regionalpolizei unteres Fricktal, bestätigt gegenüber der NFZ: «Ja, es sind Kontrollen vorgesehen.» Fünfzig Franken beträgt die Busse für einen Verstoss gegen die Leinenpflicht. Gemäss Loosli werde bei den Kontrollgängen auch geprüft, ob Hundehalter die notwendige Hundesteuer gezahlt haben. Und Corinne Käser, die Frau, die Hunde über alles liebt, und entschieden für deren Wohl einsteht, sagt am Schluss, als gerade ein Möhliner Spaziergänger mit einem Hund an der Leine vorbeigeht: «In erster Linie ist der Wald doch die Stube der Wildtiere, in der wir uns bewegen. Manchmal fehlt es an Rücksichtnahme.»


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