Bald 140 Mietwohnungen auf 930 Einwohner

  20.04.2018 Münchwilen

Bruno Tüscher zieht nach 100 Tagen eine erste Bilanz

ist in den letzten Jahren überdurchschnittlich schnell gewachsen. Für Gemeindeammann Bruno Tüscher ist nun der Punkt erreicht, an dem dieses Wachstum moderater geschehen sollte.

Susanne Hörth

Mit 33 Jahren ist Bruno Tüscher der jüngste Gemeindeammann im Fricktal und der drittjüngste im Kanton Aargau. Am Neujahrsempfang in Münchwilen sagte er im Gespräch mit der NFZ, dass man ihm seit seiner Wahl zum Gemeindeammann immer wieder die gleiche Frage stellen würde. Nämlich, was werde jetzt anders in Münchwilen. Seine pragmatische Antwort von damals war: «Zuerst werde ich versuchen, Willy Schürchs Fussstapfen auszufüllen und nach hundert Tagen sehen wir dann weiter.» Diese hundert Tage sind nun um. Auf die Frage, was in dieser ersten Zeit seit seinem Amtsantritt das Highlight war, kommt er gleich auf den Neujahrsempfang zu sprechen. «Das war das Schönste bisher. Nie hätte ich gedacht, dass so viele Leute kommen würden.» Die vielen, guten Begegnungen, die er auch seither mit der Bevölkerung hatte, seien eine Bereicherung und eine Entschädigung für die vielen Arbeiten, die mit dem Behördenamt verbunden sind. Und was die Fussstapfen von seinem Amtsvorgänger betrifft, so freut sich Bruno Tüscher, dass er von seinem Amtsvorgänger alles sehr geordnet und sauber hat übernehmen können. Er kann so den eingeschlagenen Gemeindeweg gemeinsam mit seinen Ratskollegen weitergehen und nach und nach eigene Fussspuren hinterlassen.

NFZ: Herr Tüscher, was hat sich mit der Ammann-Tätigkeit am meisten geändert?
Bruno Tüscher:
Ganz sicher die zeitliche Beanspruchung. Die fremdgesteuerten Termine haben zugenommen.

Wie schätzen Sie den zeitlichen Aufwand für Ihr Amt?

Etwa 20 Prozent, vielleicht auch etwas mehr. Am Mittwochmorgen bin ich jeweils auf der Gemeindeverwaltung anzutreffen. Auch um die Abläufe besser kennenzulernen und um mich in alle Themen einzuarbeiten.

Muss denn der Gemeindeammann alles wissen?
Nicht im Detail. Aber eine Projektübersicht sollte ich schon haben und auch Antworten geben können, wenn ich darauf angesprochen werde. Was meine Ressorts anbelangt, dazu gehören ja auch die Finanzen, so muss ich schon gut Bescheid wissen.

Angesprochen werden, passiert sicher auch, wenn Sie privat unterwegs sind. Wie einfach ist es, Behördentätigkeit und Privates zu trennen?
Ich versuche die Politik und das Private soweit wie möglich zu trennen. Sollte mich dennoch jemand ansprechen, biete ich gerne einen Termin auf der Kanzlei an.

Haben Sie den Entschluss, sich als Gemeindeammann zur Verfügung zu stellen, schon einmal bereut?

Keine Sekunde. Ich habe mir vorgängig Gedanken gemacht, mich in Gesprächen auch so weit möglich informiert.

Münchwilen ist in den letzten Jahren durch die grosse Bautätigkeit bevölkerungsmässig überdurchschnittlich gewachsen. Kann die bestehende Infrastruktur diesem Wachstum standhalten?
Strassenmässig ist das gar kein Problem. Und die Schule haben wir eben erst erweitert und beim Kindergarten sind wir aktuell gerade dran.

Der vorhandene Schulraum reicht also auch dann noch, wenn alle Neuwohnungen belegt sind?
Ja. Es hat noch Platz. Ausserdem ist es ja ein Bekenntnis für Münchwilen, wenn alle Klassen voll sind. Zudem gibt es in den neuen Überbauungen ja auch sehr viele kleine Wohnungen für junge oder ältere Leute. Für Familien sind sie eher zu klein.

Münchwilen hat aktuell etwa 930 Einwohner. Wie viele Mietwohnungen werden in der Gemeinde angeboten?

Aktuell sind es über den Daumen geschätzt um die 90. Nach der Umsetzung der offenen Projekte zirka 140. Das ist im Vergleich zu der Einwohnerzahl sicher sehr hoch.

Wird den auf Vorrat gebaut? Stehen viele Wohnungen leer?
Nein, es gibt keinen grossen Leerstand.

Ist das schnelle Wachstum der Gemeinde auch für die Zukunft anstrebenswert?
Ich denke, wir haben einen Punkt erreicht, in dem wir einen guten Schritt vorwärts gemacht haben. Jetzt sollten wir es ruhiger angehen lassen.

Es ist also nichts mehr Grösseres geplant?
Bereits bewilligt ist zurzeit noch die Überbauung «Lienecht» mit rund 15 Wohnungen und im Bau befindet sich die Erweiterung im Dell mit gut 40 Wohnungen.

Verfügt Münchwilen noch über viele Baulandreserven?
Das kann ich so nicht genau sagen. Von privater Seite her sicher noch einiges, auf Seite Gemeinde nur wenig. In Zukunft wird im Bereich Bauen sicher auch die innere Verdichtung ein Thema sein.

Welche Themen beschäftigen die Gemeinde ausserdem?
Im Moment natürlich die Erweiterung des Kindergartens. Dazu kommen deren drei Strassenbauprojekte. Grosse Probleme gibt es nicht. Aber natürlich müssen wir gut auf unsere Finanzen achten.

Wieso, geht es der Gemeinde schlecht?
Nein. Wir haben aktuell eine Pro-Kopfverschuldung von knapp 800 Franken. Das ist im kantonalen Mittel gut. Aber wir haben erstmals seit Jahren in der Rechnung 2017 ein Minus eingefahren. Schul- und Strassenprojekte belasten natürlich die Gemeindekasse und dann kommen die vielen nicht beeinflussbaren Kosten von aussen dazu. Ein haushälterischer Umgang mit den Geldern ist sehr wichtig.


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