«Die Leser wollen wissen, wieviel von mir in der Hauptfigur steckt»

  18.04.2018 Rheinfelden

Ralf H. Dorweiler ist Romanautor und Journalist in Badisch-Rheinfelden

Sein neuester Roman, der auch im Fricktal spielt, erzählt vom 15. Jahrhundert; bekannt wurde der 45-jährige Ralf H. Dorweiler aber vor allem als Regiokrimiautor 2006 mit «Mord auf Alemannisch». Hauptberuflich ist er Journalist in Badisch-Rheinfelden.

Boris Burkhardt

In Frick spielt sich nur eine kleine Szene ab – «aber eine relativ wichtige». Mehr will Ralf H. Dorweiler aus seinem neuen historischen Roman «Das Geheimnis des Glasbläsers» nicht verraten, nur noch, dass die Reise über Oberhof, Aarau und Luzern weitergeht und die Ereignisse in Frick für diesen Reiseabschnitt «sehr entscheidend» sein werden. Wie immer bei Dorweiler, dem Krimi- und Historienautor, der hauptberuflich bei der Badischen Zeitung in Badisch-Rheinfelden als Redaktor arbeitet, stehen im Mittelpunkt seiner Bücher eine Hauptperson und die Landschaft seiner Wahlheimat am Hochrhein oder sonstwo im Dreiländereck.

In seinem aktuellen Buch, dem zweiten historischen Roman, geht es um den Glasbläser Simon vom Hochrhein, der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit dem Auftrag losgeschickt wird, in Venedig das Geheimnis des klaren Glases herauszufinden. «Damals gab es sonst nur das Wälderglas mit grüner Färbung», hat Dorweiler für seinen Roman recherchiert. Es handle sich also um einen klassischen Fall von Industriespionage im mittelalterlichen Kleid, der Simon bis in den historischen Fall von Konstantinopel an die Osmanen 1453 führt. «Ich wollte einen richtigen Abenteuerroman schreiben mit Piraten, Schlachten und Alpenüberquerung», sagt Dorweiler begeistert.

Sein ganzes Leben hat Dorweiler «am Rhein» verbracht, wie er selbst sagt. Geboren wurde er 1973 in Nastätten ganz in der Nähe der Loreley: «Aus dem Fenster des Klassenzimmers konnte ich die Schiffe auf dem Rhein sehen», erinnert er sich. Zum Studium zog es ihn nach Köln, wo er Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften studierte, als Schauspieler arbeitete und ein Callcenter aufbaute. 2003 zog er dann mit seiner Frau aus beruflichen Gründen ins Wiesental nach Steinen, wo er zunächst nicht mehr direkt am Rhein wohnte.

Aber er begann, zunächst in Schopfheim als Freier Mitarbeiter für die Badische Zeitung zu arbeiten, machte die Lehre zum Redaktor und kam 2007 schliesslich in die Redaktion Rheinfelden, wo er auch gerne bleiben will. «Ich wollte unbedingt ins Lokale», erzählt Dorweiler über seine journalistische Karriere; «ich habe den Kontakt zu den Menschen gern.» Seine Frau, Daniela Bianca Gierok, arbeitet als Opernsängerin und tritt immer wieder in Badisch-Rheinfelden auf, im Dietschy-Saal im Haus Salmegg oder im Bürgersaal.

Erster Roman bereits im Jahr 2006
Schon 2006, vor seiner Rheinfelder Zeit, veröffentlichte Dorweiler seinen ersten Roman, den Krimi «Mord auf Alemannisch», der erste einer siebenteiligen Reihe bis 2014, die «total einschlug», wie sich Dorweiler erinnert. Tatsächlich machte die Krimiserie einige Jahre von sich reden in der Region. Dorweilers Clou war dabei, dass alle Fälle zwar in der Region, also Freiburg, Südschwarzwald, Basel und Nordwestschweiz stattfanden, der Kommissar Rainer Maria Schlaicher selbst aber ein Zugereister war und selbst erst seine neue Heimat geographisch und mentalitätsmässig kennenlernen musste. «Der zweite Vorteil war, dass Schlaicher nachfragen konnte, wenn er alemannische Wörter wie Anke oder Gugge nicht auf Anhieb verstand», sagt Dorweiler.

Den Reiz an Regionalkrimis mache das Spiel mit dem Leser aus, welche Orte, Personen und Handlungen echt sind. «Ich bekam oft Post, wo Leser sich sicher waren, dass sie eine Figur aus meinem Roman im echten Leben identifiziert hätten», erinnert sich Dorweiler lachend. Auch hätten die Leser gerätselt, wie viel von Ralf H. Dorweiler in Rainer Maria Schlaicher stecke. Dorweiler versichert, dass die einzige reale Figur in seinen Büchern sein Bassethound Dr. Watson gewesen sei: Aber er habe reale Situationen verwendet und zu neuen Momenten kombiniert und Personennamen gewählt, die zum Ort passten, wie die Birlins in Degerfelden oder die Kähnys in Adelhausen.

Nun also historische Romane, von denen er seit 2016 jedes Jahr einen veröffentlicht: «Das ist ein guter Abstand für Bücher», sagt er. Sein Genredebüt war «Der Pakt der Flösser», der die Reise eines Schwarzwälder Flössers im 17. Jahrhundert bis nach Amsterdam beschreibt. Die Aufmerksamkeit der Verlage erreichte Dorweiler an der Frankfurter Buchmesse mit einer Zeitung, die er selbst produziert hatte und die seine Geschichte als Fortsetzungsroman enthielt. Daraufhin sei er von drei Verlagen gleichzeitig angefragt worden.

Fasziniert von der akribischen Recherche
An dem historischen Material fasziniert Dorweiler vor allem die akribische Recherche, die für eine authentische Atmosphäre notwendig sei, allein nur, welche Lichtquellen im 15. und 17. Jahrhundert benutzt wurden. Sein Interesse als Leser konzentriert sich allerdings – und das mag überraschen – auf Science-Fiction. Dieses Genre wolle er sich als Autor «für später aufheben»: «Man hat als Genrefan so viele grosse Vorbilder vor Augen; da ist man beim Krimi wesentlich freier in der Arbeit.»


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