Von Pontius zu Pilatus

  23.03.2018 Rheinfelden

«Ich Pilatus – Du Jesus», ein spannendes Theaterstück

Was wäre, wenn der für seine blutigen Exzesse bekannte Pilatus noch leben würde? An der belebten Piazza Santa Maria in Rom? Der Theaterstückautor und Schauspieler hat sich diese Fiktion ausgedacht und teilt seine Überlegungen am 26. März in Rheinfelden mit den Zuschauern.

Dieses geflügelte Wort, das für einen lang andauernden Behördengang verwendet wird, geht auf die geschichtliche Figur des Pontius Pilatus zurück. In der biblischen Leidensgeschichte von Jesus erwähnt, kennt diesen Namen fast jedes Kind. Nach der Kreuzigung Jesu wurde Pilatus von Kaiser Tiberius nach Rom zurückgerufen, um sich vor einem kaiserlichen Gericht für seine blutigen Exzesse in Palästina zu verantworten. Kurze Zeit danach starb Tiberius. Es entstand eine gewisse Unsicherheit, die Pilatus offensichtlich nutzte, um still und leise zu verschwinden. Niemand weiss, was aus ihm geworden ist.

…niemand weiss, wer er ist
Im Theaterstück «Ich Pilatus – Du Jesus» befindet sich der ehemalige Stadthalter von Jerusalem kurz vor seinem Tod. Die Geschichte des Stücks versetzt uns nach Rom, mit der Annahme, dass Pilatus bis heute überlebt hat und in einer kleinen kargen Wohnung im Stadtviertel Trastevere wohnt.

Das im Herzstück des Viertels, der Tag und Nacht belebten Piazza Santa Maria. Man kennt den alten gekrümmten Mann mit dem faltigen Gesicht, aber niemand weiss, wer er ist, und niemand kümmert sich um ihn. Er lebt in seinen vier Wänden hier «unten jenseits des Tibers», und zugleich lebt er auch jenseits der realen Welt.

Die meiste Zeit verbringt er in seinem Arbeitszimmer. Auf den Regalen türmen sich verstaubte Bücher, am Boden liegen Zeitungen und Zeitungsausschnitte. Durch die halbgeschlossenen Fensterläden dringt ein Sonnenstrahl und zeichnet Pilatus’ Schatten auf die Bücherwände. Man sieht den Schatten sich unruhig hin und her bewegen. Ein Schmerzenskreuz mit einem Korpus daran auf seinem Arbeitstisch ziert den kahlen Raum wie mit einem Mahnmal. Neben seinem Schreibtisch steht der römische Legionsadler, der ihn einst auf allen seinen Einsätzen für das Römische Reich begleitet hat.

Der verurteilte Jesus und dessen Ideale lassen Pilatus nicht zur Ruhe kommen
Wenn der Adler in einer kriegerischen Auseinandersetzung zu Boden fiel, dann galt das für die Truppe als grosse Erniedrigung und Schmähung.

Pilatus sitzt schon viele Jahre an seinen Memoiren. Für ihn ist der Prozess Jesu immer noch nicht abgeschlossen, die Fakten sind nüchtern und die Folgen des Todesurteils sind unberechenbar geworden. Gewollt oder ungewollt ist er in die 2000-jährige Geschichte des Christentums hineingeraten. Der verurteilte Jesus und dessen Ideale lassen ihn nicht zur Ruhe kommen. Viele Stunden, Tage, Monate und Jahre schon kreisen seine Gedanken um die damaligen Geschehnisse herum. Es war der Anfang einer lange andauernden Epoche. Was ist heute davon geblieben? War alles umsonst?

Der Autor und gleichzeitig einzige Schauspieler des Stücks, Professor Wilhelm Kufferath von Kendenich, hat sich diese Fiktion ausgedacht und teilt seine Überlegungen mit den Zuschauerinnen und Zuschauern. Die Aufführung wird bereichert durch musikalische Einsätze mit Orgel, Saxophon, Pauke und Stimme. Weitere Akteure aus der Pfarrei helfen mit, dass dieses Stück in der Kirche St. Josef über die Bühne gehen kann.

Der Eintritt ist frei. Am Schluss wird eine Türkollekte für die Beschaffung von Prothesen für die von Minen verstümmelten Kinder in aller Welt eingezogen. (mgt)


Das Theaterstück wird am Montag, 26. März um 19 Uhr in der Josefskirche (Hermann Keller-Strasse 10) in Rheinfelden aufgeführt. An der Orgel wirkt Michael Felix, em. Dom-Organist Bad Säckingen, Saxophon und Klarinette: Riccardo Parrino, Gesang: Monika Deuber, Pauke: Kaspar Ritz, Olten, Sprecherin: Christina Fuhrmann.


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