Puccini und Kastalski in Möhlin

  23.03.2018 Möhlin

Ein packendes Musikerlebnis

Werke aus der Spätromantik standen am vergangenen Sonntagabend in Möhlin auf dem Programm. Wer den Weg in die römisch-katholische Kirche auf sich nahm, wurde mit zwei völlig unterschiedlichen, doch allemal spannenden Klangwelten belohnt. Die göttliche Liturgie von Alexander D. Kastalski aus dem Jahre 1905 ist ein Werk für vierstimmigen Männerchor a capella und zwei Solisten. Ausschnitte daraus wurden von der verstärkten Choralschola und von den Solisten des Abends mit einer so erstaunlichen Sicherheit – auch in der russischen Sprache – vorgetragen, dass man sich in einer orthodoxen Kirche wähnte.

Opernhafte Melodramatik
Die Messa a 4 voci hat der junge Puccini für vierstimmigen Chor, solistischen Tenor und Bariton und Orchester komponiert – um nach der erfolgreichen Uraufführung von 1880 auf eine Publikation zu verzichten. Dafür hat er später Ausschnitte daraus in Opern verwendet. Und wer sich in seiner Musiksprache ein wenig auskennt, hört in der Messe leichter die opernhafte Melodramatik heraus als eine fromme Unterordnung unter den liturgischen Text. Aber im Rahmen einer konzertanten Aufführung nehmen das die Zuhörer liebend gern in Kauf. Messa di Gloria heisst heute das Werk: aus Respekt vor dem musikalisch besonders reichhaltigen und anspruchsvollen Gloria-Teil, in dem Puccini auch einmal die Grenzen der Tonalität sprengt. Umso erfreulicher, dass die beiden Chöre der römisch-katholischen Kirche Möhlin und der Allschwiler Kantorei den kniffligen Passagen durchaus gewachsen waren und die begeisternde Musikalität von Puccinis Einfällen ins Publikum trugen. Unterstützt wurden sie dabei vom Orchester Reinach (Einstudierung Giorgio Paronuzzi), das sein Bestes tat, um agil zu begleiten, die thematischen Perlen und teilweise schon fast impressionistischen Klangmalereien zu einem Hörgenuss gedeihen zu lassen, gleichzeitig aber auch die dramatischen Akzente treffsicher zu setzen. Die beiden Solisten, Aliaž Vesel, Tenor, und Robert Koller, Bass-Bariton, nutzten ihre relativ knappen Parts zu eindrücklich gestalteten musikalischen Höhepunkten. Unter der umsichtigen Gesamtleitung des Dirigenten Matthias Heep gelang eine packende Aufführung vor voller Kirche. So ist der Siegeszug von Puccinis Jugendwerk auch im Fricktal und in Möhlin angekommen und die Messa di Gloria für die Zuhörerschaft zu einem Begriff und mehr noch – zu einem eindrücklichen Erlebnis geworden. (mgt)


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