Mit 47 Jahren hat es sich ausgeschränzt

  21.03.2018 Laufenburg

Das Open-Air-Gugge-Festival war das letzte für Organisator Thomas Kolbeck

Thomas Kolbeck hat Laufenburg zum Nabel der Welt gemacht, zum Nabel der Guggen-Welt: Das Laufenburger Guggen-Open-Air am Fasnachtsfreitag gehört mit über 30 Guggenmusiken zu den vier grössten Treffen dieser Art. Nun geht der passionierte Fasnächtler mit 47 Jahren in Fasnachtsrente.

Boris Burkhardt

Das 28. Open-Air-Gugge-Festival dieses Jahr war das 27. und letzte, das Thomas Kolbeck mitorganisiert hat: Seine Nachfolger um Markus Leitner sind eingearbeitet. Bereits vor zwei Jahren gab Kolbeck seine Schlagstöcke und Trommeln bei den Roli Guggers ab, mit dem Gründungsjahr 1975 eine der ältesten Guggen in Deutschland, mit der er seit 1986, seit seinem 16. Lebensjahr, Fasnacht machte. Wie bei vielen Erfolgsgeschichten war auch der Start des Open-Airs, im ganz kleinen Rahmen natürlich, alles andere als ein Erfolg: 1991 sollte es losgehen, gerade in jenem Jahr, als wegen des Golfkriegs deutschlandweit Karneval und Fasnacht komplett ausfielen. «Wir Roli Guggers waren damals nur an einem Umzug in Frick», erinnert sich Kolbeck und muss lachen: «Es hat sich überhaupt nicht gelohnt: Wir liefen rückwärts im Regen gegen den Sturm.»

Ende der Achtziger sei die Fasnacht in Laufenburg am Boden gelegen, erklärt Kolbeck. 1990 versuchten Roli Guggers, Narro-Altfischerzunft und Elferrat die Wiederbelebung mit der Gründung der Städtlefasnacht; und die Guggers veranstalteten am Fasnachtsfreitag das erste kleine Guggenmusiktreffen mit einer Handvoll Musiken und einer Bühne auf dem Brunnenplatz in der minderen Stadt. Doch das Konzept für das Open-Air-Gugge-Festival funktionierte auch 1992 noch genauso, vorerst allein auf der deutschen Seite der Zwillingsstadt. Erst im Folgejahr konnten die Barocker aus Laufenburg /Schweiz für die Organisation gewonnen werden.

Von Anfang an
Kolbeck war in der Anfangszeit «nur» als Schriftführer tätig; massgeblich verantwortlich für das Open-Air war zunächst noch Roland Arzner, Gründer und Namensgeber der Roli Guggers. Kolbeck erinnert sich gut an die Anfangszeit vor dem Internet, in der er persönlich zu den Guggen fuhr, die er einzuladen gedachte, um sich von deren Besonderheit zu überzeugen. «Wir drehten auch Videos von den Auftritten bei uns, um sie potentiellen Gästen zuzuschicken», erzählt Kolbeck. Denn anfangs hätten die Guggen sogar noch eine Gage gefordert, um aufzutreten.

Das ist heute natürlich ganz anders: Laufenburg ist ein Mekka der Guggenmusik geworden; die Organisatoren können sich die Gäste aussuchen und müssen regelmässig Absagen erteilen, weil es keine Plätze mehr gibt. Kolbeck achtet immer darauf, einen ausgewogenen Mix aus allen Regionen einzuladen. Dieses Jahr verpasste er knapp sein Ziel, den Gästen Guggenmusiken aus acht Nationen zu präsentieren: Immerhin Deutschland, Schweiz, Österreich, Liechtenstein, Frankreich und England waren vertreten; Tschechien und Malta fehlten. Insgesamt waren es im Laufe der Jahre über 200 verschiedene Guggen, die in Laufenburg zu Gast waren. Ohne die rund 100 Helfer jedes Jahr wäre der Erfolg laut Kolbeck nicht möglich gewesen.

Zur Popularität des Laufenburger Guggen-Open-Airs verhalfen sicher auch zwei Besuche des SWR in den Neunzigern und unter anderem zwei Liveschaltungen in der Landesschau Baden-Württemberg in den 2000ern. Auch Telebasel berichtete über die Veranstaltung; nur ins Schweizer Fernsehen habe es Laufenburg nie geschafft, bedauert Kolbeck. Aber Laufenburg zeigte, was organisatorisch möglich war; und weitere Grossveranstaltungen wie die Gugge-Explosion in Lörrach seit 2001 folgten den Laufenburger Fussstapfen. Kolbeck übernahm im Laufe der Jahre immer mehr Aufgaben bei der Organisation; und das Guggen-Open-Air wurde immer grösser. Mittlerweile absolvieren jedes Jahr 1300 bis 1500 Gugger insgesamt 100 Auftritte auf fünf Bühnen in beiden Städten. Auch diese Infrastruktur musste sich erst entwickeln: Anfangs habe es von Schweizer Seite Widerstände gegen die Bühnen und die Auftrittspläne gegeben. «Sie dachten, es würde in Laufenburg funktionieren wie in Luzern», sagt Kolbeck.

Zeit für die Familie
Seine Fasnachtsrente will Kolbeck nun mit seiner Familie geniessen und als passiver Fasnächtler viele Traditionen kennenlernen, die ihm bisher wegen eigener Auftritte verwehrt blieben, so zum Beispiel den Egetmann im Südtiroler Tramin. Seine Frau Regina spielte lange Zeit ebenfalls bei den Roli Guggers und unterstützte ihn bei der Organisationsarbeit. Auch die beiden Kinder, der dreijährige Sohn und die sechsjährige Tochter, sind begeisterte Narren: «Der Bub rennt jetzt noch mit der Trommel durch die Wohnung und macht Fasnacht», lacht Kolbeck. Und wie es Rentnern im Unruhestand so geht, hat Kolbeck auch schon wieder zwei neue Ideen, um der Laufenburger Fasnacht neuen Schwung zu verleihen. Um was es sich handelt, verrät er allerdings noch nicht.


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