Ein kurzweiliger Spaziergang durch Sisseln

  25.03.2018 Sisseln

Ismail Bitterli (links) und Manuel Kälin aus Sisseln haben schon vieles zusammen erlebt. Da die beiden Cousins und Freunde für spontane Aktionen zu haben sind, waren sie sofort dabei, die NFZ auf einen Spaziergang durch ihr Dorf mitzunehmen. Sie zeigten uns ihre Lieblingsplätze. Unterwegs sprachen wir über viele spannende, lustige und auch tiefgründige Themen. (jtz)


«Auch in schweren Situationen ist man für einander da»

Zwei junge Sissler zeigen der NFZ ihr Dorf

Auf dem Spaziergang durch Sisseln fallen Manuel Kälin und Ismail Bitterli viele Geschichten ein. Für beide hätte es keinen schöneren Ort zum Aufwachsen gegeben.

Janine Tschopp

Für Manuel Kälin (25) war sofort klar, dass er mitmacht, als er durch die NFZ für einen Spaziergang durch sein Dorf angefragt wurde. Genauso klar war für ihn auch, wer ihn dabei begleiten soll: sein Cousin und bester Kollege Ismail Bitterli (25). Die beiden jungen Männer haben, seit sie ganz klein sind, vieles zusammen erlebt. Viele Hochs, aber auch Tiefs. An diesem Freitagnachmittag, als wir gemeinsam durch Sisseln spazierten, wurden bei den jungen Männern Erinnerungen geweckt. Sie hatten viel zu erzählen und viel zu lachen und liessen die NFZ an den alten Geschichten, die die beiden Freunde auch in 50 Jahren nicht vergessen werden, teilhaben.

Beim Pontonier-Depot
Für den Spaziergang treffen wir uns beim Pontonier-Depot. Es ist Manuel Kälins zweites Zuhause. Er ist Aktivmitglied bei den Pontonieren Sisseln. Als Aktivfahrer ist er zwei- bis dreimal pro Woche auf dem Wasser anzutreffen. Zudem engagiert er sich bei den Pontonieren seit drei Jahren als Pressechef. Er organisiert Vereinsreisen, ist Webmaster des Vereins und investiert jeweils viel Zeit für die Vorbereitungen und die Durchführung des Fischessens.

Da sein Grossvater, sein Vater, sein Onkel und seine Brüder alle aktiv bei den Pontonieren mit dabei waren, war für Manuel Kälin immer klar, dass er auch einmal ein Pontonier sein will. Schon viele Jahre bevor er selber dem Verein beitreten durfte (mit 10 Jahren), verbrachte er einen grossen Teil seiner Freizeit beim Pontonier-Depot am Rhein.

Ismail Bitterli war kein aktiver Pontonier. Sein Sport war und ist heute noch der Fussball. Er spielte als Bub beim FC Stein und ist dort heute Trainer der A-Junioren und Spieler in der 2. Mannschaft. Da Ismails Vater aber bei den Pontonieren aktiv war, war auch er immer mit dem Verein und dem Wassersport verbunden.

Die beiden jungen Männer erinnern sich, wie Manuel Kälin 2003 (als Zehnjähriger) seinen ersten Wettkampf auf dem Rhein fuhr, und wie sein Cousin Ismail ihn anfeuerte. «Ich bin dann zwar nur 20. geworden, aber mein Bruder wurde Schweizermeister», erinnert sich Manuel Kälin. Er erzählt von vielen erfolgreichen Jahre der Sissler Pontoniere. 2007 und 2009 holten sie den Schweizermeister-Titel. Kälin erzählt auch von einem neuen Vorstand und einem Umdenken im Verein. Nicht nur die sportlichen Erfolge, sondern auch Komponenten wie Jugendarbeit und Spass sollen heute wieder stärker in den Vordergrund rücken, ohne die sportlichen Leistungen zu vernachlässigen.

Wir drei sitzen noch lange auf der Bank beim Pontonier-Depot und sprechen über den Zusammenhalt unter den Sisslern. «Wir haben als Kinder immer alle zusammen gespielt. Niemand wurde ausgegrenzt», erinnert sich Ismail Bitterli. Auch heute, wo beide erwachsen sind, spüren sie einen starken Rückhalt im Dorf. Manuel Kälin erzählt von ganz schweren Zeiten, die er und seine Familie letztes Jahr durchlebten. Seine Mutter ist an Krebs erkrankt und neun Monate später verstorben. «Auch in schweren Situationen ist man im Dorf füreinander da. Man wird in den Arm genommen, und weiss, dass die Leute es ehrlich meinen», beschreibt Manuel Kälin. Dieser schwere Schicksalsschlag, dass Manuel Kälin seine Mutter und sein Cousin Ismail Bitterli seine Tante schon jung verloren hatten, schweisste die Cousins und Freunde noch stärker zusammen.

Spaziergang dem Rhein entlang zur Schule
Als nächsten Ort zeigen mir die jungen Männer die Schule. Wir spazieren dem Rhein entlang und kommen am Haus vorbei, wo Manuel Kälin zusammen mit seinen Grosseltern, Eltern und Geschwistern aufgewachsen ist. Sein Vater und er wohnen heute noch in diesem Haus. Manuel und Ismail kommen viele gemeinsame Erlebnisse zu Manuels Elternhaus in den Sinn. Auch heute noch verbringt Ismail viel Freizeit dort. Der Rhein direkt vor Manuels Haustüre war ein willkommener Ort, gemeinsame Zeit zu verbringen.

Wir kommen bei der Schule an. «Es sieht anders aus als früher», bemerkt Ismail Bitterli. Die Überdachung sowie die Bodenmalereien waren damals noch nicht vorhanden. Auch die Betonkunstwerke auf dem Schulhausplatz haben die jungen Männer mit einer anderen Farbe bemalt in Erinnerung. Auf diesen bunten Kunstwerken machen wir unser nächstes Foto.

Die Cousins und Kollegen erzählen, dass sie auf dem Pausenplatz, besonders mittwochnachmittags, oftmals Fussball gespielt haben. «Ich weiss noch, wie ich dich im Winter hier immer mit Schnee gestopft habe», scherzt Manuel Kälin. Sie diskutieren, wer damals grösser und stärker war und wer wen mehr provoziert habe. Sie nehmen sich in den Arm und meinen: «Auch wenn wir uns ab und zu gegenseitig ärgerten, wir waren trotzdem immer die besten Kollegen.»

Manuel Kälin schaut Richtung Schulhaus und erklärt schmunzelnd: «Das Schulzimmer dort oben rechts, ist das schönste Zimmer weltweit. Ich hatte dort meinen schönsten Fensterplatz mit Sicht aufs Kraftwerk und auf Säckingen.»

An der Sissle
Wir verlassen das Schulhausgelände und kommen zum Adlerstich, die Hauptstrasse hinunter. Unterwegs diskutieren wir über den Sissler Gemeinderat. «Die schauen gut zu uns, und sie sind bei der Bevölkerung sehr präsent», findet Manuel Kälin. Und schon kommen wir bei der Sissle an. «Am Bach» nennen die jungen Männer diesen Lieblingsort. «Als die Sissle wenig Wasser hatte, sind wir einmal mit den Schon als Buben hatten die Cousins und beste Kollegen Ismail Bitterli und Manuel Kälin viele lustige Ideen. Velos hier hinaufgefahren», erinnern sie sich.

Wo haben sich die Jungen früher getroffen? «Ein sehr beliebter Treffpunkt war der Platz vor dem Hallenbad. Es war zentral gelegen, beim Hallenbad-Kiosk konnte man Süssigkeiten kaufen, und draussen hatte es einen Selecta-Automaten. Vom Hallenbad aus sind wir oft Fussball spielen gegangen.»

Auf der Grossmatt
Fussball gespielt haben Ismail Bitterli und Manuel Kälin zum Beispiel auf dem Rasen beim «Vergnügungspark» Grossmatt. Heute gibt es dort eine Rutschbahn und eine Tyrolienne, die sich für ein lustiges Foto anbietet. Auch steht seit einiger Zeit ein grosser Container auf dem Gelände, wo zweimal wöchentlich ein Jugendtreff (ab 1. Primar bis 16 Jahre) angeboten wird. Einen Treff dieser Art gab es noch nicht, als Manuel Kälin und Ismail Bitterli jünger waren.

Wir gehen weiter und kommen wieder an die Sissle. Wir spazieren dem Bach entlang und bewundern das klare Wasser. Für kurze Zeit beobachten wir Enten, die es sich entlang des Gewässers gemütlich machen.

Bei der «Bach-Ecke»
Nach einer gewissen Zeit kommen wir bei der «Bach-Ecke» an. Der Ort, wo die Sissle in den Rhein mündet, ist schon die letzte Destination unseres kurzweiligen Spaziergangs. Ismail Bitterli und Manuel Kälin erzählen, dass hier im Sommer viel los sei. Es sei eine sehr beliebte Stelle, auch für Auswärtige. Ob zum Baden, Fischen, Grillieren oder einfach nur um die Seele baumeln lassen.

Auch an diesem schönen Platz haben die beiden jungen Männer viel gemeinsame Freizeit verbracht. «Man kann hier sehr gut abschalten», sagt Ismail Bitterli. Er erzählt von wunderschönen Sonnenuntergängen, die er hier schon oft genossen habe. «Direkt über dem Rhein verfärbt sich der Himmel manchmal in den schönsten Pink- und Rosatönen, wenn die Sonne untergeht.» Generell gebe es in Sisseln viele wunderschöne Orte, wo man sich erholen und abschalten könne. Sei es hier am Rhein, an der Sissle, im Wald. Für die beiden jungen Männer hätte es keinen schöneren Ort zum Aufwachsen gegeben als ihr Dorf.

Temporär weggezogen
Aufgrund des Arbeitsortes seines WG-Partners zog Ismail Bitterli vor einem Jahr nach Gipf-Oberfrick. Nach wie vor besucht er seine Familie in Sisseln mehrmals pro Woche. Und schon heute ist es für ihn klar, dass er wieder nach Sisseln zurückkehren wird. Bitterli erzählt, dass er ein ‹‹Reisefüdli›› sei und bereits die USA, Marokko, Südafrika und andere Orte gesehen habe. Für ihn habe es aber nie einen anderen Ort zum Leben gegeben als Sisseln.

Auch Manuel Kälin kommt ins Schwärmen und erzählt, dass es für ihn nur einen Ort zum Leben gebe. Der grosse Rhein, der Bach, der Wald, generell die Natur hier in Sisseln sei unbezahlbar. Auch die Grösse der Gemeinde schätzt er: «Jeder kennt jeden, und trotzdem ist es kein ‹Kaff›».

Ismail Bitterli arbeitet als Primarlehrer an der Schule in Kaisten. Manuel Kälin lernte ursprünglich Mechaniker und arbeitet seit sechs Jahren bei Jakob Müller AG in Frick als stellvertretender Abteilungsleiter bei der Qualitätskontrolle.


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