Ein Jahr nach dem gescheiterten Flirt

  23.03.2018 Möhlin

Ronny Wittenwiler

Die Raiffeisenbank Möhlin hat ihre Generalversammlung hinter sich, kommenden Samstag ist die Raiffeisenbank Wegenstettertal an der Reihe und ja, da war doch was: ein Annäherungsversuch, der vor etwas mehr als einem Jahr abrupt endete. Die Raiffeisenbank Wegenstettertal tat sich als jene Braut hervor, die sich zierte, namentlich die Genossenschafter. So erfolgte dann im Dezember 2016 der Übungsabbruch. Drei Monate später wurde Jascha Schneider zum neuen Verwaltungsratspräsidenten der Raiffeisenbank Wegenstettertal gewählt. Jener Schneider, der erfolgreich gegen die Fusion mit Möhlin angekämpft hatte, jener Schneider, der heute nach wie vor für den Alleingang einsteht. Das gibt er jetzt im Rahmen einer Medienmitteilung zu verstehen.

Mit Nachdruck
«Unsere Argumente für unsere eigenständige Bank im Wegenstettertal haben bei der Geschäftsleitung der Raiffeisengruppe Gehör gefunden. Eine Fusion ist vom Tisch», hält Schneider fest, und es scheint, als wolle er der längst vollzogenen Sistierung des Projekts ausdrücklich Nachdruck verleihen. Vielleicht auch, weil damals die Verwaltungsräte beider Banken in einer gemeinsamen Mitteilung zu verstehen gaben, dass ein Zusammenschluss weiterhin eine Option bleiben würde? Schneider sagt: «Raiffeisen Schweiz hat weiter Druck gemacht, weil dies nicht der Strategie entsprach. Wir haben fast ein Jahr lang harte Verhandlungen geführt. Vor wenigen Wochen konnten wir uns partnerschaftlich einigen. Wir haben jetzt volle Unterstützung bei unserem Alleingang.»

In diesem Zusammenhang sei auch die Bestätigung von Marc Meier als Bankleiter zu verstehen, der bislang «bloss» ad interim wirkte. Nochmals Schneider: «Raiffeisen Schweiz hatte uns keinen Bankleiter bewilligt, weil wir nicht fusioniert haben. Die Bank war somit nicht komplett. Die Revisionsstelle hat mit einer Meldung bei der Finma gedroht. In letzter Minute haben wir uns mit Raiffeisen Schweiz Ende 2017 geeinigt. Vor wenigen Wochen konnte er dann gewählt und bestätigt werden.»

Alleingang – wie lange?
Thomas Tschanz, Verwaltungsratspräsident der Raiffeisenbank Möhlin, bedauerte den gescheiterten Zusammenschluss genau wie sein damaliges Pendant im Wegenstettertal, Hansrudolf Neuenschwander. Tschanz sprach von «Trümpfen», die beidseitig nicht genutzt werden konnten. «Die Türe bleibt offen», liess er an der Generalversammlung 2017 verlauten, doch er sagt auch: «Selbstverständlich akzeptieren wir den Entscheid der Raiffeisenbank Wegenstettertal, auf eine Fusion verzichten zu wollen.» Für die Raiffeisenbank Möhlin hätten sich weder Nachteile noch Vorteile aus den abgebrochenen Fusionsverhandlungen entwickelt. Die Frage, ob er das jüngste Communiqué der Raiffeisenbank Wegenstettertal als eine langfristige Absage an eine mögliche Fusion verstehe, kommentiert Tschanz so: «Gemäss unserer kürzlich überarbeiteten Strategie für die nächsten drei bis vier Jahre werden wir alle Kraft auf die Entwicklung in unserem heutigen Geschäftskreis legen. Danach werden wir die Lage wieder neu beurteilen, wie dies sicherlich auch die Raiffeisenbank Wegenstettertal tun wird.» Die Frage nach der zeitlichen Verbindlichkeit für den Alleingang hat die NFZ auch Jascha Schneider gestellt. «Der Verwaltungsrat muss regelmässig seine Strategie prüfen. Ich rechne nicht damit, dass das Thema in den nächsten drei bis fünf Jahren aktuell wird. Ausser die Bankenwelt ändert sich dramatisch.»


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