Ein Jahr in der Schweizergarde

  22.03.2018 Kolumne

Die Zeit vergeht schnell im kleinsten Staat der Welt. Anfang Februar ist für mich ein Jahr im Dienst der Päpstlichen Schweizergarde vergangen. Nach einem Jahr in der Garde kann ich einige Schlüsse ziehen: Wir, die Gardisten, bilden eine grosse Familie, welche im selben Haus, dem Gardequartier zuhause ist. Hier wohnen die Offiziere mit ihren Familien in ihren Wohnungen sowie auch die einfachen Gardisten in Zweierzimmern. Dies stärkt die gemeinschaftliche Verbundenheit und Kameradschaft. Fundamental ist die Kameradschaft für das Funktionieren der Schweizergarde. Man hilft sich, informiert sich, unternimmt zusammen etwas, leidet zusammen. Auch das Traditionsbewusstsein darf nicht fehlen: Wir sind privilegiert, weil wir seit über 500 Jahren dem Papst dienen dürfen und somit in einem wunderschönen Arbeitsumfeld arbeiten dürfen. Wir sind uns dieser Ehre bewusst. Mit zahlreichen Festen unterstreichen wir unsere Traditionen: Sankt Martin (einer unserer Schutzpatrone), 22. Januar (Gründungstag der Garde), 1. August, das Missionsfest zur Unterstützung karitativer Projekte, 6. Mai (Vereidigung). Dabei haben wir es stets lustig und zelebrieren die Kameradschaft und Gemeinschaftlichkeit. Den täglichen Dienst leisten wir in einem einzigartigen Umfeld: Petersplatz, Petersbasilika, welche die grösste christliche Kirche der Welt ist, der Apostolische Palast. Historisch, sakral und zugleich monumental. Der Wachtdienst umfasst grosse Verantwortungen, da wir hauptsächlich die Sicherheit des Papstes garantieren, dem Stellvertreter Christi auf Erden. Das Verantwortungsbewusstsein umfasst ein stets korrektes und diszipliniertes Verhalten und Auftreten. Diese regelmässige Disziplin formt den Charakter. Dies ist wichtig, da wir uns bewusst sein müssen, dass wir auch im Privaten ein für den Gardisten würdiges Verhalten an den Tag legen. Das lange Stehen während dem Dienst, die unregelmässigen Arbeitszeiten bei jeder Witterung sind gewöhnungsbedürftig, doch machen sie resistent und geduldig. Was ich persönlich sehr wertvoll finde, sind die zahlreichen Erfahrungen und Bekanntschaften mit Menschen aus der ganzen Welt mit den verschiedensten Berufen. Doch auch die Kameraden aus allen Teilen der Schweiz sind eine Bereicherung. Nicht zu vergessen: Die Stadt Rom und Italien. Rom bietet mit seiner Vielzahl an Museen, Parks, Palästen, Piazzas, Ristoranti und Bars ein ideales Freizeitangebot. Ebenfalls nutzen wir die freie Zeit, um zusammen Italien zu erkunden: Napoli, Siena, Orvieto, Viterbo, Bologna, Trieste… Zu guter Letzt: Der Glaube. Einerseits kann man seinen Glauben vertiefen; man ist ja an der Quelle. Andererseits lernt man unzählige neue Fakten, Feiertage und Glaubensaspekte kennen. Meine Meinung ist schlussendlich, dass der Gardist seinen Idealen und Prinzipien dienen kann.

ROMANO PELOSI (21)

Am 26. Februar hat es in Rom wieder mal geschneit, was hier eigentlich recht selten vorkommt. Wie man sich vorstellen kann, war die Ewige Stadt rasch ausser Gefecht…


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