«Nach dem Zusammenstoss mit Zubi hörte ich auf»

  17.03.2018 Möhlin

Orazio Ferranti war Fussballprofi – und trainiert nun das Eins des FC Möhlin

Morgen Samstag beginnt in der 3. Liga der Rückrundenstart. Der FC Möhlin-Riburg/ Acli trifft dabei auswärts auf die AC Rossoneri. Für Orazio Ferranti wird es der erste Ernstkampf als Möhlin-Trainer sein.

Manuel Bertschi

Zum ersten Treffen kam es im Cup-Spiel zwischen dem FC Möhlin-Riburg/Acli und dem FC Aesch im Oktober letzten Jahres. Aesch, im Mittelfeld der 2. Liga platziert, kam gegen den stark aufspielenden Unterklassigen aus Möhlin mächtig ins Schwanken und gewann erst in der Verlängerung mit 3:2.

Co-Trainer der Aescher war damals Orazio Ferranti. In der Winterpause wechselte der 33-Jährige zu den Blauweissen und übernahm den Trainerposten von Franck Kempfer.

Orazio Ferranti, wie ausschlaggebend war der Cup-Match zwischen Möhlin und Aesch im Oktober 2017 im Hinblick auf Ihren Wechsel ins Fricktal? Orazio Ferranti: Dieser Match war entscheidend. Ich war beeindruckt von der kämpferischen und spielerischen Klasse der Möhliner.

Als ich ein paar Wochen später von Möhlins Sportchef Stefano Di Pasqua angefragt wurde, ob ich das Eins übernehmen wolle, dachte ich an dieses Spiel zurück. Und ich sagte zu.

Hat sich nach einer rund dreimonatigen Vorbereitung Ihr positiver Eindruck bestätigt?
Ich erhielt sogar ein noch besseres Bild von der Mannschaft. Ich bin auf viele hungrige Spieler gestossen, die Ziele haben, die Präsenz zeigen und viel Talent mitbringen.

Nun beginnt morgen die Rückrunde gegen die AC Rossoneri. Möhlin liegt mit drei Punkten Rückstand auf dem zweiten Rang hinter Wallbach. Ist der Aufstieg in die 2. Liga nach wie vor das Ziel?
Es wäre gelogen zu behaupten, nicht aufsteigen zu wollen. Der mögliche Aufstieg ist auch der Grund, weshalb ich nach Möhlin gekommen bin. Ich bin ambitioniert und habe mir und der Mannschaft zum Ziel gesetzt, jeden Match zu gewinnen. Wenn wir das erreichen, schauen wir, wozu es reicht.

Sie haben bisher immer nur in höheren Ligen gespielt und trainiert. Wie gut kennen Sie die 3. Liga überhaupt?
Ich kenne zwei, drei Mannschaften, habe deren Spiele ab und an gesehen. Was mir auffällt, sind die vielen guten Einzelspieler in dieser Liga, die oft auch in höheren Ligen gekickt haben. Aber am Ende des Tages konzentriere ich mich auf unser eigenes Team.

Sie selbst haben einst als Fussballprofi die höchsten Ligen kennengelernt. Können Sie uns Ihren Karriereweg schildern?
Als kleiner Junge spielte ich in Liestal und Frenkendorf, ehe ich bereits bei den E-Junioren zum FC Basel stiess.

Dort erlebte ich tolle Jahre, viele Reisen und Turniere. Irgendwann kam ich in die U-Mannschaften, wo der Leistungsdruck grösser und grösser wurde. Dabei lernte ich tolle Spieler kennen wie Gökhan Inler zum Beispiel, Marco Streller oder die Degen-Zwillinge. Kurze Zeit stand ich auch im Kader der 1. Mannschaft des FCB, die damals von Christian Gross trainiert wurde.

Kurze Zeit?
Relativ bald wurde ich an andere Clubs in die Nationalliga B ausgeliehen: Von Baden, Locarno über Delémont landete ich schliesslich wieder beim FCB. Ich spielte insgesamt sechs Jahre als Profi und habe diese Zeit sehr genossen. Leider wurde meine Karriere durch eine Verletzung frühzeitig beendet.

Was geschah genau?
In einem Zweikampf mit Zubi (Pascal Zuberbühler, ehemaliger FCB- und Nationalmannschaftstorhüter, Anmerkung der Redaktion) brach ich mir das Schlüsselbein. Nach diesem Zusammenstoss mit Zubi hörte ich auf. Ich spürte, dass mir ab diesem Zeitpunkt die Emotionen fehlten, nochmals anzugreifen. Ich orientierte mich anders. Inzwischen bin ich zweifacher Vater und sehr zufrieden mit meinem Leben.

Heute arbeiten Sie in einem Gefängnis. Was machen Sie da konkret und können Sie die dort erlernten Fähigkeiten auch als Fussballtrainer einsetzen?
Ich arbeite als Aufseher und Betreuer in einem Gefängnis. Und natürlich hilft mir dieser Job auch sehr in meinem Leben als Trainer. Ich lerne den Umgang mit den unterschiedlichsten Menschen, vor allem im Jugendbereich. Man lernt, sich anzupassen. So ist es doch auch im Fussball: Es ist ein Unterschied, ob ich bei einem Profioder bei einem Amateurverein bin. Diese Unterschiede muss man erkennen und sich entsprechend anpassen.

 


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