«Ich jodle, weil es mir Freude macht!»

  30.03.2018 Persönlich

Die 15-jährige Sophie Brodbeck singt im «Chinderjodelchörli» Frick

Den dritten Rang erreichte die junge Sophie Brodbeck am Folklorenachwuchs-Wettbewerb 2017 in Sarnen. Seit den erfolgreichen Kirchenkonzerten mit dem Jodlerklub Rheinfelden-Laufenburg in Wegenstetten und Kaisten ist sie nun auch in der Nordwestschweizer Jodlerszene gut bekannt.

Clara Rohr-Willers

«Schon mit drei Jahren jauchzte und gickerte Sophie bei uns im Stall», erinnert sich Mutter Monique Brodbeck. «Ich jodle», lautete jeweils Sophies Antwort.

Auf dem Grienhof im Tausend-Seelen-Dorf Buus (BL) nahe der Fricktaler Grenze wohnt Sophie Brodbeck mit ihren Eltern und den beiden jüngeren Brüdern. In siebter Generation führt Marc Brodbeck den Bauernhof mit seiner Frau Monique Brodbeck-Schneider, die in Magden aufgewachsen ist. Auf diesem schönen Flecken Erde lebt die Familie Brodbeck von der Milchproduktion ihrer dreissig Kühe, mit dabei drei Zwergziegen, acht Hühner und Hündin Lina. «Volksund Jodelmusik waren schon immer unsere Begleiter», schildert Monique Brodbeck am Esstisch in der Stube mit Kachelofen. Ein Jodlerklub sang auch an der Hochzeit der Eltern Brodbeck.

«Dini Seel ä chli la bambalä la» im «Chinderjodelchörli» Frick
«In der ersten Klasse sang ich in einem Kinderchor in Gelterkinden», erinnert sich Sophie Brodbeck. «Aber ich wollte wirklich jodeln.» In der Neuen Fricktaler Zeitung entdeckte Hanni Schneider, Sophies Magdener Grossmutter, einen Bericht über das «Chinderjodelchörli» in Frick, welchem Sophie vor sieben Jahren beigetreten ist.

Man weiss nicht, wann und wo genau das Jodeln entstanden ist. Schriftlich nachgewiesen ist es im 18. Jahrhundert im deutschsprachigen Alpenraum. Der Jodel unterscheidet sich vom «normalen» Gesang im häufigen Wechsel der Stimmlage. Jodler wechseln in der Melodie immer wieder von der Brust- in die Kopfstimme. Somit ist das Jodeln in erster Linie Körperarbeit. «Jodeln macht mich zufrieden», schildert Sophie Brodbeck. Gerade wenn einen etwas beschäftige, helfe das Jodeln, wieder durchatmen zu können.

Von anfänglich zwanzig Kindern singen heute deren dreissig im Fricker «Chinderjodelchörli» unter der Leitung von Matthias Hunziker, der ebenfalls den Jodlerklub Frick dirigiert. Proben sind jeweils am Dienstagabend. «Aus Buus sind wir zu dritt», schildert Sophie Brodbeck. Neben Hits wie Ruedi Bieris «Dini Seel ä chli la bambalä la» werden auch Volkslieder, Appenzeller Rugguserli und Ratzlieder gesungen.

«Eine coole Stimmung am Folklorenachwuchs-Wettbewerb»
Früh habe Matthias Hunziker Sophie vorgeschlagen, Privatstunden zu nehmen. «Bei Ruth Matter, Leiterin der «Stadtjodler Dietikon» und wohnhaft in Magden, kann ich Techniken wie meine Aussprache, Atmung und Körperhaltung verfeinern und ausarbeiten», so Sophie Brodbeck. Unter der Obhut Ruth Matters gelang ihr auch der Auftritt am Folklorenachwuchs-Wettbewerb in Sarnen 2017, wo sie den dritten Rang in der Kategorie Jodeln erreicht hat. «Ich wollte selber dorthin gehen», erinnert sich die junge Sängerin, die von Doris Erdin am Akkordeon begleitet wurde. Junge Menschen aus der ganzen Schweiz treten an diesem Wettbewerb in den Kategorien Alphorn, Jodel und Instrumental auf. «Insbesondere aus den Hochburgen wie der Innerschweiz, den Kantonen Appenzell, Bern und Wallis», betont Monique Brodbeck, die Sophie zusammen mit Grossmutter Schneider begleitet und unterstützt hat. Überall auf dem Wettbewerbsund Festgelände hätten Jodler spontan ihre Lieder angestimmt. Hier spielte Örgelimusik, da sang eine Gruppe ein Zäuerli. «Mir gefiel die coole Stimmung», schildert Sophie Brodbeck. «Unter den Teilnehmenden herrschte keine Konkurrenz und die Freude an der Musik war greifbar», so Sophie Brodbeck, die dort viele Kontakte knüpfen konnte.

Erfolgreiche Solo-Auftritte in Wegenstetten und Kaisten
Auf Initiative des Jodlerklubs Laufenburg-Rheinfelden konnte Sophie Brodbeck an den Kirchenkonzerten in Wegenstetten und Kaisten zwei Stücke singen. Begleitet von Priska Herzog am Akkordeon, sang sich Sophie Brodbeck mit «Trotzchöpfli» und «Stuune» in die Herzen des Publikums. «Ich schätze es, wenn ich durch das Jodeln anderen eine Freude machen kann», erklärt die junge Sängerin. Während man sich in einem Chor auf dieselbe Vokalisation, Atmung und Aussprache, einigen müsse, können man bei einem Solo alles selber bestimmen. «Dafür hört man bei einem Solo jeden Fehler», so Sophie Brodbeck schmunzelnd. Sie singe gern mehrstimmig und möchte auch nach dem Schulabschluss im Sommer in einem Jodlerklub singen.

«Es zählt die eigene Freude an einer Sache»
Auf faule Sprüche wegen ihres Hobbys reagiert die junge Buuserin cool, nämlich mit Gleichgültigkeit. «Ich weiss, dass es auch andere Menschen gibt, die gerne jodeln oder diese Musik hören», so Sophie Brodbeck. «Für Jung und Alt zählt doch, etwas aus Freude an der Sache zu tun.» Sophie Brodbeck befindet sich im letzten Schuljahr an der Sekundarschule Gelterkinden, wo Kinder aus rund 15 umliegenden Dörfern die Schulbank drücken. «Im Sommer mache ich eine Lehre als medizinische Praxisassistentin in Rheinfelden», schildert Sophie Brodbeck, die gerne organisiert und den Kontakt zu Menschen schätzt. Nebst dem Jodeln fotografiere und lese sie viel in ihrer Freizeit.

Und in Schötz am Zentralschweizerischen Jodlerfest vom 22. bis 24. Juni 2018 wird Sophie Brodbeck noch viele weitere Menschen mit ihrem Gesang und ihrer Ausstrahlung beglücken.


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