«Alle meine Aktivitäten sind um Emotionen herum aufgebaut»

  19.03.2018 Münchwilen

In Münchwilen aufgewachsen, auf der ganzen Welt zu Hause

Seine Karriere begann Silvio Denz mit Parfums, über die Jahre gesellten sich Weine, Kristallwaren, Kunst und Architektur dazu. Nach 15 reise-intensiven Jahren mit Domizil in London ist der erfolgreiche Geschäftsmann im Dezember in die Schweiz zurückgekehrt. Zum Gespräch lud er ins Elternhaus nach Münchwilen.

Simone Rufli

Wo setzt man mit fragen an, wenn man Silvio Denz gegenübersitzt. Bei seiner Geburt in Basel? Bei den Jugendjahren in Münchwilen? Bei der Banklehre oder eher beim Parfum? Gelingt der Einstieg über die Schmuck- und Kristallwaren der Lalique-Group oder über seine Leidenschaft als Sammler von Parfümflakons? Und wann sollen seine edlen Weine im Saint-Emilion und in der Toskana zur Sprache kommen? Wann die Hotellerie, die Gastronomie und das Immobiliengeschäft in London, wo er seit 2003 Stadthäuser aus viktorianischer Zeit kauft, renoviert und an Kunden aus aller Welt wieder verkauft?

«Die Sinne anregen»
Silvio Denz scheint das Problem zu kennen. Lächelnd beginnt er dort, wo trotz aller Vielfalt eine verbindende Gemeinsamkeit liegt. «Alle meine Aktivitäten sind um Emotionen herum aufgebaut. Alle Kreationen wollen die Sinne anregen und alles was ich mache, bereitet mir Freude.» Er sei sich bewusst, dass er privilegiert sei, sagt Denz. «Es steckt aber auch eine ganze Menge harter Arbeit hinter meinem Erfolg.»

Arbeit, eine positive Lebenseinstellung – «für mich ist das Glas immer halbvoll» – und ein Leben aus dem Koffer. In den letzten 15 Jahren war er über 200 Tage pro Jahr auf Reisen. Paris, Elsass, Toskana, Spanien, Asien... «Ich war immer gerade dort zu Hause, wo ich meinen Koffer abgestellt habe». Erst im Dezember 2017 ist Silvio Denz in die Schweiz zurückgekehrt, nachdem er während 16 Jahren sein Domizil in London hatte. Denz ist Hauptaktionär und Verwaltungsratspräsident der Lalique-Group SA. Die Unternehmensgruppe mit Sitz in Zürich ist auf die Kreation, Entwicklung und Vermarktung von Luxusgütern spezialisiert. Daneben gehört er unter anderem zum erlauchten Kreis der Botschafter der Weine aus Saint-Emilion.

Angefangen hat er in einem anderen Bereich. Nach der Schule machte Denz eine Banklehre bei der Basler Kantonalbank. «Ich wollte eigentlich auch im Bereich Trading und Devisen tätig bleiben.» Das tat er zunächst in der Schweiz, später in den USA. 1980, gerademal 24 Jahre alt, kehrte er dann aber in die Schweiz zurück und stieg in das von seinem Onkel und seinem Vater geführte Familienunternehmen Alrodo AG ein. Aus der Welt der Finanzen in die Welt der Parfums? «Das grössere Problem war die Wiedereingliederung in die Bourgeoise der Schweiz. Die Akklimatisierung fiel mir nicht leicht», erinnert sich Denz.

Über den Wolken...
Aus den USA brachte der junge Mann nicht nur erste Lebenserfahrungen mit, sondern auch das Flugbrevet. «Einerseits ermöglichte es mir, Hunderte von Meilen von einem Geschäftstermin zum nächsten in kurzer Zeit zurückzulegen.» Andererseits habe er auf den stundenlangen Flügen erkannt, dass Probleme aus der Vogelperspektive in einem ganz anderen Licht erscheinen können. Distanz zu Problemen schaffen, sich von ihnen lösen, erweise sich immer wieder als der erste Schritt zu deren Lösung. Dabei kommen ihm die Orts- und Bereichswechsel entgegen. «Ich kann mich immer zu hundert Prozent auf eine Sache konzentrieren. Alles andere ist dann ausgeblendet.» Wenn er nach zeitlicher und räumlicher Distanz zu einem alten Problem zurückkehre, wisse er in aller Regel, wie es zu lösen sei.

Zwischen 1980 und 2000 verwandelte Denz die Alrodo AG in eine der grössten Parfümerieketten der Schweiz mit 120 Filialen und rund 800 Angestellten. Anno 2000, Denz war 44, verkaufte er Alrodo zu einem sehr guten Preis an Marionnaud. Die finanzielle Basis war gelegt.

Intuition und Bauchgefühl
«Ich spüre, ob ein Geschäft gut ist für mich oder nicht. In jungen Jahren hatte ich diese Intuition noch nicht. Da nahm ich oft meine Frau mit, weil Frauen dieses Gespür viel stärker haben.» Heute geht er soweit, dass er sagt: «Wenn etwas für mich bestimmt ist, kommt es zu mir zurück – wenn ich aufgeschlossen durchs Leben gehe und die Zeichen und Hinweise erkenne.» Einer solchen Konstellation ist es zu verdanken, dass die Queen zum Kronjubiläum einen Bordeaux aus Denz’ Weingut von Château Faugères serviert bekam. Anton Mosimann, Starkoch und Freund von Denz, hat das Essen für die 700 Gäste kreiert und weil die Steuerzahler für die Festlichkeiten am Hof aufkommen, sollte alles in einem gewissen finanziellen Rahmen bleiben. Denz’ Wein erfüllte die Anforderungen in Sachen Qualität und punkto Preis. «Unser Wein ist ein Grand Cru, der bezahlbar ist.» Die Liebe zum Wein hat Denz von seinem Vater geerbt, der einst in Hornussen Blauburgunder-Reben kultivierte.

Silvio Denz kennt sich aber nicht nur mit Erfolgen aus. «Niederlagen gehören dazu.» sagt er und spricht von der Balance zwischen Ying und Yang, davon, dass er im Jetzt lebe und Niederlagen zu akzeptieren sind. «Wir haben in Deutschland Filialen aufgebaut und dabei viel Geld verloren.» Er sagt auch: «Ich weiss, was ich gut kann und was nicht. Ich will meine Schwächen kompensieren, brauche Leute um mich, arbeite gerne im Team. Ich versuche mich mit den Besten zu umgeben. Wichtig ist, dass die Wellenlänge stimmt.»

In der Architektur ist Mario Botta sein Verbündeter, beim Wein sein Partner Peter Sisseck. Ein Freund ist auch Elton John – seit Jahrzehnten ein Fan der Lalique-Kristallwaren.

Denz ist 61. Wie wird es weitergehen? «Mein Sohn ist 30, an allem interessiert, kümmert sich um den Internet-Auftritt von Lalique und ist mit Denz Weinen unabhängig von mir bereits auf sehr gutem Weg.» Und Münchwilen? «Dem Dorf und meinen Freunden im Fricktal fühle ich mich stark verbunden, besuche hier regelmässig meine Mutter.» Das Elternhaus, erzählt Denz, stammt aus dem 18. Jahrhundert. Ein Historiker hat den Familiennachweis bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgt. Denz schmunzelt: «Bereits 1559 erscheint in der Weinzinsliste ein Martin Denz.»


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