Die fleissigen Frauen von der Cafeteria

  23.02.2018 Möhlin, Gastronomie, Essen und Trinken

Die NFZ schaute im Wohnund Pflegezentrum Stadelbach auf einen Kaffee vorbei. Dort, im Erdgeschoss, trifft man sich in der Cafeteria, es wird gelacht, diskutiert und manch einer geniesst dazu eine sündhaft süsse Versuchung. Was viele nicht wissen: Die Cafeteria im Stadelbach läuft rund dank ehrenamtlichen Helferinnen. (rw)


Kostenlos und unbezahlbar: Die Café-Frauen vom Wohn- und Pflegezentrum Stadelbach

Sie nehmen sich Zeit, schenken Aufmerksamkeit und fragen nicht, was sie im Gegenzug dafür bekommen. Luise Schmid ist eine von zwanzig Frauen, die ehrenamtlich die Cafeteria im Möhliner Wohn- und Pflegezentrum Stadelbach führen. «Es wird zunehmend schwieriger, Freiwillige zu finden», sagt sie.

Ronny Wittenwiler

Eine Bewohnerin lässt sich diese verführerische Sünde aus der Vitrine nicht nehmen. Bestellt einen Berliner. Besser könnte das Bild nicht passen, hier in der Cafeteria vom Wohn- und Pflegezentrum Stadelbach in Möhlin. Sich einfach mal den Tag versüssen; bei einem Gebäck, einem kurzen Schwatz an der Theke und guten Gesprächen zu Tisch. «Im Alltag der Bewohnenden ist unser Café ein wichtiger Bezugspunkt.» So steht es auf der Webseite geschrieben, eine leere Phrase ist das nicht. Auch jetzt, an diesem Freitagnachmittag, herrscht Betriebsamkeit, so sehr, dass die Vermutung nahe liegt: die Cafeteria gehört zum Stadelbach wie die Sahnehaube aufs Erdbeertörtchen.

«Solange man gesund ist»
Dabei ist die Geschichte keine Selbstverständliche, zeugt sie doch von einer unbezahlbaren Eigenschaft: Freiwilligkeit. Ein Team von zwanzig Frauen betreibt die Cafeteria im Stadelbach ehrenamtlich, die Frauen kommen aus Möhlin und der Talschaft, aus Sisseln, Stein und eine gar aus dem Baselbiet. Ihr Ehrenamt sorgt nicht zuletzt für erschwingliche Preise und ihr Lohn ist das gute Gefühl, den Menschen im Stadelbach ein wenig Zeit schenken zu können, ein freundliches Lächeln, ein nettes Gespräch. Und ganz am Ende geht es diesen Frauen auch darum, einen Beitrag zu leisten, ohne gleich über eine Gegenleistung nachzudenken. Denn eine solche ergibt sich, aus Sicht von Luise Schmid, von ganz alleine. «Ich mache diese Arbeit einfach gerne. Und es ist schön, von sich etwas geben zu können, solange man gesund ist.» Seit fünfzehn Jahren arbeitet Schmid in der Cafeteria, immer wieder gerne komme sie hierher, nicht einen Tag möchte sie missen. Schmid ist ausserdem zuständig für die Einsatzplanung und gleichzeitig Ansprechperson.

Die Suche nach Freiwilligen
Die ältere Frau von eben geniesst am Nebentisch gerade einen Kaffee und ihren Berliner. Während sie sich den Tag versüsst, spricht Schmid mit der NFZ stattdessen auch über den aktuellen Bitterstoff dieser eigentlichen Erfolgsgeschichte: «Da wir kein Verein sind und uns selber organisieren, wird es immer schwieriger, Leute zu finden, die uns unterstützen. Im Moment sind wir wieder mal auf der Suche.» Eine Suche, die bislang keine Früchte getragen hat. Niemand hat sich gemeldet. Es herrscht ein Engpass, der Schmid konkret werden lässt: «Wir würden uns sehr freuen, wenn drei, vier Frauen Lust hätten, unser Team zu ergänzen. Vielleicht auch zwei Kolleginnen miteinander, die dann als neues Team arbeiten möchten.»

In der Regel stehen täglich jeweils zwei Personen im Einsatz, wiederkehrend alle vierzehn Tage. Selbstverständlich, das soll auch noch gesagt sein, sind auch Männer willkommen. Bislang arbeiten aber bloss Frauen in der Cafeteria.

Menschliche Bereicherung
Unentgeltliche Arbeit hat Tradition im Stadelbach. Nebst der ehrenamtlich geführten Cafeteria sind auch beim Besuchsdienst Freiwillige im Einsatz, beim Mahlzeitendienst ebenso. Kostenlos und unbezahlbar. «Man muss alte Menschen gern haben», sagt Schmid, auf ein mögliches Anforderungsprofil angesprochen. Man erlebe dabei so viel Schönes und Lustiges, und ja, natürlich manchmal auch Trauriges. Das volle Leben eben. Für Schmid und ihre Frauen ist es einfach eine enorme menschliche Bereicherung; eine, die auch ihnen selber, hinter der Vitrine mit Berlinern und anderen Köstlichkeiten, den Tag jedes Mal aufs Neue versüsst.


Die Cafeteria im Stadelbach ist täglich geöffnet von 13.45-16.45 Uhr (auch für Externe). Wer Interesse hat, im Cafeteria-Team mitzuarbeiten, kann sich bei Luise Schmid melden (Telefon 061 851 19 73).


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