«Dann ist jede Sekunde entscheidend»

  18.01.2018 Meinungen, Natur, Politik

Bruno Tüscher, Gemeindeammann von Münchwilen, ist am WEF im Einsatz 

Wirkt sich der Besuch von Donald Trump am WEF in Davos auf die Arbeit von Bruno Tüscher aus? Im Interview gibt der Chef Einsatz der Luftwaffen-Nachrichtenabteilung 2 Auskunft.

Simone Rufli

NFZ: Herr Tüscher, Sie sind am World Economic Forum im Einsatz. Was genau ist Ihre Aufgabe?
Bruno Tüscher:
Wir sammeln Daten mittels Nachrichtenposten, Wetter-Beobachtungsposten, Wetter-Sondierstationen und einer mobilen Radarstation (TAFLIR). Diese Daten werden in den Nachrichtenzentralen und Wetterzentralen ausgewertet, verarbeitet und digital an die Entscheidungsträger weitergeleitet. Im Bereich der Nachrichtenposten sprechen wir von einem Sekundengeschäft. Stellen Sie sich vor, wenn ein Flieger unterhalb des Radarschattens Richtung Davos unterwegs ist, dann ist jede Sekunde bei einer allfälligen Alarmierung entscheidend. Neben den militärischen Empfängern beliefern wir auch die Polizei.

Die Einsatzzentrale für Luftwaffeneinsätze befindet sich normalerweise in Dübendorf. Ist die Einsatzzentrale während des WEF in Davos selber untergebracht?
In Davos ist die notwendige Führungsinfrastruktur nicht vorhanden, um eine komplette Einsatzzentrale zu betreiben. Die Einsatzzentrale ist auch während des WEF in Dübendorf stationiert.

Ist es richtig, dass die von Ihnen gesammelten Daten und Informationen von der Einsatzzentrale aus an die Flugplatzkommandos weitergeleitet werden?
Dank dem digitalen Zeitalter stehen die gesammelten Daten unmittelbar nach deren Erhebung allen autorisierten Entscheidungsträgern zur Verfügung.

Die Ankündigung der Teilnahme von US-Präsident Donald Trump am WEF erfolgte relativ kurzfristig. Hat dieser unerwartete Besuch Einfluss auf Ihre Arbeit?
Da wir unsere Dienste der Luftwaffe und der Polizei so oder so anbieten, wird sich für uns voraussichtlich nichts ändern.

Es wird befürchtet, dass Trumps Besuch zu gewaltsamen Grossdemonstrationen führt. Könnte das Ihre Aufgabe allenfalls erschweren?
Solange diese Demonstrationen nicht in unserem unmittelbaren Einsatzraum sind, wird dies auf uns keinen Einfluss haben. Die Handhabung von Demonstrationen ist Sache der Polizei. Die Armee wird da nicht eingesetzt.


«Als stille Helfer arbeiten wir im Hintergrund»

Ein Ernstfall-Einsatz für Bruno Tüscher

Bereits zum zehnten Mal ist der Münchwiler Gemeindeammann Bruno Tüscher für das WEF im Einsatz. Die Arbeit bereitet dem Chef Einsatz der Luftwaffen-Nachrichtenabteilung 2 keine schlaflosen Nächte.

Simone Rufli

NFZ: Herr Tüscher, Sie sind seit dem 5. Januar im Einsatz. Das WEF beginnt aber erst am 23. Januar. Hängt Ihr früher Arbeitsbeginn damit zusammen, dass die ersten Sicherheitsleute und die Entourage von Staats- und Regierungschefs bereits so früh anreisen?
Bruno Tüscher:
Ich selber bin nicht in Davos stationiert. Wir haben unser TOC (Tactical Operation Center) in der Innerschweiz in einer ortsfesten Anlage untergebracht. Der frühe Arbeitsbeginn ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass wir alle Milizler sind und zuerst eine einsatzbezogene Ausbildung (EBA) absolvieren. Diese Ausbildung beinhaltet neben Themen wie Wachtdienst, Anwendung von Zwangsmitteln, ABC-Ausbildung auch einen technischen Teil. Dabei geht es insbesondere darum, die AdA (Angehörige der Armee) auf den neuesten Stand zu bringen. Alleine diese Ausbildungen dauern eine Woche. Zudem wird das Einsatzdispositiv bereits vor dem eigentlichen Einsatz bezogen und die Posten werden auf ihre Einsatzbereitschaft überprüft.

Bekommen Sie die prominenten Gäste aus aller Welt – zu deren Sicherheit Sie beitragen – je zu
Gesicht?
Als stille Helfer arbeiten wir im Hintergrund und kommen daher selten bis nie in Kontakt mit bekannten Persönlichkeiten. Ich denke, die prominenten Gäste schätzen die Schweiz, da man hier nicht sehr aufdringlich ist und sie sehr diskret behandelt. Persönlich habe ich noch keine bekannten WEF-Teilnehmer während des WEF getroffen, da ich immer aus der Ferne agiere.

Wie muss man sich das vorstellen. Gehen Sie Ihrer Arbeit im stillen Kämmerlein vor dem PC sitzend nach oder im direkten Kontakt mit den Truppen vor Ort?
Die meiste Zeit meines Einsatzes verbringe ich im TOC. Da laufen die Fäden aller sechs unterstellten Kompanien zusammen. Der Kontakt zu den Truppen auf den Standorten wird durch die Einsatzoffiziere, welche auf den einzelnen Fachbereichen ausgebildet sind, sichergestellt.

Der Einsatz am WEF ist keine Übung. Das ist Ernstfall. Wie gehen Sie persönlich mit der Last der Verantwortung um, die ein solcher Einsatz mit sich bringt?
Es spielt keine Rolle ob Übung oder Ernstfall – die Verantwortung über die unterstellten AdA ist in jedem Fall gegeben. Bei einem Ernsteinsatz ist man aber etwas angespannter, denn da muss auch wirklich alles funktionieren. In meinem zehnten Einsatz zu Gunsten des WEF beschert mir die gegebene Verantwortung keine schlaflosen Nächte mehr.

Hat sich Ihr Aufgabenbereich im Verlauf der Jahre verändert?
In meiner Laufbahn als Offizier habe ich als Zugführer Wetterzentralen und Wetterstellen meine beiden ersten Dienste im Rahmen des WEF geleistet. Anschliessend deren zwei als stellvertretender Kompaniekommandant und deren fünf als Kompaniekommandant einer Wetterkompanie. Jetzt leiste ich den ersten Einsatz in meiner neuen Funktion als Chef Einsatz der neuen Luftwaffen Nachrichten Abteilung 2. Diese Abteilung wurde am 1. Januar 2018 offiziell in den Dienst gestellt mit der WEA (Weiterentwicklung der Armee).


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