Karl mit Hund

  13.09.2017 Aargau, Frick, Nordwestschweiz, Kultur, Kunst, Oberes Fricktal, Gemeinden

von Susanne Hörth

Karl sitzt am Aare-Ufer. Er sitzt da und schaut in die Ferne. Das Sonnenlicht, das sich auf dem Wasser spiegelt, sieht er nicht. Den Wind, der durch die Bäume streift, spürt er nicht. Das weitentfernte Lachen und Stimmengewirr hört er nicht. Er nimmt dies alles nicht wahr. Baffi, sein Hund und vor allem sein bester Freund, sitzt still neben ihm, wartet geduldig. Karl ist in seinen Erinnerungen unterwegs. Dort sieht, spürt, hört, riecht er alles. Gerade so, als ob es gegenwärtig wäre. Wie ist es nur alles so weit gekommen? Einmal zu viel ja gesagt? War es das? Karl holt tief Luft, fasst einen Entschluss. Da sieht er – wieder im Hier und Heute angekommen – ein ungleiches Pärchen auf sich zukommen. Spürt deren Verbundenheit, ihre Liebe, die gegenseitige Akzeptanz. Jetzt weiss Karl, alles hat einen Sinn. Er rückt seinen Hut zurecht, steht auf. Baffi, den Karl übrigens aus dem Tierheim hat, ebenfalls.

Stille. Kaspar Lüscher lehnt sich zurück, fährt sich mit allen Finger durch die Haare. Er ist nicht mehr der 56-jährige Karl, in dessen Leben plötzlich nichts mehr ist wie es sein sollte. Nein, Kaspar Lüscher ist wieder sich selbst. Er, der Gipf-Oberfricker Schauspieler, ist aus der Rolle des Mannes, der seine eigene Geschichte erzählt, herausgeschlüpft. Gleichwohl spürt man, Lüscher ist ganz und gar von der Figur Karls ergriffen, kann dessen Gefühle, seinen Zorn, seine Leidenschaft bis hin zur Resignation verinnerlichen. Und damit wird die Romanfigur Karl für all seine Zuhörer und Zuschauer fass- und eben spürbar.

 

Täter, der eigentlich das Opfer ist

Mit seinem neuen Stück «Karl mit Hund» lädt Kaspar Lüscher am kommenden Samstag, 16. September zur Premiere in den Kornhauskeller in Frick ein. Weitere Aufführungen in Zug, Basel, Chur und Zofingen folgen. «Es ist spannend, es ist ein Psychothriller. Wie bei Hitchcock!», umschreibt der Schauspieler seine neue Produktion. Zum Stück inspiriert worden ist er durch einen Roman von Georges Simenon.

Lüscher zeichnet mit Worten ein Bild von Karl. Der Mann, der mit seinem Hund Baffi in Bern lebt. Ein Mann, der zu lieb ist, zu ehrlich und letztlich von allen ausgenutzt wird. Er wird zum Täter. «Wobei der Täter das eigentliche Opfer ist», so Lüscher. Und genau das hat ihn an dem Stück auch so gereizt. Auf der Bühne wird aus Kaspar Karl. Karl wird zum Erzähler seiner eigenen Geschichte. Bild um Bild zeichnet er diese sichtbar für sein Publikum auf. Lässt bei den Zuhörern Mitgefühl und Verständnis aufkommen.

Kaspar Lüscher steht alleine auf der Bühne. Nicht alleine ist er beim Einstudieren des Stückes. Hier wird er von Regisseur Raphael Bachmann, Regieassistentin Mia Lüscher und vom Techniker Marcel Hasler unterstützt. Dass seine Tochter Mia, selber ausgebildete Schauspielerin, ihn beim Erstellen des Mundarttextes sowie auch noch Regie unterstützt, ist für Kaspar Lüscher eine sehr wertvolle Erfahrung. «Mia erlebt bei meinen Proben auch meine Unvollständigkeit. Sie kritisiert ganz klar, gibt mir eine tolle Hilfe. Und ich erhalte eine Nachbleiche. Alles passiert auf einer sehr professionellen Ebene. Es ist eine tolle Zusammenarbeit.»

Unter anderem aus dieser Zusammenarbeit ist nun ein spannendes Bühnenstück entstanden. «Karl mit Hund» nimmt sein Publikum trotz eines sehr reduzierten Bühnenbildes mit in eine bilderreiche, atmosphärische Erzählung eines Mannes, der es doch nur gut mit allen Leuten gemeint hat.

 

«Karl mit Hund» mit Kaspar Lüscher: Premiere, 16. September, 20.15 Uhr, Kornhauskeller Frick. Vorstellungen: 18./19./20. September, je 20.15 Uhr

 

 

 

 


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