Freiermuth, Freisinn, Frauenquote

  14.09.2017 Abstimmungen, Möhlin, Politik, Brennpunkt, Unteres Fricktal

Von Ronny Wittenwiler

Ein Lächeln hier, eines da. Längst haben sich die Meler Gemeinderatskandidaten auf ihren Plakaten in Position gebracht, buhlen um die Wählergunst. Am Sonntag in einer Woche zeigt sich dann, wer besonders gut lachen hat. Es treten an: die Bisherigen Lukas Fässler und Fredy Böni (beide SVP), Thomas Freiermuth (parteilos), Markus Fäs (SP) sowie die beiden neu kandidierenden Karl Eiermann (FDP) und Margreth Borer (SP). Sechs Kandidaten, fünf Sitze, Kampfwahl. Die Kandidatur der einzigen Frau vier Tage vor Ablauf der offiziellen Anmeldefrist stellte den vorhersehbaren Wahlausgang komplett auf den Kopf. Plötzlich gibt es mannigfaltige Szenarien. Doch die aus sachlicher Betrachtung denkbarsten Szenarien laufen alle auf einen Nenner hinaus: Von den drei Kandidaten Thomas Freiermuth, Karl Eiermann und Margreth Borer werden nur zwei gewählt.

Muss der parteilose Freiermuth um seine Wiederwahl bangen?
Seit zwei Amtsperioden sitzt Thomas Freiermuth im Gemeinderat, hat also den viel zitierten Bisherigen-Bonus. Dass dieser Bonus aber keine Lebensversicherung ist, zeigte sich vor vier Jahren: Damals wurde nach zwei Amtsperioden die erneut kandidierende CVP-Gemeinderätin nicht wiedergewählt. Und wer eroberte ihren Sitz? Richtig, die SP mit einem Sprengkandidaten. Sein Name: Markus Fäs. Zurück zu Freiermuth. Zweimal wählte ihn das Volk bisher in den Gemeinderat. Beide Male erhielt er von allen Gewählten am wenigsten Stimmen. Im Gegensatz zu seinen Gemeinderatskollegen fehlt dem Parteilosen Freiermuth die politische Lobby. Dass die jetzige SP-Sprengkandidatin Borer eine Frau ist, macht die Ausgangslage für ihn nicht einfacher. Auf der anderen Seite gelang es Freiermuth vor bald acht Jahren, im Rennen um den fünften Sitz ausgerechnet  eine SP-Kandidatin hinter sich zu lassen – mit fast zweihundert Stimmen Vorsprung. (Damals waren mit Bernadette Kern und Marina Zimmermann bereits zwei Frauen im Gemeinderat vertreten).

Muss die FDP um ihren sicher geglaubten Sitz bangen?
Die amtierende Gemeinderätin Bernadette Kern (FDP) tritt nach drei Amtsperioden nicht wieder an. Bei den letzten Wahlen vor vier Jahren konnte sie 2001 Stimmen auf sich vereinen. Zusammen mit Lukas Fässler (ebenfalls 2001 Stimmen) war es das mit Abstand beste Resultat aller Kandidaten. Die Behauptung ist also wenig gewagt: Mit Kandidatin Kern wäre der FDP-Sitz im Gemeinderat so sicher gewesen wie das Amen in der Kirche. Jetzt kommt die Partei mit Karl Eiermann, den Bisherigen-Bonus gibt es nicht mehr und das Argument, als einzige die Vertretung der Frauen in der Exekutive zu wahren – dieses Argument liess sich die FDP von der SP wegschnappen. Es stellt sich die Frage, was den Stimmbürgern diesbezüglich näher liegt: Freisinn oder Frauenquote? Oder vielleicht doch am liebsten beides miteinander? Das, man ahnt es, würde dann gegen den Bisherigen Freiermuth sprechen, der aber hat im Gegensatz zu Eiermann von der FDP und Margreth Borer von der SP den erwähnten Bisherigen-Bonus. Der bekanntlich manchmal etwas zählt. Aber nicht immer.

Sticht die SP-Frauenkarte doch nicht?
Freiermuth, Freisinn, Frauenquote. Von diesen drei «Argumenten» dürfte am 24. September eines auf der Strecke bleiben. Die Behauptung sei zu stellen: Bleiben die FDP (neu mit Karl Eiermann) und der parteilose Thomas Freiermuth weiter im Gemeinderat vertreten, dann wird es so sein, dass die SP-Frauenkarte als Trumpf doch nicht wird gestochen haben. Warum? Weil die Bisherigen Lukas Fässler (SVP), Fredy Böni (SVP) und Markus Fäs (SP) die Kampfwahl relativ entspannt kämpfen können am 24. September. Dafür spricht die Vergangenheit. Nicht nur der regelmässige Klassenprimus Fässler, sondern auch Böni und Fäs wurden vor vier Jahren relativ klar in den Gemeinderat gewählt. Doch wie heisst es so schön: Nach den Wahlen ist vor den Wahlen.


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