Fricktaler Landwirte unter Zeitdruck

  27.07.2017 Brennpunkt, Landwirtschaft

Von Bernadette Zaniolo

«So früh wie dieses Jahr, waren wir noch nie fertig. Normalerweise bringen wir am 1. August das letzte Stroh ein. Durch den Wassermangel, beziehungsweise die Trockenheit in der Region, war alles miteinander reif», sagt Corinne Stocker, Bäuerin auf dem Breitenhof in Obermumpf. Mit «alles» meint sie unter anderem Gerste, welche jeweils zuerst kommt, Raps und Weizen. Deshalb hofften auch die Fricktaler Landwirte für das Einbringen der Ernte auf eine «längere» Schönwetterphase, vor allem auch weil Gerste und Weizen Stroh abwerfen, das wie die Frucht beziehungsweise das Korn schnell ins Trockene gebracht werden muss.

Kurzes Zeitfenster

«Wenn das Wetter länger schön ist, kann man es lockerer nehmen», sagt Stocker zur NFZ. Als die Wettervorhersagen ab Anfang letzter Woche für wenige Tage schönes Wetter verhiessen, «wollten natürlich alle Bauern ihre Ernte einbringen. Und weil das Zeitfenster mit zwei bis vier Tagen so kurz war, hat man keine Luft. Das macht nervös und führt mitunter zu Stress», so Stocker. Und sie ergänzt: «Da ist jede Kraft auf dem Hof gefragt, damit es zackig läuft.»

Oliver und Corinne Stocker bewirtschaften nicht nur den Breitenhof, sondern sind auch Lohnunternehmer. Das heisst, sie führen für andere Bauern Arbeiten aus. «Für uns haben immer die Kunden Vorrang», sagt Corinne Stocker zur NFZ, während sie mit dem Telefon in der Hand in den Keller steigt und anschliessend wieder in der Küche die letzten Arbeiten für das Mittagessen verrichtet. Dies ohne gestresst zu wirken. Nebenbei erwähnt sie, dass nicht nur die Qualität des Getreides wichtig ist, sondern auch jene des Strohs. Denn es werde nicht nur als Einstreumaterial im Stall, sondern oft auch als Futtermittel verwendet. Die Gerste ist gemäss Stocker ein eigentliches Futtergetreide. Bezüglich Stress betont sie: «den hatten vor allem die Männer. Sie waren richtige Chrampfer».

Auch auf dem Kornberg bei Herznach, bei Andrea und Simon Plattner, lief es etwas hektischer als andere Jahre. «Vor allem für meinen Mann war es stressig», sagt Andrea Plattner. «Ich war derjenige, der nachts mit dem Mähdrescher im Einsatz war», sagt Simon Plattner. Er war drei Nächte hintereinander durchgefahren und kam auch am Tag zu wenig Ruhezeit. Deshalb freut ihn insbesondere für die Maschinengemeinschaft: «Wir konnten die Ernte gut einbringen.»

«Es ist wie auf der Baustelle»

«Das gehört dazu. Es ist wie auf der Baustelle, wenn die Wohnung bezogen werden soll und die Handwerker noch die letzten Arbeiten ausführen müssen», sagt der Laufenburger Landwirt Bernhard Weiss angesprochen auf den Stress. Auch bei seinem angebauten Getreide (Weizen und Dinkel) sei die Ausreifung zu schnell erfolgt. Dennoch ist er mit der Ernte zufrieden.

«Normalerweise erfolgt die Weizenernte innert drei Wochen. Diesmal war es innert einer Woche und etwa zehn Tage früher als sonst», sagt Hansjörg Knecht von der Knecht Mühle AG in Leibstadt, deren Getreide- und Ölsaaten-Lieferanten vom Laufental bis Fisibach kommen. Dieses Jahr sei es zwar «keine Spitzenernte», jedoch eine gute Ernte. Die Kornbildung sei sogar besser als im Vorjahr, sagt Knecht. Hingegen seien die Protein(Eiweiss)-Werte leicht tiefer als im Vorjahr. Nach dem Frost im Frühjahr und der Trockenheit im Juni wurden schlechtere Erträge erwartet. Deshalb wertet Hansjörg Knecht die Ernte 2017 positiv. Angesprochen auf die niedrigen Getreidehöhen, sagt er, dass dies mit den Sorten beziehungsweise mit den Züchtungen zu tun habe und meist nicht mit der Trockenheit.


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