Ein Appell an die 1. August-«Faulenzer»

  24.07.2017 Bözen, Politik, Hornussen, Effingen, Oberes Fricktal, Gemeinden, Elfingen

Von Bernadette Zaniolo

NFZ: Herr Joss, als 1. August-Festredner könnten Sie sicher die Nationalhymne singen.

Hans Peter Joss: (Lacht) Ja. Drei Mal die erste Strophe.

 

Was bedeutet der Nationalfeiertag für Sie persönlich?

Hans Peter Joss: Ich bin ein 300-prozentiger Schweizer. Ein Demokratiekind pur. Im Elternhaus wurde mir sehr früh bewusst gemacht, was Milizarbeit ist. Die direkte Demokratie lebt von Nebenamtlichkeit. Bevor man etwas fordert, muss man selber etwas machen. Ich möchte den jüngeren Menschen aufzeigen, welche positiven Erfahrungen ich mit unserem System gemacht habe und sie dadurch motivieren, sich für diese Werte einzusetzen.

Die Teilnahme an der Nationalfeier ist in Ihren Augen eine Art Muss, beziehungsweise Pflicht?

Hans Peter Joss: Nein, das ist für mich ein Dürfen. Dann bin ich ein Patriot.

 

Also kein alter Zopf. Aber wie holt man jüngere Generationen an die Nationalfeierlichkeiten?

Hans Peter Joss: Das ist eine sehr delikate Frage. Unser Wohlstand, die Sattsamkeit, führten zu einer gewissen Faulheit. Deswegen soll jedoch niemand das Gefühl haben, er müsse kommen. Aber was wohl vielen Bewohnern nicht mehr bewusst ist, ist dass bis in die 1960-ziger Jahre der grosse Teil der Steuereinnahmen für Armengenössigkeit gebraucht wurde. Wir alle müssen uns den Fragen rund um die Rentenreform sowie der Beschäftigung der älteren Arbeitnehmer stellen, egal ob wir heute 20 oder 50 Jahre alt sind.

 

Als ehemaliger Gemeindeammann von Bözen feiern Sie den Nationalfeiertag wohl meistens an Ihrem Wohnort?

Hans Peter Joss: Eigentlich schon. Das hat für mich auch Symbolcharakter, denn der «Bären», wo wir gerade sitzen, hat kürzlich das 500-Jahre-Jubiläum gefeiert. Die «Bären» gibt es nur im Berner Aargau.

 

Wie kam es dazu, dass Sie die Festrede in Bözen halten?

Hans Peter Joss: Unser Gemeinderat Roger Frey hat mich motiviert. Bözen hatte immer einen Festredner oder eine Festrednerin. Aber ich bin der erste Gemeindeammann beziehungsweise ehemalige Gemeindeammann, der in Bözen die Nationalfeier-Festrede hält. Aber es ist nicht das erste Mal, dass ich dies mache. Vor ein paar Jahren durfte ich die Reden in Möhlin und Wil sowie in unserer Weinpatengemeinde Gränichen halten.

 

Aber Hand aufs Herz: Warum soll der Bözer ausgerechnet wegen Ihnen an die Nationalfeier kommen, obwohl es in Gemeinden im oberen Fricktal durchaus «prominentere» Festredner hat?

Hans Peter Joss: (Lacht). Ich gebe mir Mühe mit der Prominenz mithalten zu können. Und ich mute mir auch zu; auch als FDPler in der SVP-Hochburg Bözen zu reden.

 

Ihre Rede ist nicht patriotisch gefärbt, dafür aber eine Fusions-«Propaganda»?

Hans Peter Joss: Ich bin kein Fusionsturbo. Aber die vier Gemeinden Bözen, Effingen, Elfingen und Hornussen haben Ja gesagt zum Kredit einer Fusionsprüfung. Doch ich bin nicht prädestiniert, diese Abklärungen zu leiten.

 

Bei den letzten Fusionserwägungen gehörten Sie zum Lager der Gegner. Warum plötzlich diese Kehrtwende?

Hans Peter Joss: Mit dem neuen Finanz- und Lastenausgleich sind die Karten neu gemischt worden. Künftig haben die grossen Agglomerationsgemeinden das Sagen. Sie werden jährlich zwischen zwei und fünf Millionen Franken Finanzausgleich erhalten. Bei einem Zusammenschluss unserer vier Gemeinden sollen gesamthaft einmalig sieben Millionen Franken gesprochen werden. Das reicht nicht einmal für die längst fälligen Infrastrukturerneuerungen. Wir müssen dem Kanton die Ungerechtigkeiten aufzeigen und ihn davon überzeugen, dass ihm diese Fusion sehr viel bringt. Das hat ja auch der Gemeindepräsident von Mettauertal, Peter Weber, kürzlich in der NFZ zum Ausdruck gebracht. Wenn wir nicht eine bestimmte Grösse erlangen, werden wir auch nicht wahrgenommen. Dadurch, dass alle vier Gemeinden nahe der Autobahn und auch mit dem ÖV gut erschlossen sind, haben wir einen grossen Trumpf. Diesen Trumpf, die ländliche Gegend, können wir nur ausspielen, wenn wir es gemeinsam machen. Ich war früher nicht prinzipiell gegen eine Fusion, sondern dafür dass man nebst der «grossen» Fusion (Bözen, Effingen, Elfingen, Hornussen, Zeihen) auch die «kleine» (Bözen, Effingen und Elfingen) prüfe, jene der «Brugger» Gemeinden.

 

Dann wird nach Ihrer Rede nur politisiert, statt gefeiert?

Hans Peter Joss:Mit mir nicht. Wir sind in einer Weingegend. Deshalb wird es bestimmt danach fröhlich und heiter zugehen, mit oder ohne Wein. Unser Credo hier ist: Wir sind unter den Rebstöcken aufgewachsen, nicht unter den Apfelbäumen.

 

Sie haben gesagt, eine Festrede dürfe maximal 20 Minuten lang dauern. Ihre ist aber doch viel länger?

Hans Peter Joss: (Lacht). Ich habe vermutet, dass Sie mir diese Frage stellen. Deshalb habe ich es gerade vorher ausgerechnet, mit der Stoppuhr. Die Rede sollte im Rahmen meiner eigenen Vorgabe sein. Es waren 13 Minuten.

 

 


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