In 66 Stunden mit dem Velo nach Barcelona

  18.06.2017 Rheinfelden, Sport, Unteres Fricktal

22 Stundenkilometer sind ein bescheidenes Stundenmittel für einen geübten Rennvelofahrer. Claudio Mahrer, sonst häufiger auf dem Mountainbike anzutreffen, hatte allerdings auch nicht die flachste Streckenführung nach Barcelona ausgesucht. Mit insgesamt 13 Pässen, darunter auch die bekannten Col de la Croix de Fer (2\'067 m) und der berüchtigte Mont Ventoux (1\'911 m) mit seiner kargen Mondlandschaft, war seine Tour geprägt von vielen Anstiegen, engen Haarnadelkurven und happigen Kletterpartien. Nur die höchsten französischen Pässe blieben ihm erspart: Durch den erneuten Wintereinbruch im April blieb ihm die ursprünglich geplante Bezwingung vom Col du Galibier (2\'645 m) verwehrt (Wintersperre).

 

«Nichts vermisst»

Wetterglück, keine technischen Pannen, tolle Unterkünfte und wenig Verkehr haben dem ambitionierten Freizeitsportler das Leben erleichtert. Nebst den Bergetappen in den französischen Alpen beschreibt Mahrer vor allem die Provence und die Ausläufer der Pyrenäen zwischen Südfrankreich und Nordspanien als herausragende Veloregionen. «Die Küstenstrasse vom französischen Argèles-sur-Mer entlang der Rebberge bis in die spanische Provinz Girona ist fantastisch zu befahren. Viele Höhenmeter auf einer verkehrsarmen Strasse, eine leichte Brise im Gesicht und das Meer immer vor Augen, was will man mehr», schwärmt er, und verweist dabei auf die französischen Ortschaften Collioure und Port-Vendres, um nur einige zu nennen, wo man verweilen möchte. «Selbstverständlich war es auch eine Genussreise, welche kleine Pausen in Fischerdörfern und im Hinterland zugelassen hat», so Mahrer.

Eine sorgfältige Routenplanung, vorab getätigte Hotelreservationen und zwei Ruhetage unterwegs haben zum erfolgreichen sportlichen Erlebnis beigetragen. «Während in den Alpen und in der Provence ersichtlich war, wie abhängig diese Regionen vom saisonalen Tourismus sind, hat Avignon viel zu bieten», erzählt er. Auch die Region Dreiseeland, die Weite im Waadtland und die Genferseeregion haben es ihm angetan. Ohne Begleitfahrzeug unterwegs, hat sich Mahrer deutlich einschränken müssen, was die Kleiderwahl betraf. «Ich habe nichts vermisst», gibt er zu Protokoll und fügt schmunzelnd an, dass es jeweils eine kleine Herausforderung war, seine wenigen Habseligkeiten jeden Morgen wieder in den kleinen Taschen zu verstauen.

 

«Das ideale Fortbewegungsmittel»

Weshalb eine Radreise nach Barcelona? Etwa ein Selbstfindungstrip, in Anlehnung an eine Wanderung auf dem Jakobsweg? Keineswegs, eine reine sportliche Herausforderung, bekräftigt Mahrer und meint, für solche Gedanken blieb unterwegs wenig Zeit. «Ich habe vergangenen Sommer die unzähligen Flugangebote genutzt und bin für einen Tagesausflug nach Barcelona gereist», erzählt er nüchtern. «Rückwirkend habe ich mich immer wieder gefragt, ob dieser Ausflug wirklich bereichernd war», so Mahrer und fügt an, dass ihm am Reisen vor allem das «Unterwegssein» wichtig ist. Das Velo sei das ideale Fortbewegungsmittel, um Regionen und Menschen näher kennen zu lernen.  


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