Die Odd Fellows Rheinfelden und der Kanton Fricktal

  27.05.2017 Aargau, Rheinfelden, Kantone, Unteres Fricktal

Organisiert wurde der Anlass im historischen Rathaussaal Rheinfelden von der Waldstadt-Loge Nr. 12 der Schweizerischen Odd Fellows, deren Co-Obermeister Roland Weiss den Gästen, darunter auch den Stadträten Gloor und Jucker, den Orden der Odd Fellows vorstellte.

Das Fricktal war im 18. Jahrhundert starken gegensätzlichen Einflüssen ausgesetzt. Einerseits den Ideen der französischen Revolution (1789 – 1799), andererseits den alten feudalistischen Herren aus Österreich. Die Brüder Karl und Sebastian Fahrländer aus Ettenheim waren überzeugt von der republikanischen Staatsform. Sie wollten diese mit dem Schwung der französichen Revolution auch am Hochrhein einführen. Von den Jakobinern, teilweise radikale Revolutionäre und Anhänger Robespierres, leitet sich auch der Ausdruck «Jakobiner am Hochrhein» ab. Der Kanton Fricktal war also letztlich ein revolutionäres Projekt zur Beendigung der habsburgischen Herrschaft.

Bürgerrecht von Münchwilen
Die entscheidenden ersten Schritte ins Fricktal wurden bald darauf gemacht, als die Brüder das Bürgerrecht von Münchwilen erwarben. Wie kann man sich die damalige politische Landschaft in der heutigen Schweiz und im Fricktal vorstellen? Seit 1798 gab es die «Helvetische Republik», welche eng mit Frankreich verbunden war. Das Fricktal wurde 1797 an Frankreich abgetreten und vier Jahre später der Helvetik versprochen, der obere Teil dem Kanton Aargau, der untere Teil Basel. Doch es gab keinen Termin dafür, weshalb das Fricktal «in der Luft hing».

In dieser Situation gelang es Sebastian Fahrländer, die hohen Herren der französischen Gesandschaft und der helvetischen Regierung von der Idee eines unabhängigen Kantons Fricktal zu überzeugen. Unterdessen nach Laufenburg umgezogen, eröffnete er den Ortsvorstehern und Beamten, dass er «beauftragt» sei, im Namen der französischen und helvetischen Behörden das Fricktal neu zu organisieren. Am 9. Februar 1802, dieser Tag gilt als «Geburtsdatum» des neuen Kantons, wählten die Behördenvertreter Sebastian Fahrländer zum «provisorischen Statthalter». Als Hauptstadt wurde Laufenburg ernannt. Daneben gab es mit Rheinfelden, Frick und auch Laufenburg drei Distrikte.

Gute aber auch negative Eigenschaften
Zu den positiven Errungenschaften im neuen Kanton kann man sicher die Abschaffung der hohen Feudalabgaben und Verbesserungen in der Verwaltung zählen. Nebst guten Eigenschaften wie Ideenreichtum und Durchsetzungsvermögen, die Sebastian Fahrländer nachgesagt werden, sind aber auch sein diktatorisches Auftreten und der lockere Umgang mit Geld überliefert. Letzteres offenbar mit dem Ziel, seinen Projekten mit Geschenken an einflussreichen Stellen Nachdruck zu verleihen.

Bald darauf gewannen die konservativen Kräfte Oberhand, begünstigt durch den Abzug der Truppen Napoleons. Beamte im Dienste Österreichs begaben sich mit 100 Bauern nach Laufenburg, enthoben Sebastian Fahrländer von allen Ämtern und liessen ihn inhaftieren. Der erste Konsul Napoleons distanzierte sich von seiner ursprünglichen Zustimmung zum Kanton Fricktal, dieses wurde 1803 dem Kanton Aargau zugeschlagen und nicht mit Basel geteilt.

Gründe für das Scheitern
Das Fazit nach dem Scheitern des Experimentes «Kanton Fricktal» fällt gemischt aus: Einerseits waren die Ideen der französischen Revolution, «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» fortschrittlich und schlugen sich auch in Verbesserungen der Lebensumstände der verarmten Bevölkerung nieder, andererseits war es wohl mit dem politischen «Gespür» Sebastian Fahrländers nicht zum besten bestellt. Zu wenig gesicherte Abstützung bei den Exponenten der Helvetik, selbstherrliches Auftreten sowie der Vorwurf der Bestechung mögen die Gründe für das Scheitern gewesen sein. (mgt)


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